Über Politik darf man wohl nicht schreiben? Non e opportuno dire la verita? Aber ich darf sagen, dass wir hier zu Lande sehr ruhig sind - molto tranquilli.
Non c’e paura.
Wir lassen uns im Ohr schlecken, und lächeln ein wenig über die progressi Russi, notevole succesi Russi, welche im Corriere stehen.
Questo noi fa ridere.
Und sonst - Indenburgo fara da se.
Herr Mussolini ist ein amusanter Kerl. Warum nehmen Sie das ernst? Die grösste Beleidigung ist eine Zusammensetzung von Worten. Um Worte zu schreiben braucht man nur Tinte, Feder u. Papier. Non e difficile esargerare.
Wer glaubt daß wir kleine Kinder fressen, soll es nur glauben. Wir haben doch keinen Schaden, wenn andere dumm sind. Neulich sagte doch ein Minister in Italien sei man neurasthenisch?
Nun wir sind sehr das Gegenteil von neurasthenisch u. die Engländer dürfen jeden Tag telegrafieren, daß sie die Dardanellen morgen haben werden. Wir lachen darüber. Warum ich noch nicht Soldat bin? Weil ich bald 49 J. alt bin, aber vielleicht u. hoffentlich läßt es sich doch noch machen. Es wäre mein glücklichster Tag. Jetzt addio lieber Doctor, viele herzl. Grüße Ihrer Frau, Ihrer Tochter u. Ihnen, auch von Marion. […]“
Thomas Einstellung war vor dem Ersten Weltkrieg eher linksliberal gewesen. So hatte er sich mit oftmals beißender Kritik an Gesellschaft, Kirche und Staat nicht zurückgehalten. Dies änderte sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges. Thoma schlug bei der nächsten Redaktionssitzung des Simplicissimus vor, die Zeitschrift einzustellen, da er nun keinen Platz mehr für Satire und Kritik sah. Die Mehrheit der Redaktionsmitglieder entschied sich gegen diesen Vorschlag, doch die kritische Haltung der Zeitschrift wurde weitgehend aufgegeben. Der Simplicissimus wurde zahnlos, und auch Thoma konnte und wollte sich der besonders unter den Intellektuellen herrschenden allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht entziehen. Er meldete sich freiwillig als Sanitäter und zog 1915 mit einer bayerischen Division an die Ostfront nach Galizien. Dort erkrankte er schwer an der Ruhr und wurde felddienstuntauglich. Im besonders produktiven Jahr 1916 erschienen viele Werke. 1917 warb Thoma im „Miesbacher Anzeiger“ für das Zeichnen von Kriegsanleihen. „Unser Vaterland muß den Krieg durchführen bis zum siegreichen Ende“, hieß es im Oktober 1917 unter der Überschrift „Warum muß gerade der Bauer die Kriegsanleihe zeichnen?“ Im Juli 1917 schrieb er sich (wie Richard Hertwig, Max von Gruber, Emil Kraepelin und Rüdin) als Mitglied einer neugegründeten Ortsgruppe der Deutschen Vaterlandspartei ein, die für einen kompromisslosen Siegfrieden eintrat. Mehrmals trat er für die Vaterlandspartei als Redner auf, wie im Sommer 1917 im Münchner Löwenbräukeller..