14 eigenh. Briefe mit U. und 1 eh. Postkarte mit U.
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Max Reger (1873–1916), Komponist und Pianist. 14 e. Briefe mit U. und 1 e. Postkarte mit U. München, Regensburg, St. Petersburg und Leipzig, 1905 bis 1910. Zusammen 40¼ SS. auf 28 Bll. Meist gr.-8°. Mit 6 e. adr. Kuverts, die Karte mit e. Adresse. – Freundschaftliche Korrespondenz mit dem Chirurgen Vinzenz Czerny (1842–1916) in Heidelberg, bei dem Reger während seiner Aufenthalte in Heidelberg zu wohnen pflegte. – I: „Verzeihen Sie freundlichst, wenn ich Ihnen erst heute verbindlichsten Dank sage für Ihre liebenswürdige Einladung, bei Ihnen während meines demnächstigen kurzen Aufenthaltes zu Heidelberg zu wohnen, welche überaus freundliche Einladung mir Ihr Herr Sohn in Berlin überbrachte u. die ich mit aufrichtigstem Dank annehme. – Allein ich bin seit 3 Wochen von Konzertsaal zu Konzertsaal, von Eisenbahncoupés zu Eisenbahncoupés gewandert, u. kam erst gestern nachts nach München zurück [...] Hoffentlich störe ich nicht allzusehr; mit Üben werde ich Sie nicht langweilen, weil ich auf Reisen überhaupt nie übe [...] Von Heidelberg aus gehe ich nach Mannheim, Regensburg u. Wien [...]“ (Br. v. 18. Januar 1905). – II: „[...] Natürlich schreibe ich wieder im Hotel; mit einer ‚wunderbaren’ Tinte u. Feder. An Ihre tapfere ‚musikalische Walküre’ Frl. Tochter werde ich in aller- allernächster Zeit selbst schreiben u. ihr meinen bewunderungsvollsten Dank sagen! Überall, wo ich es erzähle von meinem op 86 in Mannheim mit Frl. Czerny am Klavier[,] erregt dies Heldenstücklein par excellence die hellste Bewunderung! [...]“ (Br. v. 17. Februar 1905). – III: „[...] Ich wäre Ew. Excellenz sehr verbunden, wenn Sie die große Güte hätten, mir in nachfolgender Sache Auskunft gewähren zu wollen! Nämlich: ein Herr aus Heidelberg hat hierher ‚wohlwollender’ Weise einen Brief geschrieben, daß ich wegen meines – (doch an sich unschuldigen) Ulkes mit dem Plakat am Bahnhof zu Heidelberg eben verhaftet werden sollte u. daß es nur den Bemühungen Ew. Excellenz zu danken wäre, wenn ich nicht verhaftet werde! Da mir persönlich sehr viel daran liegt, Licht in diese Sache zu bringen, so wäre ich Ew. Excellenz zu ganz besonderem Dank verpflichtet, wenn Ew. Excellenz die große Güte hätten, mir darüber frdl. Auskunft geben zu wollen! Soeben habe ich 100 M an den Rechtsschutzverein für Frauen u. Mädchen zu Heidelberg abgesandt, welche Geldbuße mir abverlangt wurde, wenn ich nicht eine gerichtliche Verfolgung der Affaire mit dem Plakat haben wollte! Es scheint, daß es in Heidelberg Kreise gibt, die einen doch schließlich unschuldigen Ulk nicht verstehen! [...]“ (Br. v. 26. Februar 1906; die Verso-Seite von Bl. 2 mit einem ganzseitigen e. Antwortentwurf von V. Czerny). – IV: „[...] Seit 5 Tagen sind wir nun in Petersburg, wo es uns famos gefällt! Gestern war das 1. Konzert mit der kaiserl. Hofkapelle, das ich dirigierte u. mit Siloti zusammen auf 2 Flügeln spielte! Es war ein ganz enormer Erfolg! Nach meiner Orchesterserenade, die ich vor 14 Tagen in Heidelberg dirigierte, bekam ich einen wundervollen silbernen Lorbeerkranz überreicht; heute (Sonntag) abend ist das 2. Konzert – Regerabend; nächsten Mittwoch hab’ ich dann noch Kammermusikabend mit E. Ysaye u. Siloti, in welchem Konzert ebenfalls fast nur Werke von mir zur Aufführung kommen. Die Regergemeinde in Petersburg ist viel, viel größer, als ich glaubte. Gestern war hier ‚zur Abwechslung’ mal wieder eine ‚Bombengeschichte’! Die 2 Kerle hat man schon erwischt u. auch schon gehenkt. Das Standgericht arbeitet hier mit unheimlicher Schnelligkeit [...]“ (Br. v. 16. Dezember 1906). – V: „[...] Was macht mein Portrait? Ist Lenbach No. II noch nicht fertig damit? [...]“ (Br. v. 29. Dezember 1906). – VI: „[...] Ich muß heute noch die Nacht durch nach Darmstadt fahren, wo ich am 6. Jan. ein sehr, sehr anstrengendes Konzert im Hoftheater habe; morgen früh 8 Uhr komme ich an; von 10 Uhr hab’ ich Orchesterprobe, die mindestens so 3 Stunden dauern wird [...]“ (Br. v. 3. Januar 1908). – VII: „[...] im Mai 1910 soll in Dortmund ein Reger-Musikfest stattfinden, zu dem eine Reihe der namhaftesten Künstler Deutschlands ihre Mitwirkung zugesagt haben. Es sind beabsichtigt: 1 Kirchenconcert, 2 Kammermusikmatinéen, 2 Orchesterconcerte. Darf ich nun Ew. Excellenz ergebenst bitten, uns gütigst gestatten zu wollen, daß wir Ew. Excellenz illustren Namen mit ins Comité für dieses Musikfest aufnehmen dürfen, woraus uns ungeheuere Förderung der Sache erwüchse [...]“ (Br. v. 24. Juni 1909). – VIII: „Ew. Excellenz danke ich verbindlichst für [...] frdl. Worte anläßlich meiner Promovierung zu[m] Dr med, mit der ich selbst am allermeisten überrascht wurde u. welche Ehrung mich aus dem Grund so sehr erfreut, weil ich da in höchst respektable Gesellschaft: Hans Thoma u. Wilh. Raabe gekommen bin. Eine ärztliche Praxis werde ich nicht ausüben – lieber für die Unsterblichkeit als für die Sterblichkeit arbeiten [...]“ (Br. v. 17. Oktober 1910). – IX: Nach einem Aufenthalt in Heidelberg: „[...] Die fidele Gesellschaft fuhr bis Weimar zusammen, nachdem wir in Frankfurt zu Mittag gegessen haben; es war eine sehr lustige Fahrt, u. versuchte ich vergebens die Wogen der fidelitas zu dämpfen, da mir jeglicher Sinn für Humor abgeht; ich versuchte erzieherisch zu wirken u. meinen Mitreisenden mit ernsten Themen die Zeit zu vertreiben – leider umsonst! So werde ich immer in meinen besten Absichten verkannt [...]“ (Br. v. 27. Oktober 1910; mit kleinem Ausriß auf Bl. 2). – Meist auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.