Ottilie Roederstein

Roederstein, Ottilie

deutsch-schweizerische Malerin zwischen Tradition und Moderne (1859-1937). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Frankfurt a. M. 8vo. 4 pp. Doppelblatt.
$ 857 / 800 € (93481)

An Herrn Lindley: „[…] Vor einigen Tagen regte mir der Sohn des Herrn Pfarrer Mackenzie, dass Sie geneigt seien der engl. Kirche das Portrait seines Vaters zu stiften & Sie den Wunsch geäussert, dass das Bild von mir gemalt würde. Es freut mich sehr geehrter Herr Lindly, dass Sie mir den Auftrag zugedacht haben. Der junge Herr Mackenzie meinte nun, das Bild solle nach Photographie gemalt werden sagte dann aber auch, dass sicher ein Bild des Vaters in seiner Familie sei. Eine Kopie nach dem Gemälde zu machen könnte ich mich nicht entschliessen auch nicht das Bild nach einer Photographie zu malen da Herr Pfarrer nach dem Leben gemalt werden kann & sein Kopf so wunderschön ist, dass mir die Aufgabe ihn nach der Natur zu malen wirkl.

Freude sei. Gestern nun nahm ich persönlich Rücksprache mit dem alten Herrn - er wäre bereit, mir in seiner Wohnung zu sitzen wenn Ihnen die summe für ein nach des Vaters gemalten Portrait nicht zu hoch wäre. Mein Preis für ein Brustbild ist 3000 Mark. Sollte Ihnen nun dieser Preis nicht konvenieren, wäre es immer noch das Beste das vorhandene leidlich gute Bild aus frühen Jahren zur […]. Zu dieser Aufgabe könnte ich Ihnen eine meiner ehemaligen Schülerin empfehlen die unter m. Aufsicht die Kopie gewiss auf sorgfältigste ausführen würde. Der Preis den die Dame öfters für Kopien nach Portraitköpfen erhielt wäre 600 Mark. Sollten Sie eine Rücksprache wünschen, bin ich gerne bereit hierzu. […]“- Vor allem mit der Porträtmalerei feierte sie große Erfolge und war jahrelang im Salon de Paris vertreten. Frühe Bilder tragen noch die Handschrift ihrer Lehrmeister aus Zürich, Berlin und Paris. Rasch entwickelte sie einen eigenen Stil und lebte ein unabhängiges Leben. Da sie und ihre Lebensgefährtin große Hürden überwinden mussten, um ihre Lebensziele zu erreichen, unterstützten sie später andere Frauen in dem Wunsch, zu studieren und ein selbständiges Leben zu finanzieren. Neben dem unbedingten Drang Künstlerin zu sein, wollte Roederstein durch ihre Malerei ein unabhängiges Leben führen können. Daher ging sie in ihrer Porträtmalerei keine Experimente ein, sondern orientierte sich an einem gefragten traditionellen Stil. Ellinor Landmann attestierte ihr dennoch fundiertes Wissen der Kunstgeschichte, eine große Virtuosität und das Talent in ihren Bildern einen „Wow-Effekt“ zu erzeugen. Sie war zu ihrer Zeit damit sehr erfolgreich, die Nachwelt verlor jedoch das Interesse an ihren Werken, so dass sie heute kaum bekannt ist. Erst seit 2012 erwachte das Interesse in der Kunstgeschichte und eine Reihe von Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz wurden kuratiert..

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