Eigenh. Brief mit U. („Rückert“).
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An den Greifswalder Germanisten Albert Hoefer (1812–1883), der im Jahr zuvor eine Übersetzung der „Urvasi“ veröffentlicht und nun um Rückerts Urteil gebeten hatte, der seinerseits auch schon eine Übertragung davon besorgt hatte: „Ihre Urwasi, für deren Zusendung ich freundlichst danke, habe ich mit der größten Theilnahme gelesen, und in dieser schönen wohlgelungenen Arbeit weder die gründliche Sanskritkenntnis noch die deutsche Sprachgewandtheit verkennen können. Gerne würde ich mein Urtheil darüber, Ihrem Wunsche gemäß, öffentlich aussprechen, wenn ich nicht mit den Berliner Jahrbüchern, in welchen allein ich sonst wo[h]l dergleichen that, ganz außer Verbindung gekommen wäre, durch Schuld meiner Fahrlässigkeit, indem ich dort manches früher übernommene, wie z. B. eine Anzeige des vortrefflichen Raghuwansa von Stenzler, schuldig geblieben bin. Doch ich wäre hier auch gar nicht zum Richter berufen, weil ich ja selbst Partei bin. Ein anderer möge zwischen Ihrer und meiner Leistung nach Befund richten; sie werden wo[h]l beide neben einander bestehen, Ich zweifle nicht, daß Sie bei den Kennern die verdiente Anerkennung finden werden; ob auch gewünschten Beifall bei der größern Lesewelt, die jetzt mit Allerweltsliteratur so überhäuft ist? [...]“ – Auf nachgedunkeltem Papier mit einem kleinen Rest von Siegellack. Friedrich Johann Michael Rückert war ein deutscher Dichter und Sprachgelehrter, der als Sprachgenie gilt. Er ist der Verfasser der erschütternden Kindertodtenlieder, in denen er den frühen Tod (Winter 1833/1834) seiner beiden Lieblingskinder beklagt. Sie umfassen 428 Gedichte. Die Gedichte erlangten Bekanntheit durch die Vertonung Gustav Mahlers. Der Historiker und Schriftsteller Hans Wollschläger nannte die Kindertodtenlieder „die größte Totenklage der Weltliteratur“. Den Liederzyklus Kindertotenlieder komponierte Gustav Mahler (1860-1911) zwischen 1901-1904. Mahler wählte fünf Texte zur Vertonung aus. Mahler hatte elf Geschwister, von denen sechs im Kindesalter starben. Seine Frau Alma konnte nicht verstehen, dass er 1904, während seine beiden Kinder vergnügt im Garten spielten, seine Kindertotenlieder komponierte: „Ich kann es wohl begreifen, dass man so furchtbare Texte komponiert, wenn man keine Kinder hat, oder wenn man Kinder verloren hat. Ich kann es aber nicht verstehen, dass man den Tod von Kindern besingen kann, wenn man sie eine halbe Stunde vorher, heiter und gesund, geherzt und geküsst hat!“ 1907 starb die gemeinsame Tochter Maria-Anna an Scharlach-Diphtherie.