Werner von der Schulenburg

Schulenburg, Werner von der

Diplomat und Schriftsteller (1881–1958). Eigenh. Albumblatt mit U. Bern. 1 S. Kl.-4to.
$ 129 / 120 € (19721)

Werner von der Schulenburg (1881–1958), Diplomat und Schriftsteller. E. Albumblatt mit U. Bern, 31. Mai 1917. 1 S. Kl.-4°. – „Ich griff nicht nach den goldenen Sternen. | Der Himmel war mir viel zu weit. | Es lagen meine fernsten Fernen | Noch immer in der Wirklichkeit [es folgen vier weitere Zeilen]“. – Werner von der Schulenburg war während des Ersten Weltkriegs im Kriegspresseamt in Berlin und dann an der deutschen Gesandtschaft in Bern tätig, unternahm nach dessen Ende mehrere Reisen und gab von 1927 bis 1929 die Monatsschrift „Italien“ heraus.

„Schulenburg lehnte es ab, diplomatische Aufgaben für die Nationalsozialisten zu übernehmen, lebte während des Zweiten Weltkriegs in Albano und betrieb in Rom ein Übersetzerbüro. Zusammen mit seinem Vetter Werner von der Schulenburg gehörte er der Widerstandsbewegung in Italien an. 1943 floh [er] nach Venedig, kehrte bei Kriegsende nach Deutschland zurück und lebte dann im Tessin“ (DBE). Zu seinem Werk zählen historische und biographische Romane sowie Novellen und Komödien. – Papierbedingt etwas gebräunt und mit stärkeren Läsuren am rechten Rand; etwas fleckig..

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Schulenburg, Werner von der

Schriftsteller (1881-1958). Ms. (Diktat-)Brief mit eigenh. U. O. O. 2 SS. auf 2 Bll. 4to.
$ 193 / 180 € (91673/BN60995)

Launige Zeilen an eine Dame, mit deren Schwester Schulenburg in der Villa Bünzli in Lugano zu Tisch geladen war. "Wir glaubten beide, wir hätten uns geirrt, als wir den tropischen Garten sahen und den Palast, der in ihr liegt. Es gehört schon eine grosse Charakterstärke dazu, um in einem solchen Fall nicht unbesehen 'Ja' zu sagen und die ganze Bünzli-Welt mit in Kauf zu nehmen, die sich vor uns auftat. Der Diener empfing uns an der Marmortreppe [...] In der Tür erschien Herr Bünzli, der sich zur Feier des Tages in einen Smoking geworfen hatte.

Er stand in der Tür verlegen wie ein Schuljunge und zog dann seine Schwester 'das Mari' nach sich, die er anscheinend zu diesem Fest hatte aus Zürich kommen lassen. Wir sprachen, wie sich das gehört, zunächst über das Wetter [...] Wir setzten uns, und ich, als artiger Elefant, machte Unterhaltung mit der Schwester Bünzli. Sie verstand kein Wort von dem, was ich auf hochdeutsch sprach, während ich kein Wort Schweizer Deutsch verstand, sodass wir uns am Ende französisch unterhielten". Das anschließende "Bünzli-Diner" mit Hummer à la Vanderbilt, geeister Bouillon, Forellen, Spargel in holländischer Sauce und dergleichen steigerte sich "zu wahrhaft symphonischen Ausmassen": "Das Scherzo war eine 'Platte Bünzli'. Stellen Sie sich folgendes vor: auf einem silbernen Wagen wurde hineingerollt eine 'Cassata', jenes Fruchteis, das man am besten mit einem Kirsch zusammen geniesst, und das in diesem Fall von innen beleuchtet war und den ganzen Planetenhimmel darstellte. Das war eine Huldigung Bünzlis an Ihre Schwester ["Meine Schwester stellt Horoskope", so die Randnotiz der Adressatin] [...] Unter diesem Planetenhimmel zog sich ein Kranz von Ananas entlang, dem weiter ein Kranz von Pflaumen, von Pfirsichen und von Aepfeln folgte, eine Pracht von Früchten, welche in einem Berg von Weintrauben endete. Ein niedliches Tessiner Mädchen schob dieses Fahrzeug an Herrn Bünzli heran; er nahm einen silbernen Löffel, schälte die geeiste Venus aus der Cassata heraus und legte sie Ihrem Schwesterchen auf den Teller. Finden Sie das nicht sehr deutlich? Selbst, wenn die Venus geeist ist? Dann verteilte Herr Bünzli die anderen Planeten, wobei ich dann Jupiter, aber auch den Saturn schnappte [...]". - Nach dem Genuss von Cassata, Baisers und Zigarren entledigte sich der Gastgeber des Rocks, "legte seine gewaltige Vorderhand schützend auf die schmale Schulter Ihrer Schwester und sagte: 'Sisch ein härrlicher Mensch!' Ich unterstützte ihn in dieser Ansicht, stellte aber im Innern fest, dass der wirklich Vornehme im Hause Bünzli eigentlich der Kammerdiener sei. Zu meinem grossen Schmerz war Ihre Schwester im Innern der gleichen Ansicht, umsomehr, als Bünzli bald reell besoffen war und die Schwester durchaus mit mir irgend einen modernen Tanz tanzen wollte, zu welchem ein entsetzliches Grammophon grausige Töne entfesselte". - Etwas abgegriffen und mit Randläsuren; ein Blatt mit Resten alten Klebefilms..

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