Oskar Ludwig Wolff

Wolff, Oskar Ludwig

Schriftsteller (1799-1851). Eigenh. Brief mit U. Jena. 23.06.1838. 3 SS. auf gefalt. Doppelblatt. Blaues Papier mit Goldschnitt. 4to.
$ 908 / 850 € (938439/BN938439)

An den Musikkritiker und Komponisten Carl Banck (1809-89): "Warum ich nicht eher geschrieben habe, Liebster? Weil die Muse nicht zu mir getreten ist und ich den Brief nicht ziehen lassen wollte, ohne daß er Ihnen Poetisches mitbrächte. Einzelnes ist wohl aufgetaucht, aber ohne fertig zu werden, ohne sich abzurunden. Dergleichen will doch gute Zeit haben; darum habe ich es und mich gehen laßen. - Soll ich Ihnen nur wieder sagen, daß Sie mir an allen Ecken und Enden fehlen - das fühlte sich durch.

Dazu habe ich viel Geschäftliches zu expediren gehabt und das lähmte die Phantasie. - Nun muß ich aber schreiben, denn gleichzeitig mit Ihrem Briefe traf heut Morgen das beifolgende Paket ein wahrscheinlich vom Hofmeister, das ich nun sogleich expedire. Die Einlage für H. ist besorgt. - Ich hatte ihr früher geschrieben, da Luise sie so sehr wünscht; sie ist bereit zu Neujahr wie sie antwortet. Nun wollen wir einmal hinüber. Ende Juli oder August, damit sie und Luise sich sehn und sich mündlich besprechen, [...] Luise ist übrigens eine excellente Frau - Um hinzuhorchen sagte ich, in Rudolfstadt habe man gegen mich gemeint, es existire ein näheres Verhältnis zwischen Ihnen und H. ich wäre aber überzeugt, das sei nicht wahr. L. antwortete: ‚Wäre es auch, was geht das mich an. Wenn sie so ist wie du sie beschreibst so bekomme ich ein ordentliches, gutes Mädchen, das willig und gewandt und mit den Kindern freundlich und fein ist, und mehr verlange ich nicht denn alles Andere kümmert mich nicht.' - sie wissen also woran Sie sind und wenn der T nicht sein Spiel mit Multiplication treibt, so laßen Sie Alles getrost bleiben wie es ist […]". - Der Sohn jüdischer Eltern studierte in Berlin, wo er sich taufen ließ, Medizin, dann in Kiel Geschichte und Philosophie und wurde 1824 promoviert. Nach kurzer Tätigkeit als Volontär an der Kieler Universitätsbibliothek ging er als Lehrer nach Hamburg und hatte ersten Erfolg mit poetischen Improvisationen. Durch Goethes Vermittlung erhielt er 1826 eine Professur für neuere Sprachen am Gymnasium in Weimar, wechselte 1829 als a.o.Prof. der neueren Sprache und Literatur an die Univ. Jena und wurde 1837 o.Professor. W. schrieb Romane, Novellen, Humoresken, Gedichte und literarische Feuilletons. Bedeutsam sind seine Anthologien Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes (1839, (31)1908) und Der Hausschatz deutsche Prosa (1845, (11) 1875)..

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