Minna Kautsky

Kautsky, Minna

Schauspielerin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin (1837-1912). Eigenh. Kärtchen mit Unterschrift. ohne Ort. Quer-kl.-8vo. 2 pp.
$ 703 / 650 € (86374)

„Der Herr Schwiegersohn ist wieder einmal unzugänglich gewesen und wenn der Oberste Nein sagt, dann ist der Liebe Müh umsonst: Es thut mir ungemein leid, daß ich Ihnen die gewünschte ermäßigte Karte nicht verschaffen kann, aber nur Akademieschüler haben außer den Mitgliedern Anspruch auf eine solche. Also verzeihen Sie, daß es nicht besser gelungen ist. Wenn werde ich Sie und unseren werthe Präsidentin wieder einmal bei mir sehen? […]“ Kautskys Romanwerk ist stark vom Sozialismus und von den Ideen der zeitgenössischen Frauenbewegung geprägt.

Sie schrieb auch unter den Pseudonymen Eckert und Wilhelm Wiener. Minna Kautsky war Tochter des Theatermalers Anton Jaich, der ab 1845 mit seiner Familie in Prag lebte. Kautsky trat dort gelegentlich als Schauspielerin am Niklastheater und am Stadttheater auf. Im Jahr 1854[2] heiratete sie den Landschafts- und Theatermaler Johann Kautsky (1827–1896) und hatte mit ihm eine Tochter und drei Söhne. In den Folgejahren war sie als Schauspielerin in Olmütz, Sondershausen, Güstrow und an der tschechischen Nationalbühne in Prag beschäftigt, bis sie 1861 wegen eines Lungenleidens den Schauspielerberuf aufgeben musste. Sie lebte von 1863 bis 1886 in Wien, wo ihr Mann eine Anstellung als Hoftheatermaler bekommen hatte. Dann zog die Familie nach St. Gilgen und 1904 nach Berlin. 1870 verfasste sie unter den Pseudonym Eckert einen Artikel in einem klerikalen böhmischen Blatt. Es folgten Artikel in der sozialdemokratischen Neuen Welt und unter dem Pseudonym Wilhelm Wiener einige Artikel in dem theoretischen Organ der Sozialdemokratie der Neuen Zeit. Im Jahr 1885 trat sie dem Wiener Schriftsteller- und Künstlerverein bei und amtierte von 1886 bis 1887 als dessen Präsidentin. Durch ihren Sohn Karl Kautsky wurde sie seit 1875 mit sozialistischen Ideen bekannt und besuchte im Sommer 1885 Friedrich Engels in London. Marie von Ebner-Eschenbach besuchte Minna Kautsky 1889 in St. Gilgen, wo die Eheleute Kautsky die Villa Kotzian bewohnten. Sie war mit Wilhelm Liebknecht, Victor Adler, Franz Mehring und Rosa Luxemburg befreundet..

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Kautsky, Minna

Schauspielerin und Schriftstellerin, Mutter von Karl Kautsky (1837-1912). Eigenh. Brief mit U. ("Minna Kautsky"). St. Gilgen. 21.08.1904. 3½ SS. auf Doppelblatt. 8vo.
$ 1,947 / 1.800 € (937520/BN937520)

An einen bürgerlichen Verleger, wahrscheinlich Fritz Freunds "Wiener Verlag": "Sehr geehrter Herr! Gestatten Sie mir, mich mit einer Anfrage an Sie zu wenden. Mein sozialer Roman, den der Berliner 'Vorwärts' und das 'Hamburger Echo' zum erstmaligen Abdruck erworben, ist soeben in diesen Blättern beendigt worden. Er behandelt ein Stück Frauenfrage in ihrem großen, alle Klassen berührenden Zusammenhang und hat eine überaus günstige, zum Theil enthusiastische Aufnahme gefunden. Eine russische und eine italienische Übersetzung sind in Vorbereitung.

Ich suche nun einen Verleger für die Buchausgabe. Herr H. Dietz, der meine letzten Romane verlegte, hat keinen eigentlichen Romanverlag und ist gegenwärtig von der Herausgabe größerer wissenschaftlicher Werke vollständig in Anspruch genommen, so wird er auch die Idee, welche er bislang liebevoll hegte, die einer billigen Volksausgabe meiner sämtlichen Romane in Heften, nicht mehr ausführen. Aber vorläufig handelt sich's nur um die Herausgabe des Wiener Romans 'Im Vaterhause', und dafür wurde mir Ihr Verlag, der so rührig auftritt, besonders empfohlen. Er scheint in der That sich eine große und dankenswerthe Aufgabe gestellt zu haben. Er sieht das Neue und Lesenswerthe nicht allein in der Darstellung sexueller Probleme, er hat erkannt, daß in einer Zeit der wachsenden sozialen Erkenntniß der Entwicklungsprozeß der Gesellschaft, der unaufhaltsam vorwärts schreitet, das größte Interesse in Anspruch nimmt, der Erfolg war nicht ausgeblieben. Möge er Ihnen treu bleiben! Ich lebe in einem Kreise, dem die Erforschung sozialer Probleme Lebensaufgabe ist und Sie werden in meinem Roman Wahrheit und Treffsicherheit in der Behandlung und Charakteristik gewiß nicht vermissen. Ich lasse Ihnen denselben gleichzeitig zugehen. Er wird am besten für sich sprechen. - Ich befinde mich bis Mitte September in St. Gilgen bei Salzburg, vom 20. September ab in Friedenau bei Berlin Ringstrasse 17. Ich würde mich freuen, wenn Sie Veranlassung fänden, meiner Arbeit näher zu treten [...]". - Der Roman "Im Vaterhause" erschien noch 1904 in der Nürnberger "Fränkischen Verlagsanstalt". - Im Rand gelocht (etwas Buchstabenverlust)..

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