Erich Leinsdorf

Leinsdorf, Erich

Dirigent (1912–1993). 3 eigenh. Briefe und 1 eh. Brieffragment mit U. San Remo, Rom bzw. o. O. Zusammen 9¾ SS. 4to. Beiliegend ein ms. Antwortschreiben (Durchschlag) des Adressaten (2 SS. 4to).
$ 320 / 300 € (8074)

Erich Leinsdorf (1912–1993), Dirigent. 3 eigenh. Briefe und 1 e. Brieffragment mit U. San Remo, Rom bzw. o. O., 1936 und 37. Zusammen 9¾ Seiten 4°. – Beiliegend ein ms. Antwortschreiben (Durchschlag) des Adressaten (2 Seiten, 4°). – Inhaltsreiche Korrespondenz mit Erwin Kerber (von 1936 bis 1940 Direktor der Wiener Staatsoper, 1891–1943) mit Impressionen von seinem Engagement (als Korrepetitor?) in Italien (I), Überlegungen zu einem projektierten Studiensystem zur Einstudierung von Opern (II) und der Mitteilung seines Engagements an die New Yorker Metropolitan Opera (III), der Leinsdorf schließlich von 1937 bis 43 und von 1957 bis 1962 angehören sollte.

– I: „Seit meinem letzten Bericht sind 3 Opern in Szene gegangen: Don Pasquale in einer unerhörten Aufführung, besonders Barcaloni und Stubile, dann Aida mit Caniglia [d. i. die Sopranistin Maria Caniglia, 1906–1979], Stignani [d. i. die Sopranistin Ebe Stignani, fl. 1903–1979], Masini [d. i. der Tenor Galliano Masini, 1896 o. 1902–1986]. Letzterer hätte großes Interesse und große Lust in Wien zu gastieren und bat mich, dieses bei Gelegenheit Ihnen gegenüber zu erwähnen. Sein Radames hier war erste Klasse. Diese Partie und Lucia, Tosca, Boheme sind seine Schlachtrösser wie man hierzulande sagt. Nach Aida kam Lucia in einer weniger gelungenen Aufführung, vor allem deshalb, weil [die Sopranistin] Toti dal Monte [1893–1975] nicht mehr auf der Höhe ist und auch der Tenor [Aurelio] Marcato [geb. 1902] nicht sehr gefiel. Man hat deshalb sogar von der projektierten 3. Vorstellung Abstand genommen und Aida angesetzt, die pro Abend 40.000 Lire einbringt, in einem Theater mit 1200 Personen Fassungsraum! Heute haben wir Generalprobe für ‚Walküre’. Auch diese wird eine sehr schöne Aufführung, glänzende Sänger und auch [Conrado] Del Campo der Dirigent [1878–1953] ausgezeichnet. Es ist sehr schade, daß Ihre Vereinbarung, die Sie seinerzeit mit ihm trafen, nicht zu Stande kam. Er ist vielleicht weniger interessant und eigenartig als [Victor] De Sabata [1892–1967], aber dafür unerhört als Arbeiter und Organisator und sehr ausgeglichen als Musiker; was einmal geprobt ist, das sitzt und rührt sich nicht vom Fleck [...]“ (Br. v. 27. November 1936; auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf des Teatro Communale in Bologna). Am 14. Dezember sei die Saison zu Ende, er übersiedle nach Triest und anschließend nach San Remo. „Dann kommt im Mai Florenz und dann freue ich mich schon sehr auf die Vorarbeit für Salzburg. Unsere Aufführungen dort sind unübertroffen und ich glaube nicht, daß man irgendwo was besseres sehen und hören kann [...]“. – II: „Wie ich Ihnen seinerzeit in Salzburg sagte, stelle ich mir ein Studiensystem vor, bei dem jede vorzubereitende Oper je nach ihren Erfordernissen einen oder zwei Korrepetitoren zur alleinigen Gesamtvorbereitung übertragen wird. So besteht die Möglichkeit, das Repertoire in weitergehendem Maße gründlich aufzufrischen, da man bei geschickter Verteilung ein Höchstmaß an Arbeitsmenge erzielen kann [...]“ (Br. v. 30. Januar 1937). – III: „[...] Sie werden aus meinem Telegramm [...] bereits ersehen haben, daß ich von der Metropolitain [!] einen Engagementsantrag habe, den ich nach Erhalt Ihres Briefes auch angenommen habe. Ich soll auf mindestens 16 Wochen mit einer Gage von ca. 500 öst. Schillinge[n] pro Woche und einer Reisevergütung Ende November antreten. Wenn im kommenden Jahr dann das von Ihnen angedeutete mit dem ‚dirigierenden Studienleiter’ wahr werden könnte, wäre es eine große Sache für mich [...] Für den Monat Juni habe ich mich freigehalten, um wie im Vorjahr die Meistersinger und auch Zauberflöte-Ensembles etc. vorbereiten zu können. Ich habe in Rom Maestro Toscanini gesprochen, der damit sehr einverstanden ist. Er will in dem 2. [S]alzburger Konzert nur Brahms machen, im 1. Verdirequiem (falls er es noch nicht mitgeteilt hat) [...]“ (Br. v. 19. Februar 1937). – Das offensichtlich vor bzw. Anfang Februar vor seinem Engagement an die Metropolitan Opera verfaßte Brieffragment mit der Versicherung „mit allen Kräften für Sie und in Ihrem Sinn für das Institut [d. i. die Wiener Oper]“ arbeiten zu wollen: „Ich wäre ein Hundsfott, wenn ich nicht versuchen wollte, Ihnen mit allen Mitteln [...] meinen Dank zu beweisen und zwar nicht nur mit Worten“. Kerbers Antwortschreiben dürfte sich auch auf diesen Brief beziehen, heißt es hier doch, daß „ich mich sehr gegen meine eigenen Wünsche zu der Ueberzeugung durchgerungen [habe], dass ich Sie in Ihrer jetzigen Situation nicht nach Wien berufen darf und kann. Eine Tätigkeit an der Wiener Oper, wie ich Sie Ihnen derzeit bieten kann, unterbräche Ihre Carrière statt sie zu fördern [...]“ (dat. Wien, 15. Februar 1937)..

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