Sie wollen etwas Stoffgeschichtliches. Vielleicht wäre brauchbar: Darstellung des Kranken im deutschen Drama. Ich meine, Geisteskranke sollten Sie dabei ausschließen, auch Sterbeszenen in Folge kurz vorher erfolgter Erkrankung (z. B. Giftmorde) nur kurz berühren (so Sara Sampson, Weislingen, Luise Millerin u. s. f.). Als eigentliches Thema denke ich mir körperliche, wirkliche und scheinbare Krankheit, z. B. die Marie im ‚Clavigo’, oder in Gellerts Lustspiel ‚Die kranke Frau’ (die nur ein neues Kleid haben will), oder die Kranken in G. Hauptmanns ‚Hannele’ und ‚Fuhrmann Henschel’ u. s. w. Dabei wäre die Frage, wie weit französische Einflüsse (Molière, Le malade imaginaire; A. Dumas, Die Kameliendame) oder englische (Shakespeare) oder italienische (Oper ‚La Bohème’ von Puccini, von Frankreich wieder abhängig) oder norwegische (Ibsen, Peer Gynt; Björnson, Über unsere Kraft u. a.) oder russische (Tolstoj, Macht der Finsternis) hereinspielen, wie weit ein deutsches Stück vom andern abhängig ist, ob die Krankheit als komisches oder tragisches Motiv aufgefaßt wird u. dgl. [...]“. – Franz Muncker wurde 1896 als Nachfolger seines Lehrers Michael Bernays Ordinarius für neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität München. „Auf der Grundlage umfangreicher Materialsammlungen verfaßte Muncker zahlreiche biographische Arbeiten über Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, u. a. eine Studie über Friedrich Gottlieb Klopstock [...], dessen Oden er herausgab. Er initiierte und betreute die ‚Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte’ (1896ff.) und erwarb sich vor allem mit der Neuauflage von Karl Lachmanns Lessing-Ausgabe [...] bleibende Verdienste“ (DBE). – Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf; die untere Hälfte von Bl. 2 alt abgetrennt; die Verso-Seite der oberen Hälfte mit kl. Notizen in Bleistift zum Verfasser von alter Hand; mit zweifachem Zensurstempel..