Charlotte von Hessen-Kassel

Charlotte von Hessen-Kassel

Kurfürstin von der Pfalz (1627-1686). Brief mit eigenhändiger Unterschrift. Heydelberg. Folio. 1 1/4 pp. Das Respektblatt beschnitten, die Adresse erhalten. Gebräunt und fleckig.
$ 1,601 / 1.500 € (83947)

An die „Durchlauchtigste Fürstin Frau Maria Dorothea Sophia Herzogin zu Württemberg“. Maria Dorothea Sophia zu Oettingen-Oettingen (* 29. Dezember 1639 in Oettingen; † 29. Juni 1698 in Nürtingen) war die zweite Ehefrau von Herzog Eberhard III. von Württemberg (1614–1674). Sie wurde geboren als fünftes Kind von Graf Joachim Ernst zu Oettingen-Oettingen (1612–1659) aus dem protestantischen Zweig des Hauses Oettingen und drittes Kind seiner zweiten Frau Gräfin Anna Dorothea zu Hohenlohe-Neuenstein-Gleichen (1621–1643). Charlotte war die Gemahlin des Kurfürsten Karl Ludwig und Mutter der Liselotte von der Pfalz und des späteren Kurfürsten Karl II.

von der Pfalz. Ihre Eltern waren Wilhelm V. von Hessen-Kassel und Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg. Charlotte von Hessen-Kassel soll eine schöne, aber sehr eitle und geistig wenig anspruchsvolle junge Frau gewesen sein.[1] Auf Drängen ihrer verwitweten Mutter heiratete sie am 12. Februar 1650 am Hof zu Kassel Karl Ludwig von der Pfalz, den Sohn des verstorbenen „Winterkönigs“ von Böhmen, der nur wenige Monate zuvor durch den Westfälischen Frieden nach jahrzehntelangem Exil die verwüstete Kurpfalz zurückerhalten hatte, an deren Wiederaufbau er sich mit großer Tatkraft machte. Die Verliebtheit und die Aufmerksamkeiten des Bräutigams erwiderte Charlotte jedoch nicht, sondern gestand selber, sie habe ihn „nit gern genohmen“.[2] Auch ihre Mutter hatte den Pfalzgrafen bereits vorgewarnt, Charlotte sei gefühlskalt und eigensinnig.[3] Diese wiederum fühlte sich von ihrem zehn Jahre älteren Mann bald mit ungerechtfertigter Eifersucht verfolgt und überwacht. So wurde die Ehe mit Karl Ludwig sehr unglücklich und es kam schon bald zu Streitigkeiten. Nach der Geburt eines dritten Kindes, das kurz nach der Geburt starb, verwies sie ihn aus dem Schlafzimmer. Er warf ihr vor, sie sei zu oft geritten, zu häufig auf der Jagd sowie putz- und vergnügungssüchtig. Die zu Wutanfällen und lauten Szenen neigende Kurfürstin provozierte ihren Gemahl, der sich schließlich eine ihrer Hofdamen als Mätresse nahm, was wiederum zu Eifersuchtsanfällen führte, die der Kurfürst mit häuslicher Gewalt quittierte. Karl Ludwig konnte sich trotz der Stellung als Fürst und Kirchenoberer nicht ohne ihre Einwilligung scheiden lassen, obwohl er das trotz ihres ungehorsamen, halsstarrigen, verdrießlichen und widerspenstigen Wesens immer wieder vergeblich versuchte. Anders als ihre Ahnfrau Christine von Sachsen, die 1540 einer morganatischen Doppelehe ihres Gemahls Philipp I. von Hessen zugestimmt hatte (der anschließend mit beiden Frauen Kinder zeugte), weigerte sich Charlotte strikt. So entschied Karl Ludwig sich als Inhaber der obersten exekutiven und judikativen Gewalt im Staate schließlich, seine Frau einseitig und offiziell zu verstoßen und proklamierte dies öffentlich. Anschließend bestimmte er seinen Hofprediger dazu, die Eheschließung mit seiner Mätresse Luise von Degenfeld als sogenannte „Ehe zur linken Hand“ zu segnen; Luise und ihr Bruder hatten auf einer regulären Eheschließung bestanden.[6] Die mittlerweile vierundzwanzigjährige Hofdame war im Gegensatz zu Charlotte sanft und unterwürfig. Die Kinder aus dieser Beziehung, vom Vater zu „Raugrafen“ ernannt, galten aber dynastisch als illegitim und blieben von der Erbfolge ausgeschlossen. Die verstoßene Charlotte kehrte nach ihrer „Verbannung“ zunächst noch nicht nach Kassel zurück, sondern wohnte in einem Seitenflügel von Schloss Heidelberg, weiter hoffend, dass sich das Blatt wenden würde. Über das Verhältnis von Charlotte zu ihren beiden Kindern Karl und Liselotte ist kaum etwas bekannt. Liselotte wurde 1659 vom Vater zu dessen Schwester Sophie von der Pfalz nach Hannover geschickt, anscheinend um sie aus dem Einflussbereich ihrer Mutter zu entfernen.[7][8] Nach anderer Ansicht brachte er sie nach Hannover, um ihr die ehelichen Auseinandersetzungen zu ersparen. Sophie, die vor ihrer Eheschließung einige Jahre am Heidelberger Hof gelebt hatte, hatte diese zur Genüge miterlebt. Sie hasste und verachtete ihre Schwägerin und half ihrem Bruder nur zu gerne, ihr die Tochter wegzunehmen, vermutlich um sie zum Rückzug nach Kassel zu bewegen. Karl Ludwigs Schwester Elisabeth ergriff als einzige am Heidelberger Hof offen Partei für ihre Schwägerin. Aus der Zeit der Reise ihrer Tochter nach Hannover sind zwei rührende Briefe Charlottes an Liselotte erhalten, und mehrere andere an deren Erzieherin, in denen sie sich nach dem Befinden ihrer Tochter erkundigt und darüber beklagt, dass sie keine Antwort mehr bekomme.[10] Vermutlich wurden Liselotte die Briefe ihrer Mutter vorenthalten, um den Kontakt abzubrechen. Nachdem Charlotte im Juni 1663 Heidelberg verlassen hatte, ließ man ihre Tochter wieder an den pfälzischen Hof zurückkommen. Die beiden sahen sich erst viele Jahre später bei zwei Begegnungen 1681 und 1683 wieder. Charlotte lebte von einer „mageren“ Pension und zog sich nach dem Tod ihres Sohnes Karl in eine Wohnung im Kloster Neuburg zurück, wo sie am 26. März 1686 starb..

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