Schumann, Clara
Pianistin und Komponistin (1819–1896). Eigenh. Brief m. U. „Clara Schumann“. Leipzig. Gr.-8vo. 4 pp.
$ 8,178 / 7.500 €
(61377)
An [den Grafen Michail Wielhorski (1787-1856)] in St. Petersburg, bei dem sie sich, nach der Rückkehr nach Leipzig, für dessen Gastfreundschaft bedankt; erwähnt Mendelssohn und Hiller. „[…] diese Zeilen sollen ihnen nur meinen herzlichsten Dank aussprechen für die freundliche Ueberraschung, welche Sie mir am letzten Morgen in Petersburg durch Ihr schönes Geschenk bereiteten. Es ist mir das liebste Andenken von der Reise und wird mich immer und immer an die in Ihrem Hause erlebten Stunden erinnern; die uns die schönsten waren […] Meine Kinder fand ich ganz gesund und in jeder Hinsicht zu unserer Freude fortgeschritten, sie waren wohl gepflegt worden, und machen mir große Freude durch ihre Kindlichkeit und Seelengüte, die sie wohl vom Vater geerbt […] In musikalischer Hinsicht giebt es nicht viel des Interessanten jetzt, im Sommer ist immer Stillstand bei uns.
Mendelssohn ist noch in London, Hiller in Frankfurth etc. Möchten Sie doch wirklich Ihren Plan mit einem Musikfest in Petersburg ausführen – welch ein Zusammenwirken aller musikalischen Kräfte müßte das sein!
Diese Zeilen werden Sie wohl in Zarskow Selo finden – mit welchem Vergnügen denke ich an diesen Ihren reizenden Aufenthalt! Wie schön war unsere Fahrt im Park, wie schön überhaupt alles, was wir in Petersburg sahen, und wie herrlich war auch Moskau! Ich glaube unsere Sehnsucht dahin wird bald einmal wieder erwachen, wäre es nur nicht so gar weit.
Unsere Seereise war bis auf ein starkes Gewitter, welches mich nicht wenig in Schrecken versetzte, schön; wir hatten sehr angenehme Reisegesellschaft, besonders erheiterte der Fürst Metscherschky aus Moskau alle sehr durch seine geistreiche, witzige Unterhaltung.
Mein Mann, der sich Ihnen auf das angelegentlichste empfiehlt, wird wohl nun bald an’s componieren gehen ich freue mich schon jetzt wieder auf seine neuen Producte.
Verzeihen Sie, hochgeehrter Herr Graf, daß ich Sie so lange belästigt – Sie haben dies Ihrer eigenen Güte und Freundlichkeit gegen mich, und der innigen Zuneigung und Verehrung, die uns an Ihr Haus fesselt, zuzuschreiben […]“ - Michail Wielhorski war ein Schüler von Kieseweter und Romberg. Sein Haus in Sankt Petersburg war ein Zentrum des Kunst- und Musiklebens der Stadt. Wielhorski galt als Freund von Zar Nikolaus I. und hatte seitens des Hofministerium die Aufgabe, Musiker auszuwählen und sie dem Hof in St. Petersburg vorzustellen.
Clara Schumanns erster Petersburger Aufenthalt, gemeinsam mit Robert, brachte erfolgreiche öffentliche und private Konzerte. Die Teilnahme des Publikums steigerte sich, und auch das Konzert am Zarenhof war ein Erfolg. „[…] Als Clara und Robert Schumann Anfang April 1844 in Moskau ankamen, mußten sie feststellen, daß die eigentliche Konzertsaison bereits vorüber war. Die Konzerte waren nicht gut besucht, der Adel jedoch sehr entgegenkommend. So erschienen bei einer Matinee auch die Damen der höchsten Adelsgesellschaft, was ganz gegen die damalige Sitte war. Das Ehepaar nutzte den Aufenthalt daher mehr für touristische Besichtigungen und zur Erholung […]“ (Julia M. Nauhaus, Schumann-Portal) .