E. Brief mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar
Oskar Panizza (1853–1921), Schriftsteller und Publizist. E. Brief mit U. München, 29. November 1894. 1¾ SS. Gr.-4°. – An Hermann Hambrecht im Separatkonto Verlag Dr. E. Albert in München, in dem der von Otto Julius Bierbaum herausgegebene „Moderne Musenalmanach“ erschien: „[...] Ich stehe immer noch in Ihrer Schuld und Sie sammeln fortwährend neue feurige Kohlen auf mein Haupt. Als ein Schriftsteller, der halb von des Staatsanwalts Gnaden lebt und zu keinem kräftigen Honorar-Schlucke kommt, akzeptire ich Ihr freundliches Anerbieten [...] Löbell macht jetzt böses Gesicht. Er ist auf sehr knappe Razionen gese[t]zt; meidet die Gesellschaft; ist trübsinnig. – Nach meiner unmaßgeblichen Meinung, Herr Hambrecht, müßte, wenn der ganze Verlag ‚Separat-Conto’ aufrecht erhalten bleiben soll, wenigstens der jährliche ‚Musenalmanach’, wenn auch in billigster Ausstattung, weiter erscheinen. In diesem Band stak und steckte fernerhin ein unberechenbares moralisches Gewicht, das sich auf den ganzen Verlag überträgt [...] Auch müßte der fernere Almanach nicht so sanft wie möglich, sondern so kräftig und tüchtig wie die früheren sein. Denn Publikum wie Kritik haben nur vor rücksichtsloser Betonung des Modernen Respekt. Und der Krieg ist das Wesen aller Dinge. Illustrazionen sind ganz unnötig. Auch fürchte ich, daß mein Freund Bierbaum als Liriker [!] und feiner Seelen-Stimmungs-Mensch dem Lirischen, Poetischen, Zart-Empfundenen zu viel Spielraum läßt. Und dafür hat das heutige Publikum entse[t]zlich wenig Intereße [...] Diesen Brief darf mein Freund Bierbaum lesen! [...] – Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf. – Leicht gebräunt und mit kleinen Heftlöchern am linken Rand (minimale Buchstabenberührung); mit von zeitgenössischer Hand stammender Numerierung in blauem Farbstift am rechten oberen Rand der Recto-Seite.