Dokument mit eigenh. Eintragungen und U.
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Dokument zur Bestätigung der Berufung und Eignung des Laurenz Hagen als Prediger in Baben (Altmark), das Hagen vor Ort vorlegen konnte. Hagen war bei Agricola, der das Amt des brandenburgischen Oberhofpredigers und Generalsuperintendenten innehatte, mit einem Brief des lokalen Lehnsherren Joachim von Eichstedt vorstellig geworden, aus dem hervorging, "dass er zum Amt des Predigers in Baben berufen worden ist, und der ferner bezeugt, dass er einen gottesfürchtigen und aufrechten Charakter besitzt" (Übers.). Agricola beschreibt seine persönliche Prüfung der Eignung des Kandidaten, sowohl was die "die reine katholische und orthodoxe Lehre des Evangeliums" betrifft, als auch hinsichtlich der von Kurfürst Joachim II. 1539 eingeführten brandenburgischen Kirchenordnung und gibt Hagens Beteuerung wieder, "der ihm anvertrauten Gemeinde die Lehre, der er folgt, treu weiterzugeben und sich zu bemühen, der Kirche nicht zu schaden". In Anbetracht der Prüfung und Beteuerung überträgt Agricola Hagen das Amt des Predigers in Babel und bevollmächtigt ihn "die von Christus im Evangelium geweihten Sakramente zu spenden", sofern die notwendige öffentliche Ordinierung "zur passenden Zeit" durch den Generalsuperintendenten selbst oder seinen lokalen Vertreter erfolgen wird. Zur Vorbereitung auf die Ordinierung bittet Agricola den Pastor des benachbarten Arneburgs "Lorenz Hagen [...] zu unterweisen, wie ein Vater seinen Sohn unterweisen würde". - Trotz seines offen ausgetragenen theologischen Streits mit Martin Luther, dessen enger Vertrauter und Sekretär Agricola einst gewesen war, der in Agricolas Flucht aus Wittenberg 1537 kulminierte, war Agricola in Folge in führender Position an der Errichtung der evangelischen Kirche Brandenburg beteiligt. Kurfürst Joachim II. ernannte ihm zum ersten Hofprediger der neu errichteten Berliner Dom- und Schlosskirche und übertrug ihm zusätzlich die bedeutenden Ämter des Generalsuperintendenten und Visitators. 1541 widerrief Agricola einige seiner Positionen im Streit mit Luther doch eine Aussöhnung blieb aus. Nach Martin Luthers Tod geriet er mit Philipp Melanchthon in offenen Konflikt, wobei er erfolgreich den Einfluss der sogenannten Philippisten in Brandenburg zurückdrängte. Auf breite Ablehnung unter protestantischen Theologen stieß Agricolas Teilnahme an der von Kaiser Karl V. 1548 berufenen Kommission zur Ordnung der Religionsverhältnisse, deren Kompromissvorschläge und Konzessionen mit Spott und Häme quittiert wurden. - Gebräunt und leicht angestaubt. Mit einem kl. Wasserfleck im rechten oberen Eck und geringfügigen Seiteneinrissen. Minimal stockfleckig. Mit Sammlernotizen in Blei.