E. Brief mit U.
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Sigmund Freud (1856–1939), Mediziner und Begründer der Psychoanalyse. E. Brief mit U. („Freud“). Wien, 10. Januar 1930. ¾ S. Gr.-8°. Mit einigen Beilagen (s. u.). – An die Schriftstellerin und Journalistin Helene Scheu-Riesz (1880–1970), die ihm am Tag zuvor einen Brief des amerikanischen Dichters Robert Haven Schauffler hatte zukommen lassen, der eine Frage enthielte, „die nur Sie selber beantworten können. Sein Buch hat auf mich einen so tiefen Eindruck gemacht, [...] und die Frage, inwieweit psychische Beeinflussung in einem bestimmten Sinn durch Dichtung möglich ist, beschäftigt mich sehr stark. Wollen Sie erlauben, dass Mr. Schauffler Ihnen sein Buch bringt? Er ist ein Mann von so ungewöhnlichen Qualitäten, dass nicht einmal Sie es bedauern werden, ihm ein Stückchen Ihrer kostbaren Einsamkeit geopfert zu haben [...]“ (ms. Brief v. 9. Januar 1930; hier als Durchschlag beiliegend). Freud nun schreibt ihr unterm 10. des Monats: „Ich gebe zu daß Herr Schauffler infolge Ihrer Empfehlung und seiner Beziehung zu G. St. Hall [d. i. der amerikanische Psychologe Granville Stanley Hall, 1844–1924] einen besonderen Anspruch darauf hat daß sein Wunsch etwas mit mir zu besprechen erfüllt werde. Aber mein großes Ruhebedürfnis – nicht der Wert meiner Zeit – steht dem im Wege [...]“. – Helene Scheu-Riesz wurde bekannt als Lyrikerin und Erzählerin für die Jugend, gab unter dem Titel „Sesam-Bücher“ in dem von ihr gegründeten gleichnamigen Verlag eine Klassiker Sammlung heraus und verfaßte Märchenbücher, Puppen- und Weihnachtsspiele; zudem war sie in der österreichischen Frauenbewegung und Kinderpädagogik tätig. 1934 in die USA emigrierend, lebte sie als Journalistin in New York und kehrte 1954 nach Wien zurück. Das erklärte Ziel der Gattin des sozialdemokratischen Politikers Robert Scheu war es, eine Universalbibliothek mit „guter“ Literatur für alle, insbesondere auch für ärmere Kinder zu schaffen. – Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.