Eigenh. Briefentwurf.
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To Philip Henry, 4th Earl Stanhope (1781-1855, later custodian of Kaspar Hauser), discussing the political situation in Europe after the Battle of Navarino, which led to Greek independence from Ottoman rule. Gentz, no disciple of Philhellenism, anticipates the importance of the Battle's outcome for the European balance of powers and deplores the roles played by the political forces of the Great Powers. Gentz writes to the Earl, whose enthusiasm for all things German irritated his English countrymen, in German, penning only a draft and leaving the fair copy to his secretary, as he assumes his own handwriting might pose a problem to the unaccustomed reader: "[...] Ich laße diesen Brief durch eine fremde, aber vollkommen sichre Hand schreiben, weil ich einmal weiß, daß deutsche Briefe Ihnen die liebsten sind, und doch besorge, daß Sie meine Hand mit etwas mehr Anstrengung als eine Kanzley-Schrift lesen möchten [...] Sie kehren, Mein Verehrter Lord, in einem höchst entscheidenden Augenblicke in Ihr Vaterland zurück. Nach allem, was sich in den letzten vier oder sechs Wochen in England zugetragen hat, scheint mir eine Ministerial-Revoluzion unvermeidlich. Die öffentliche Meynung spricht sich täglich stärker und drohender über das Attentat von Navarin, den Traktat von London, und die ganze verderbliche Politik, die diesen Traktat erzeugt hat, aus [...] Das alles hat in den letzten vier Wochen eine andre Gestalt angenommen. Ihre Minister hatten sich geschmeichelt, daß Oesterreich durch seinen Einfluß in Constantinopel die Türken zum Nachgeben bewegen, und daß ihnen dies einen Ausgang aus dem Labyrinth, in welches sie sich durch ein grundfalsches und verderbliches System verwickelt hatten, bereiten würde. Diese Aussicht schlug fehl. Obgleich unser Cabinet, mit altgewohnter Treue und Ehrlichkeit alle seine Kräfte anstrengte, um den letzten Bruch zu hintertreiben, so war doch, seit der Katastrophe von Navarin, und bey dem fortdauernden höchst unklugen und feindlichen Benehmen der drey Gesandten, nach dieser Katastrophe, jeder Versuch bey der Pforte fruchtlos. [...] Die französische Regierung ist die verachtetste, und die verächtlichste die es heute in Europa giebt. Hierüber sind alle Parteyen einig. Wie diese im Todeskampf begriffne, elende Regierung die Türkisch-Griechische Sache behandelt hat - wird man dereinst den Geschichtsschreibern kaum glauben [...] Für Rußland allein haben England und Frankreich gearbeitet, für Rußland allein den unseligen Tripel-Traktat unterzeichnet, für Rußland allein bey Navarin die Türkische Seemacht vertilgt [...] Der Weg nach der Hauptstadt des Türkischen Reiches ist jetzt dem Russen auf allen Seiten geöfnet [...] Und das alles setzt England für das lächerlichste aller Hirngespinste, für die sogenannte Befreyung der unwürdigsten Rebellen, die je die Sonne beschienen hat, aufs Spiel! It cannot be [...]". - An extensive letter draft with numerous autograph insertions, deletions, and changes. Later publication note by a different hand (c. 1870) at the top of f. 1r; a quote which Gentz omitted from the letter (obviously intending his secretary to supply the text) bears the later editor's pencil note: "Die Stelle fehlt". - Highly characteristic document of Gentz's judgment of the European situation at the moment of the birth of modern Greece: one of the most talented statesmen of his time proves great skill in appraising the political results for the Great Powers; at the same time, the letter gives evidence that a visionary evaluation of the Greek cause, so highly regarded by many contemporaries, was beyond Gentz's capacity or inclination.