Das Brustbild blieb unvollendet. Johanna Staude stand nicht nur Klimt sondern auch Egon Schiele Modell. Klimt hat Johanna Staude wohl auch Arbeit beim Schriftsteller Peter Altenberg verschafft, der sie als „modernen Engel“ beschrieb. Klimts Farbpalette hatte sich mit dem Tod seiner Mutter 1915 verdüstert. In Johanna Staudes Bildnis setzt Klimt auf das beherrschende blaue Kleid und den orangeroten Hintergrund. Auch wenn Johanna Staudes Mund unvollendet ist, wird der Betrachter doch von ihrem Gesicht angezogen.
Der Fotograf Moritz Nähr war es auch, der im Mai 1911 das weltberühmte Foto von Gustav Klimt mit Katze auf dem Arm aufgenommen hatte. Nähr war ein umtriebiger und origineller Fotograf im Wien des Fin de Siècle. Mit Klimt verband ihn eine jahrelange Freundschaft mit täglichem gemeinsamem Frühstück. Das Atelier war der Ort an dem Gustav Klimt von 1911 bis zu seinem Tod 1918 einige seiner wichtigsten Werke schuf. Er arbeitete hier an mehr als 50 Gemälden, darunter weltbekannte Bilder wie „Adele Bloch-Bauer II“, „Friederike Beer“, „Die Braut“ und „Adam und Eva“. Am 6. Februar 1918 starb Gustav Klimt im Alter von nur 55 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags.
Zu Beginn seiner Karriere widmete sich Gustav Klimt dem „Historismus“, einer Stilrichtung, die er lange an der Kunsthochschule studiert hatte. Ein Beispiel hierfür sind seine Wand- und Deckenmalereien und Portrait-Arbeiten. Trotz dieser Erfolge brach er mit dieser Tradition und wandte sich dem Jugendstil zu und gründet deren „Hochburg“ - die Wiener Secession. Durch die Auseinandersetzung mit dem Jugendstil fand er seinen eigenen persönlichen Ausdruck und gilt heute als der bedeutendste Maler seiner Stilepoche.
Typisch für den Jugendstil, ließ sich Klimt von der Natur inspirieren. Seine Werke sind geprägt von floralen Motiven und Ornamenten. Seine zweidimensionale Flächenkunst wird durch die fließenden Linien, Ornamente und geometrisch-spiralförmigen Formen charakteristisch. Durch diese Art der Linienführung entsteht in seinen Bildern ein Eindruck von Lebendigkeit. Traum und Symbolbilder kommen in seinen Bildern zum Ausdruck. Durch die Verwendung von Symbolen hatte Klimt die Möglichkeit, die alte Tradition in die neue Kunstrichtung zu integrieren.
Klimt setzte sich mit existenziellen Fragen auseinander. Der zentrale Punkt in seiner Kunst war um Freude zum Leben. Dabei gab er dem Leben einen erotischen Ausdruck. Klimts Hauptaugenmerk lag auf Figuren- und Landschaftsbildern. Am liebsten malt er Menschen, und ganz besonders Frauen. In vielen seiner Bilder stehen erotisch dargestellte und nackte Frauen im Mittelpunkt – wohl im Streben danach, den Mythos der Frau zu ergründen.
Moritz Nähr war nicht nur mit den Secessionisten „vernetzt“, sondern auch mit dem Kaiserhaus und der Familie Wittgenstein. Er fertigte klassisch gewordene Porträts des Philosophen Ludwig Wittgenstein an, wie auch von Gustav Mahler, den er 1907 in der Loggia der Wiener Hofoper fotografierte. Der Fotograf experimentierte mit dem Medium. So machte er sich etwa darüber Gedanken, welche neuen Facetten ein Bild durch die Wahl eines bestimmten Ausschnitts erhält. Auf besonderen Anklang stieß Nährs Sinn für die künstlerische Inszenierung bei den Secessionisten, die ihm die Anfertigung effektvoller Ausstellungsansichten übertrugen..