Moritz von Reymond

Reymond, Moritz von

Schriftsteller und Journalist (1833-1919). Eigenh. Brief mit U. Friedenau bei Berlin. 26.07.1887. 8 SS. auf 2 Doppelbll. 4to.
$ 268 / 250 € (938085/BN938085)

An seinen Jugendfreund Wilhelm mit der Bitte um Gewährung eines Darlehens, um die Mitgift seiner Tochter bestreiten zu können: "Es ist seit unserer Kinderbekanntschaft schon eine so unendlich lange Zeit der vollständigsten örtlichen und socialen Trennung verstrichen, daß dieser Versuch der Wiederannäherung einen umso befremdlicheren Eindruck machen muß, als derselbe durch eine rein materielle Interessen-Angelegenheit hervorgerufen wird [...] Zunächst ermutigt mich hierzu das Vertrauen in die unerschöpfliche Kraft der Jugendeindrücke und die Unzerstörbarkeit der Wechselbeziehungen, welche [...] durch gemeinschaftliche Erinnerungen an die goldene Zeit der Kindheit zwischen den Menschen geschaffen werden, dann aber halte ich es auch für meine Pflicht, in einer für meine Familie wichtigen Angelegenheit einen Schritt nicht unversucht zu lassen, von welchem ich mir - wenn auch nicht Erfolg, so doch richtige Würdigung versprechen darf [...] Im Jahre 1856 wandte ich mich der publizistischen und literarischen Tätigkeit zu, und habe mich bis heute mit meiner siebenköpfigen Familie nicht mühelos aber in Ehren durchs Leben geschlagen, ohne fremde Hülfe zu benötigen [...] Jetzt aber ist ein Fall eingetreten, der an sich zwar hocherfreulich ist, mir aber finanzielle Verpflichtungen auferlegt, die ich ohne fremde Beihilfe nicht erfüllen kann.

Meine fünfundzwanzigjährige Tochter verheiratet sich mit einem tüchtigen jungen Kaufmann, der einiges Vermögen und Anwartschaft auf eine nicht unbedeutende Erbschaft, überdieß aber sein gesichertes Einkommen und Aussicht auf stetige Verbesserung desselben hat. Ich muß nun für eine bescheidene Ausstattung des Mädchens sorgen [...] Dies erklärt und rechtfertigt wol zur Genüge den Gedanken, mich an dich als den ältesten Jugendbekannten, den ich überhaupt hatte, und den einzigen noch lebenden Altersgenossen, zu dem ich dereinst in näherer Beziehung gestanden, mit der Bitte um Gewährung dieses Darleihens zu wenden [...]"..

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