Johannes Nicolaus Stark

Stark, Johannes Nicolaus

Physiker und Nobelpreisträger (1874-1957). Masch. Brief mit eigenh. U. „Stark“. Zur Zeit Weiden. Folio. 2 pp.
$ 2,669 / 2.500 € (83438)

Scharfes Protestschreiben an den Zeitschriften-Ausschuss der Deutschen Physikalischen Gesellschaft: „[...] Als Mitglied dieses Ausschusses gebe ich folgende Erklärungen ab. Ich habe nur einmal eine Einladung zu einer Sitzung dieses Ausschusses erhalten. Da diese in die Zeit meines Stockholmer Aufenthaltes fiel, konnte ich an ihr nicht teilnehmen. Ich benachrichtigte hierüber Herrn Scheel und schlug vor, die Aussprache und Beschlussfassung über wichtige Angelegen- heiten bis zur Nauheimer Zusammenkunft zu verschieben.

Aus dem genannten Bericht entnehme ich, dass seitdem eine Reihe von Sitzungen des Ausschusses abgehalten worden ist. Zu keiner von ihnen habe ich eine Einladung erhalten; in ihnen sind grundlegende Vorschläge für Änderungen im Zeitschriftenwesen gefasst worden. In dem Bericht sind die Namen der anwesenden Herren nicht mitgeteilt. Es sieht deshalb so aus, als ob alle Mitglieder des Ausschusses an den Beratungen mitgewirkt hätten. Dieses Vorgehen ist in formaler Hinsicht zum mindesten nicht korrekt und ich verwahre mich dagegen [...]. Ich lege weiter dagegen Verwahrung ein, dass an der Schriftleitung der Annalen der Physik Kritik geübt wurde und Vorschläge für Änderung dieser Schriftleitung gemacht wurde, ohne dass anscheinend der verantwortliche Schriftleiter Herr Kollege Wien zu dieser Aussprache zugezogen wurde. In sachlicher Hinsicht habe ich gegen die gemachten Vorschläge die schwersten Bedenken. Das vorschnelle und eigenmächtige Vorgehen der beteiligten Berliner Herren in der Schaffung der Zeitschrift für Physik und in der Umänderung der Verhandlungen unserer Gesellschaft war verkehrt genug und hat Schaden genug ge- stiftet [...]. Ich stelle den Antrag, die weiteren Verhandungen des Zeitschriftenausschusses bis zur Zusammenkunft in Nauheim zu vertagen [...]“. - „Die ,Zeitschrift für Physik’ erschien erstmals 1920, begründet wurde sie 1919 durch ein Komitee, bestehend aus Albert Einstein, Karl Scheel, Wilhelm Westphal und Fritz Haber, nachdem die ,Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft’ zu umfangreich geworden waren. - Die ,Annalen der Physik’ erschienen in den 1920er Jahren in der 4. Folge, Herausgeber waren von 1906 bis 1928 Wilhelm Wien (1864-1928) und Max Planck (1858-1947). - Johannes Stark gilt als Begründer der nationalistisch und antisemitisch geprägten ,Deutschen Physik’ und als ,das wohl bekannteste und infamste Beispiel der nationalsozialistischen Einflussnahme auf die Physik’ (Hoffmann/Walker). - Die von Stark erwähnte ,Zusammenkunft’ war die Naturforscherversammlung in Nauheim im September 1920. Näheres dazu in Hoffmann/Walker, Physiker zwischen Autonomie und Anpassung, Weinheim 2007, S. 29 ff.. - Gelocht..

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Stark, Johannes Nicolaus

Physiker und Nobelpreisträger (1874-1957). Masch. Brief mit eigenh. U. "Stark". Berlin- Charlottenburg. Folio 1 p., mit gedrucktem Briefkopf „Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt". Dazu 4 Seiten Beilage.
$ 2,669 / 2.500 € (83439)

Wissenschaftshistorisch hochinteressantes Schreiben an den soeben gewählten Vorsitzenden der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Karl Mey (1879-1945), kurz nach der entscheidenden Sitzung, in der Stark nach einer couragierten Rede Max von Laues die Wahl zum Vorsitzenden der DPG verloren hatte: „[...] Ihre gestrigen Äußerungen über die Mitwirkung an der Herausgabe der Physikalischen Berichte veranlassen mich, meine Ihnen mündlich in dieser Hinsicht gegebene Zusage zurückzuziehen, und zwar setze ich als Zeitpunkt des Aufhörens der Mitwirkung von Seite der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt den 31.

Dezember 1933 fest. Nach diesem Tage werden die bisher benutzten Räume in der Reichsanstalt für die Herausgabe der Physikalischen Berichte nicht mehr zur Verfügung stehen und die Mitarbeit von Angehörigen der Reichsanstalt kann, wenn überhaupt, nur außerhalb ihrer Dienstzeit erfolgen [...]". - Die Wahl von Karl Mey zum Präsidenten der DPG im Jahr der Wahl Hitlers zum Reichskanzler war ein deutliches Zeichen der Unabhängigkeit von der nationalsozialistischen Politik. Auf der Sitzung der Deutschen Physi- kalischen Gesellschaft war es zum offenen Konflikt mit der "Deutschen Physik" gekommen. Johannes Stark, nach der Machtergreifung zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) aufgestiegen, erhob Anspruch auf die unumschränkte Führerschaft der Physik in Deutschland mit der Wahl zum Vorsitzenden der DPG. Mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde aber der von Max von Laue und anderen aufgestellte Gegenkandidat, der Industriephysiker und Osram-Direktor Karl Mey. - Johannes Stark gilt als Begründer der nationalistisch und antisemitisch geprägten "Deutschen Physik" und als "das wohl bekannteste und infamste Beispiel der nationalso- zialistischen Einflussnahme auf die Physik" (Hoffmann/Walker). - Details zu den Umständen der Wahl in Hoffmann/Walker, Physiker zwischen Autonomie und Anpassung, Weinheim 2007, S. 73 ff. - Bei- liegend der masch. "Auszug aus dem Protokoll über die Sitzung des Kuratoriums der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt am 11. und 12. März 1931. - Gelocht, kleiner Rostfleck oben links (Büroklammer)..

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