Virchow, Rudolf
Mediziner, Begründer der Pathologie, Politiker (1821-1902). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Berlin. 8vo. 4 pp. Gefaltet.
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Virchow bittet einen guten Freund in der Frage um Rat, ob sein Schwager Karl Theodor Seydel, der damalige Oberbürgermeister von Berlin (1863-1872), in das Haus seines Schwiegervaters ziehen oder dieser in eine künftige Oberbürgermeister-Wohnung des neuen Roten Rathauses ziehen sollte.
„Verehrtester Freund, in unserer Familie ist heute Rath gehalten worden über die Verwendung des von meinem Schwiegervater hinterlassenen Hauses, nach längerer Verhandlung ist es als das [...] betrachtet worden, wenn Seydel, der Oberbürgermeister dahin ziehen könnte.
Ich schreibe Ihnen sofort denn, mit der Bitte, mir Ihre Ansicht mitzutheilen und, wenn es Ihnen nützlich erscheint, mit einflußreicheren Mistreitern der Versammlung darüber zu sprechen. Ich vermerke, daß nächstens eine Vorlage des Magistrats wegen der Oberbürgermeister-Wohnung im Rathhaus. an die Versammlung kommen wird. Wäsemann und die […]-Commission wollen Sie ganz gestrichen haben und daraus Büreaus machen. Seydel will auf alle Fälle nicht hierein, es man von ihm nicht verlangen könne, daß er für 4 Jahre sich noch in die Kosten einer neuen Einrichtung stürze. Dagegen will er für den […] Oberbürgermeister die Sache erhalten. Seine jetzige Weisung hat große Mängel, namentlich im Sommer, an die Nähe des Gartens sehr minderwertige Zustände […]. Mehr weiß ich sie für seine vielen Kinder ungenügend. Er möchte also, daß die Stadt ihm statt der Wohnung eine Mietherentschädigung gäbe. Wahrscheinlich würde die Stadt dabei nicht schlecht fahren, da die Wohnung sich aller Wahrscheinlichkeit nach viel besser vermiethen wird. Er sprach vorläufig von einer Miether-Entschädigung von 1000 [Thaler]. Obwohl ich als Schwager die Sache mitbringe etwas unrichtig ansehe, so scheint mir daß ein objectiver Grund nicht nicht vorzuliegen, einem solchen Arrangement entgegenzutreten. […] ist es aber für Seydel in der That sehr wünschenswerth, hier raus zu kommen. Prüfen Sie alles [und] theilen Sie mir Ihre Meinung in zwei Worten mit, sobald Sie sehen, wie es geht. Herzlichen Gruß! Ihr ergebenster R. Virchow“.