Karl Friedrich Kretschmann

Kretschmann, Karl Friedrich

Dichter, gen. der "Barde Rhingulph" (1738-1809). Eigenh. Brief mit U. Zittau. 14.04.1772. 3 SS. auf gefalt. Doppelblatt mit Adresse am Gegenblatt verso (Faltbrief). 4to.
$ 1,976 / 1.850 € (937820/BN937820)

An Heinrich Christian Boie in Göttingen, Herausgeber des "Göttinger Musenalmanachs": "Ihr liebes Geschenk, Hochzuehrender Herr und Freund, Ihre beyden Musenalmanache für meine Freundin und mich, habe ich am Ende des Februars richtig erhallten, mit Vergnügen und Danck angenommen, und den einen davon meiner Freundin übergeben, die Ihnen gleichfalls den verbindlichsten Danck sagte. Sie sind sehr verbindlich, mein lieber Herr Boie: allein meine Zweifel laßen mich nicht entscheiden ob mein eigener kleiner Beytrag zu dieser Sammlung, unter die beträchtlichen gehört: diesen abgerechnet, ist die Sammlung selbst eines der wichtigsten Geschencke so das Publicum von Ihnen bereits erhallten hat.

Ich erstaune über die schönen Stücke die sich hier in Menge finden, und ich freue mich ungemein über die angehängte Nachricht, daß die Stücke, die Sie noch davon in Ihren Händen übrig haben, uns so eine reizende Hoffnung fürs künftige Jahr machen. Könnte ich doch meine liebe Freundin bereden, noch ferner ihrer Seites etwas beyzutragen! - Sie ist freylich meine Freundin, und folglich bin ich nicht ganz auser dem Verdachte der Partheylichkeit: aber dennoch glaube ich mit gutem Gewißen versichern zu können, daß die andern Stücke die ich von ihr kenne, den Werth des erstern nicht vermindern, ja wohl gar übertreffen würden. Vielleicht! Ich werde wenigstens keine Mühe sparen, sie zu überzeugen, daß der Ruhm, eine vorzügliche Dichterin zu seyn, um so viel schöner ist, ie seltner er diesem Geschlechte zu Theil ward. Meinen eignen neuen Beytrag - vornehmlich da Sie es so haben wollen, - erhallten Sie leicht. Ich lege ihn sogleich bey als ein Zeichen meiner Freundschaft gegen den Sammler, und als einen Beweiß von dem Wunsche, daß diese Sammlung recht lange fortgesetzt werden möge. Verhindern es meine barbarischen Arbeiten und andre Umstände nicht, so glaube ich Ihnen auch das Versprechen eines noch fernern Beytrages geben zu können. Ich schlüße mit einer zweyfachen Bitte: erstlich ist mir ja wohl wißend daß Sie selbst mit den Musen vertraut sind; ich vermuthe also auch Stücke von Ihnen im M.A. und ich läugne es nicht, ich möchte schon wißen welche ich dafür hallten sollte. Alle vielleicht, die mit einem B. bezeichnet sind? - Zweytens finde ich den Frhr. v. V. und den H. Hensler den jüngern, die beyde meine großen poetischen Lieblinge geworden sind: verbietet es Ihnen vielleicht ein gegebenes Wort nicht, so wäre ich begierig ein mehreres von dem Aufenthalte und dem Stande u.s.w. diesen guten Genies zu wißen [...] P.S. Eben da ich den Brief fortsenden will, erhallte ich Erlaubniß von meiner Freundin Ihnen noch ein Gedichtchen von ihr zuzusenden: ich habe es mit Vergnügen hinzugeschrieben. - Noch errinnere [!] ich zum Überfluß, daß mein Nahme verschwiegen bleibt." - Papierbedingt etwas gebräunt. Selten..

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