Feininger, Lyonel
deutsch-amerikanischer Maler, Graphiker und Karikaturist (1871-1956). 10 eigenh. Briefe mit U. und 1 eh. Werkverzeichnis mit U. Berlin. Zusammen 19 SS. auf 12 Bll. bzw. 1½ SS. auf 1 Bl. 4to. Mit 7 nicht hinzugehörigen eh. adr. Kuverts. 2 Briefe mit Holzschnittvignette.
$ 44,116 / 40.000 €
(82156/BN53125)
Selten inhaltsreiche Korrespondenz mit dem Arzt und Sammler Wilhelm Mayer und Gattin über seine Arbeiten, die er in Auswahl übersendet (22. XI. 1917), seine Einzelausstellung in der Galerie Neue Kunst Hans Goltz (23. II. und 27. IV. 1918), sein Klavierspiel und die Leidenschaft für Dostojewksi ("Das ist keine 'Literatur': Mit ihm 'liebt' man die Menschheit; man versteht die armen, verwirrten Geschöpfe, und erfasst sie in ihrem Elend, oder in ihrem wundervollen Heldentum", 18. V. 1918), seine im Krieg verdächtige amerikanische Staatsbürgerschaft (23.
II. 1918), die künstlerischen Versuche seines Sohnes, "die ich auf (pardon!) Closettpapier drucke" (10. V. 1918) und schließlich die Niederlage Deutschlands: "Es ist schwer, jawohl! Es ist tragisch, was jetzt mit Deutschland geschieht. Nicht, dass es, nach vier Jahren unerhörten Ringens sich endlich, gegenüber der Welt die sich gegen es zusammengetan hatte, als besiegt beugen musste. Nein! Aber, dass es, nach dieser grossen, heldenhaften Geste, dieser heroenhaften Demütigung, sich keinem edlen Feinde gegenüber befindet. Sie haben Deutschland in diesen Krieg hineingelockt mit mörderischem, vernichtendem Vorsatze, und sie bleiben Mörder und und [sic] rachsüchtige Wilde, ohne Barmherzigkeit, Ritterlichkeit oder überhaupt blosser Menschlichkeit: es sind Tobsüchtige, die die empfangenen Schläge, die sie so lange erhielten, nicht als verdient, als bewundernswerte Abwehr eines mächtigen und edlen Gegners, hinzunehmen wussten. Es ist erschütternd, dieses mächtige deutsche Volk vergeblich um Schluss des Mordens flehen zu sehen. Wer ist denn da, der es versteht? Als Antwort erhält es, von Schulmeistern und Rechtsanwälten, die völlig verständnisslos jedem kriegerischen Tun gegenüberstehen (und sie mögen noch so ehrlichen Willen zum Frieden und zur Versöhnung besitzen) und nur die Kriegshärte des Gegners erblicken können, die für sie dann 'Unmenschlichkeit' heisst, eine Antwort, die überhaupt nichts zur grossen Sache tut, die eine übelste 'Moralpredigt' und eine unerhörte Verunglimpfung eines Heldenvolkes darstellt! War jemals eine unerhörtere Lage, als diese, in der Deutschland jetzt steht? Die heutige Antwort auf die Unterwerfung Deutschlands ist eine Schmach. Und, zudem, scheinen sie dort doch machtlos, dem Greuel ein Ende zu bereiten! Wohin soll sich dieses Land wenden? Es pendelt zwischen Dilettanten und Irren [...]" (16. X. 1918)..