Grosse, Julius
Schriftsteller (1828–1902). Eigenh. Brief mit U. Weimar. 4 SS. Gr.-8vo.
$ 197 / 180 €
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Julius Grosse (1828-1902), Schriftsteller. E. Brief mit U. Weimar, 19. November 1880. Gr.-8°. 4 Seiten. An einen Herrn: "[...] Sie können sich denken, daß Ihr Project, meinen Stadtengel bühnenfähig zu machen mein lebhaftestes Interesse geweckt hat. Einige Scenen, das fühle ich selbst, mögen einen tüchtigen Kern für die Bühne, auch dramatischen Reiz genug haben, aber das Ganze in den Rahmen von fünf Acten hineinzuzwingen, will mir noch als eine sehr schwierige Aufgabe erscheinen. Vielleicht gelingt es Ihrer Geschicklichkeit, die zahlreichen Klippen zu umschiffen und ein brauchbares Buch im Genre Benedix (wie Sie es ganz richtig bezeichnen), herzustellen.
Selbstverständlich gebe ich gern meine Einwilligung, doch mit der Bedingung, daß (wie auch bei Bonn's Gundel vom Königssee nach meinem Epos) sowohl in dem Buch als auf dem Theaterzettel ausdrücklich die Quelle erwähnt wird. Ich weiß nicht, ob Sie bereits Verbindungen mit den Bühnen haben; um ohne Weiteres den Versuch zu wagen sich als homo novus einzuführen? In dieser Beziehung möchte ich mir einen Vorschlag erlauben, ziehe denselben jedoch sofort zurück, falls Sie das geringste Bedenken fänden. Wie wäre es, wenn das Lustspiel unter unseren beiden Namen von Stapel liefe? Sie führten zuerst das Stück nach Ihrer Idee aus, ich würde dann gern die letzte Hand daranlegen, eventuell Änderungen etc. mit Ihrer Billigung vornehmen, das Stück dann drucken lassen und mit unseren beiden Namen an die Bühnen versenden. Dies würde den Vortheil für Sie haben, daß - wenn das Stück praktisch und gut herausgekommen, es wenigstens in München, Weimar, Dresden, Wien und Berlin (wo ich alte Verbindungen habe) wirklich gelesen und geprüft wird, was sich bei einem noch neuen und auf dem Theatergebiet unbekannten Namen keineswegs von selbst versteht. Meine Bedingungen für diese Mitbetheiligung würde allerdings die Theilung der Tantiemen sein; diese condito wird Ihnen bei näherer Erwägung nicht ganz unberechtigt erscheinen; und ich bin überzeugt, daß - falls der Stadtengel ein Zugstück wird, dies keineswegs das erste und letzte Lustspiel bleiben wird, welches wir zusammen arbeiten [...]" - Grosse ging 1852 nach München, schloß sich bald den literarischen Kreisen um Paul Heyse und Emanuel von Geibel an und entfaltete als epigonaler Lyriker, Prosaautor und Dramatiker sowie als Feuilletonist der "Neuen Münchener Zeitung" und der "Bayerischen Zeitung" große Produktivität. 1870 wurde er Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung, mit der er nach Weimar übersiedelte. - Etwas fleckig und mit Altersspuren...