Schriftsteller (1813-1863). Eigenh. Brief mit U. „H“. Wien. Gr.-8vo. 2 pp.
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An Heinrich Laube, Direktor des Burgtheaters, der seine Tragödie „Genoveva“ mit dem Hinweis, die Aufführung „auf einen günstigeren Moment zu verschieben“, zunächst abgelehnt hatte. „[…] Ich glaube Ihnen, daß Sie Ihrerseits das Stück gern zur Aufführung gebracht hätten […] Sie erkundigen sich nach meinem MichelAngelo. Der Darstellung dieses Stücks kann auf keiner Bühne der Welt etwas im Wege stehen, wenn eine kleine Personen-Veränderung eintritt […] Es ist aber, da es nur zwei kurze Acte hat, nicht geeignet, nach einer so langen Pause damit zu debütiren, sondern ganz gemacht, einem größeren Werk zu folgen. Ein solches größeres Werk habe ich am Weihnachtsabend vollendet.
Bis jetzt ist es erst fünf Personen bekannt, davon jede das Ehrenwort abgegeben hat, auch nicht einmal den Titel zu nennen […] Von diesem Werk gilt es in noch höherem Grade, was vom Michel Angelo gilt. Wenn es gar keinen Grund giebt, der den Michel Angelo von der Darstellung auf dem K.K. Hofburg-und National-Theater ausschließt, so giebt es mehr, wie einen, der die Darstellung meiner Agnes Bernauer auf demselben als wünschenswerth erscheinen lassen muß, von welchem Standpunct aus das Stück auch betrachtet werden möge. Denn das Schicksal der modernen Antigone ist vom Dichter so gefaßt, daß der Staat, der sie opfert, unbedingt Recht erhält […] Hier ist demnach gar kein Hinderniß der Aufführung, so weit es aus dem Verhältniß des Gegenstandes zur Bühnen-Convenienz oder zu den öffentlichen Zuständen hervorgehen könnte, denkbar. Was aber den aesthetischen Gehalt betrifft, so wage ich Nichts bei dem Ausspruch, daß er den aller meiner übrigen Arbeiten aufwiegt und fälle diesen Ausspruch nicht allein […]“ Auch auf dieses Stück verzichtete Laube; Hebbel bot die „Agnes Bernauer“ schon am 9.I.1852 Dingelstedt für die Münchner Hofbühne an..
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2 e. Gedichtms. mit U.
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Friedrich Hebbel (1813–1863), Schriftsteller. „Die Nachtigall“ und „Schwalbe und Fliege“. 2 e. Gedichtmanuskripte, davon 1 mit U. O. O. u. D. 2 SS. Qu.-8°. – Recto: „Neue Epigramme | 1. | Eine Nachtigall schlug. Sie schlug entzückend und rührte | Jedes empfindende Herz, aber sie riß sich zu schnell. | Mit dem zu ängstlichen Schnabel ihr Blatt herunter vom Lorbeer: | Hält sie’s im Winde auch fest, ist sie dafür doch verstummt!“ – Verso: „2. | An dem heitersten Morgen entstürzte die fröhlichste Schwalbe | Plötzlich dem Himmel und sank todt zu den Füßen mir hin. | Mittags der längst Erstarrten den Schnabel öffnend, erspäht’ ich | Eine Fliege im Schlund, welche sie halb nur verschluckt. | Diese zappelte noch, ich zog sie hervor, und, die Flügel | Trocknend im Sonnenstrahl, schwirrte sie bald mir davon. | Friedrich Hebbel“. – Leicht gebräunt und jeweils mit kleiner Montagespur am oberen Rand.
Eigenh. Brief mit U. ("Fr. Hebbel").
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Comprehensive letter to an unnamed recipient, who was concerned about the welfare of his loved ones, on the German author Ludwig Tieck and his hostile state of mind, and the situation of Berlin theaters.
Eigenh. Brief mit U.
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Friedrich Hebbel (1813-1863), Dramatiker, Lyriker und Kritiker, der bedeutendste Vertreter des „Realismus“ in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. E. Brief m. U. „Dr. Friedrich Hebbel“, Wien, 26. Juni [18]46, 3 ¾ Seiten 8°. Mit eigenhändigem, gesiegeltem Umschlag. An den Kirchspielschreiber Voss in Wesselburen, Hebbels Geburtsort. Umfangreicher, wichtiger Brief des durch seine soeben erfolgte Eheschließung mit der Burgschauspielerin Christine Enghaus endlich „arrivierten“ Dichters, gerichtet an einen Bekannten aus seiner Kindheit und Jugend. Voss hatte Hebbel den für die Heirat erforderlichen Geburtsschein aus Wesselburen gesandt, und der Dichter bedankt sich hier mit einem ausführlichen Schreiben, in dem er nicht ohne einen Anflug von Eitelkeit eine stolze Bilanz seiner Karriere zieht. „[...] Ich wollte mich durch mein Bild bei Ihnen ein wenig lebhafter, als es durch Briefe möglich ist, in Erinnerung bringen, aber der Lithograph hat so gepfuscht, daß ich darauf Verzicht leisten muß [...] Das Bild ist freilich in den Zügen nicht ganz unähnlich, aber so todt, so leer, daß ich noch im Sarg nicht so aussehen werde. Leider ist es stark gekauft worden, as mir schaden könnte, wenn ich nicht schon eine Frau hätte und erst eine suchen sollte. Eine junge Dame hat mich in Oel gemalt. Dieß Portrait ist meisterhaft gelungen und unstreitig das beste, das von mir existirt. Man dringt von vielen Seiten in mich, es lithographiren zu lassen [...] Die Künstlerin ist noch blutjung, ihr zitterte die Hand, wie sie anfing, aber der Erfolg war glänzend [...]“. Nach dem Bericht von einem Selbstmord im Theater, den ein Verehrer von Christine Hebbel aus unglücklicher Liebe begangen habe, kommt der Dichter auf seine literarischen Erfolge zu sprechen: „[...] Meine Judith und meine Maria Magdalena sind ins Italiänische übersetzt worden. Der Uebersetzer, ein Abbate, besuchte mich; es machte mir Freude, meine Gedanken in so wohlklingender Sprache, die mir seit meinem Aufenthalt im Süden doppelt lieb geworden ist, zu vernehmen. Hoffmann und Campe haben ein Büchlein über mich gebracht: ‚Ueber den Einfluß der Weltzustände auf die Richtungen der Kunst und über Hebbels Werke, von Felix Bamberg’ worin ich mit Vergnügen den Anfang einer tieferen Kritik meiner Arbeiten begrüßt habe. Maria Magdalena wird, obgleich ich selbst gar Nichts dafür thue, auf allen Bühnen gegeben und im In- und Auslande als die Spitze der modernen Literatur-Bewegung begrüßt [...] Es ist unglaublich, wie man in Anspruch genommen wird, wenn man einen Namen hat [...] Ich habe ein Kästchen, in das ich die Karten hinein werfe, die für mich abgegeben werden; alle 8 Tage muß ich es leeren. Im Winter will ich mich auf einen andern Fuß einrichten, ich will einen Abend der Woche bestimmen, wo ich Leute sehe und zu jeder andern Zeit für Besuche unzugänglich seyn, Fremde ausgenommen [...] Ich kann doch nicht alle Tragödien, die ich noch schreiben könnte, opfern, um Complimente über diejenigen entgegen zu nehmen, die ich bereits geschrieben habe [...]“. Ferner über Voss’ Tochter Emilie (in die Hebbel bereits als Schüler verliebt gewesen war), über Hebbels Bruder und über die Aussicht eines Besuches in Wesselburen: „[...] Es ist nicht unmöglich, daß ich im nächsten Jahr persönlich nach Dithmarschen komme. Meine Frau, wie ich selbst, bedürfen des Gebrauchs eines Seebades, schwanken aber freilich noch zwischen Helgoland und einigen anderen. Gehen wir nach Helgoland, so mache ich einen Abstecher in mein Vaterländchen [...]“. – Unter Nr. 222 in der Hist.-Krit. Ausgabe von R. M. Werner abgedruckt, jedoch nur nach der unzuverlässigen Abschrift des damaligen Besitzers, in der mindestens ein Wort falsch gelesen, ein Wort ausgelassen und ein Wort zusätzlich eingefügt worden ist. – Der Brief mit hübschem Schmuckrand, der Umschlag mit Hebbels eigenhändiger Absender-Adresse, gut erhaltenem Ringsiegel und mehreren Poststempeln.
Eigenh. Brief mit U. ("Friedrich Hebbel").
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