William Emmanuel Rappard

Rappard, William Emmanuel

Schweizer Ökonom, Diplomat und Politiker (LdU), (1883-1958). Briefkarte mit eigenh. Unterschrift. Genf. 8vo. 1 p.
$ 128 / 120 € (76715)

Albumblatt mit Namenszug unterhalb seines Portraits. - Er wurde in der Zwischenkriegszeit vor allem bekannt als Verteidiger der Neutralität der Schweiz. In den 1930er Jahren warnte Rappard vor dem politischen und ökonomischen Nationalismus als Gefahr für den Frieden. In der Nachkriegszeit zeigte er sich gegenüber einem Beitritt der Schweiz zur UNO und einer Integration in Europa skeptisch. Von 1909 bis 1910 war er Assistent des Internationalen Arbeitsamtes in Basel und von 1910 bis 1911 stellvertretender Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Genf.

Von 1911 bis 1912 war er Assistenzprofessor für Ökonomie an der Harvard University. Er spielte als Freund von Abbott Lawrence Lowell, Harvard-Präsident von 1909 bis 1933, und des späteren US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson[1] sowie als Bekannter von Oberst Edward Mandell House und Walter Lippmann eine wichtige Rolle bei der Vergabe des Völkerbund-Sitzes an Genf. Von 1913 bis 1928 war er ordentlicher Professor für Wirtschaftsgeschichte und von 1915 bis 1957 für öffentliche Finanzen an der Universität Genf. Er war zweimal Rektor der Universität Genf, 1926–1928 und 1936–1938. Er war 1914/1914 einer der wichtigsten Förderer der neuen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. 1927 gründete er zusammen mit seinem Freund Paul Mantoux, von 1920 bis 1927 Direktor der politischen Sektion im Sekretariat des Völkerbundes[1], das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien (HEI).[2] Er konnte zahlreiche Flüchtlinge aus benachbarten totalitären Staaten wie Guglielmo Ferrero, Hans Kelsen, Ludwig von Mises, Hans Wehberg, Walther Schücking oder Wilhelm Röpke für das Institut gewinnen und rettete unzähligen Gelehrten die materielle und geistige Existenz.[1] Er war von 1928 bis 1951 Co-Direktor und von 1951 bis 1955 Direktor des HEI und lehrte selbst an dieser post-graduated school. Von 1917 bis 1921 war er Mitglied des IKRK und 1919/1920 Generalsekretär der Liga der Rotkreuz-Gesellschaften. Der Bundesrat entsandte ihn 1919 als offiziellen Vertreter an die Pariser Friedenskonferenz 1919, wo sich Rappard in Zusammenarbeit mit Gustave Ador und Max Huber für die angemessene Stellung der neutralen Schweiz in ihrem Verhältnis zum entstehenden Völkerbund und für Genf als Sitz des Völkerbunds und für einen Beitritt der Schweiz unter Wahrung der Neutralität engagierte. Er leitete von 1920 bis 1924 die Sektion Völkerbundsmandate und war von 1925 bis 1939 Mitglied der ständigen Kommission für Völkerbundsmandate sowie von 1928 bis 1939 Schweizer Delegierter beim Völkerbund. Von 1927 bis 1958 war Rappard als Experte für Arbeitsrecht bei der Internationalen Arbeitsorganisation tätig. Von 1933 bis 1942 war er Vizepräsident und von 1942 bis 1948 Präsident des Comité International pour le Placement des Intellectuels Réfugiés und von 1940 bis 1945 Mitglied der Aktion Nationaler Widerstand. Für Rappard war angesichts der Einkreisung der Schweiz durch die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg Schweigen die einzig mögliche Haltung der schweizerischen Öffentlichkeit. Von 1941 bis 1943 war Rappard Mitglied des Nationalrates für den Landesring der Unabhängigen. Ende der 1930er Jahre opponierte er gegen die Rockefeller-Stiftung, als diese forderte, dass das HEI sich ausschliesslich den Wirtschaftsstudien widme und die Forschung, Bildung und Publikation, wie sie die Brookings Institution lehrt, aufgebe. Darin wurde er von Lionel Robbins unterstützt, der grosse Achtung für Rappard hatte. Als Mitglied der Schweizer Delegation bei der IAO von 1945 bis 1956 war er einer der Gründer der Mont Pèlerin Society. 1945 leitete Rappard die Schweizer Delegation in den Verhandlungen mit den Alliierten in Bern (Mission Currie-Foot) und nahm auch an den Verhandlungen in London und Washington teil, die 1946 zum Washingtoner Abkommen führten. Von 1945 bis 1957 war er Schweizer Delegierter bei der Internationalen Arbeitskonferenz in Paris, Montreal, Genf und San Francisco, 1951 deren Präsident..

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