Charlotte Kestner

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Kestner, Charlotte

E. Brief mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar

[Goethe-Umkreis]. – Charlotte Kestner, geb. Buff (1753–1828), Werthers „Lotte“. E. Brief mit U. („C. Kestner“). Hannover, 4. Januar 1826. 1¼ SS. Gr.-8°. Mit einer Beilage (s. u.). – An ihre Tochter Charlotte (geb. 1788) – die Erzieherin der Kinder ihres verwitweten Bruders Carl – in Thann im Elsaß mit Wünschen zu Neujahr und mit familiären Nachrichten vermischten Inhalts: „[...] Gott gebe Gesundheit, so wird sich sonst alles finden [...] Den Wei[h]nachten haben wir recht vergnügt zugebracht, u dabey viel, recht viel an das vorige Jahr an Euch Lieben gedacht [...] Wir haben bis vor 3 Tagen, sehr gelindes Wetter gehabt, u iedes Gemüß, als Blumenkohl, Spinat pp aus dem Garten gehabt. Den 23ten Decbr: ist in der Sonne 23 Grad Wärme gewesen. Mir ist dieses Weiche Wetter sehr zuträglig, u ich begreife nicht warum so viele Menschen krank sind [...] auch mehr Todesfälle als lang der Fall war. Wir können Gott nicht genug danken, daß unsre Familie so verschohnt ist. Der Heiraten sind dagegen auch viele, besonders im Militair, u bey den Leutnants – Indessen auch von höherem Grad. Silvie Wilking, ist vor 14 Tagen an einen Oberstleutnant Prott, einen sehr bedeutenden Ofizier verheiratet. Er ist 45–46 Jahr alt, u sie 17 – Im Elsaß würde man sich sehr wundern, hier nicht, u sie ist sehr vergnügt, er sieht aber auch nicht alt aus [...] Seid [!] einigen Tagen bin ich sehr glücklig, eine neue, u recht brafe Köchin zu haben. Ich bin wie im Himmel, das scheußliche Stück, welche[s] ich fand los zu sein. Ein Buch kön[n]te man davon schreiben, was die beyden Mädgens, die eine mit ihrer Dummheit, die andere mit ihrer Boßheit, mir zu schaffen machten [...]“. – Der erwähnte „Oberstleutnant Prott“ ist Victor von Prott (1781–1857), der während der hannoverschen Besetzung als Leutnant dem Ingenieurskorps der King’s German Legion in England angehört hatte und später viele Jahre lang die General-Wegbau-Kommission leitete und auch kurz als Kriegsminister amtieren sollte. – Von den Geschwistern der Adressatin wird u. a. Georg, Goethes Patenkind, erwähnt. – Stärker gebräunt und mit kleineren restaurierten Faltenrissen, im ganzen jedoch gut erhalten. – Beiliegend ein teils aus der Hand der Adressatin stammendes Schreiben zu diesem „Brief meiner seligen Mutter“, in dem die im Brief erwähnten Geschwister kurz beschrieben werden (2 SS. gr.-8°, dat. Basel 1873), sowie ein kleines Portrait von Charlotte Kestner (Reproduktion nach einer Lithographie, 64:57 mm, oval, auf etwas größerem Trägerkarton; die Verso-Seite von ihrer Tochter beschrieben).