E. Brief mit U.
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Max Liebermann (1847–1935), Maler und Graphiker. E. Brief mit U. („Max“). O. O. u. D. 3½ SS. auf Doppelblatt. 8°. Mit einer halbseitigen Nachschrift seiner Tochter Käthe. – Launige Zeilen von einer zu Beginn der 1890er Jahre gemeinsam mit seiner Frau und Tochter Käthe unternommenen Reise nach Italien, in denen er seiner Schwester Anna zum Geburtstag gratuliert und von seinen Reiseerlebnissen und -plänen berichtet: „Soeben von einem Ausflug nach Pegli zurückgekehrt will ich Dir meine Gratulationen senden, damit sie wenigstens einmal rechtzeitig eintreffen. (Dein Herr Gemahl hat sich nämlich schon öfters drüber aufgehalten, daß ich immer post festum käme) Ich wünsche Dir nur Frohes für die Zukunft und eine – erneute italienische Reise. Doch möchte ich Dir rathen, nicht grade im Monat Mai. Denn jetzt ist’s selbst Martha hier zu warm und obgleich wir schon um 10 Uhr von Genua abfuhren, haben wir doch Vergnügen (im wahrsten Sinn des Wortes) geschwitzt. In Florenz hat’s selbst mir, dem verhärteten Anti-Italiener, gefallen u gestern bei der Abreise war ich ganz traurig. Auch schmeckte mir der Chianti famos u da nebenbei noch sehr anregende Gesellschaft für mich dort war, so verflossen mir die 4 Wochen so angenehm wie’s man sich auf der Reise nur wünschen kann. Denn, entre nous gesagt, ich bin grade kein passionirter Reisender u zum Courrier hätte ich mich schon gar nicht geeignet u gestern auf der Fahrt von Pisa hierher, als alle Minuten ein meilenlanges Tunnel die glühendste Sonnengluth durchbrach, hab’ ich ganz Italien zum Henker gewünscht u vor allem die Lachmannsche durch die ich herverschleppt bin. Von hier werden wir uns so sachte nordwärts schlängeln irgendwo in die Sommerfrische, um dort zu bleiben [...] Morgen oder übermorgen denken wir von hier nach Mailand, wo ich meinem verehrtesten Collegen Lionardo [!] einen eintägigen Besuch abstatten möchte. Freilich soll sein Abendmahl schon arg beschädigt sein, aber ich bin so’n komischer Kauz, daß ich eine stark ramponirte Freske des Lionardo oder des Giotto oder von Piero della Francesca – die jungen Damen mögen den Burkhardt nachschlagen – selbst einem ächten A. v. Werner oder gar dem C. Becker vorziehe. Die Geschmäcker sind eben verschieden [...]“. – Die untere Hälfte der Verso-Seite von Bl. 2 mit vier sehr sorgfältig auf vorgezogenen Linien geschriebenen Zeilen seiner (damals wohl etwa sechs bis neunjährigen) Tochter Käthe. – Auf Briefpapier mit gepr. Monogramm.