E. Gedichtmanuskript mit U.
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Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898), Schriftsteller. E. Gedichtmanuskript m. U. „Conr. Ferd. Meyer.“, Kilchberg, o. D. [Juni 1882], 2 Seiten 4°. Eng beschrieben. Die Druckvorlage seines berühmten Gedichts „Der todte Achill“. Mit zahlreichen Korrekturen. „Im Vatican vor dem vergilbten Marmorsarg, | Dem ringsum bildgeschmückten, träumt’ ich heute lang, | Betrachtend seines feinen Bildwerks üpp’gen Kranz: | Thetis entführt den Sohn, den Rufer in der Schlacht, | Den Renner, dem die schlaffen Knie’ sich lösten, dem | Die Lider sanken – von Delphinen rings umtanzt, | Im Muschelwagen durch des Meers erregte Flut. | Tritonen, bis zum Schuppengurt umbrandete, | Bärt’ge Gesellen, schilfbekränztes, stumpfes Volk, | Geberden sich als Pferdelenker. Es bedarf | Der mut’gen Rosse Paar, das, Haupt an kühnem Haupt, | Das weite Meer durchrudert mit dem Schlag des Hufs, | Des Zügels nicht. In des Peliden Waffen hat | Sich schäckernd ein leich[t]sin[n]iges Gesind getheilt: | Die Nereiden. Eine hebt das Schwert und zieht’s | Und schwingts und lacht und haut und wundet Licht und Luft […]“ – Das 50 Zeilen umfassende Gedicht endet: „Was einzig dir geziemt, ist Kampf und Kampfespreis – | Pelide, ein Erwachen schwebt vor deinem Boot, | Und schimmert leise durch dein mächtig Augenlid. | Achill, du lebst? Gib Antwort! Wohin wanderst du? | Es schweigt! Es schweigt. Der dummer Kerl, der Triton nur | Stößt in sein Muschelhorn, daß dumpf der Marmor schallt.“ – Meyer sandte diese Handschrift mit seinem Brief vom 16. Juni 1882 an Eduard Engel, den Redakteur des „Magazins für die Literatur des In- und Auslandes“: „So allenfalls kann man den Achill laufen lassen“. In der Korrektur hat Meyer das Gedicht wiederum erheblich überarbeitet, so daß die gedruckte Fassung in Band 102 Nr. 27 dieser Zeitschrift von unserem Manuskript mehrfach abweicht.