Eigenh. Brief mit U.
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Wilhelm Busch (1832-1908), Dichter, Zeichner und Maler. E. Brief m. U., Wiedensahl, 27. September 1887, zwei Seiten 4°. Faltspuren. An einen alten Freund „lieber Günther“, der im warmen Süden weilt, während Busch sich auf den Winter vorbereitet: „[…] So haben Sie dann, was vermeintlich Helden vor Ihnen vergeblich versucht, den Stall des Angias, wohl der Meister der Unordnung von vier Königen, nun endlich gesäubert, indem Sie den Strom einer beneidenswerthen Geschicklichkeit durch denselbigen hindurch geleitet. Wär ich irgend ein Zeus und müßt ich nicht befürchten, daß Sie in der Vorliebe für schlichtmenschliche Freiheit schon zu sehr verhärtet sind, beim Styx - !, ich gäbe Ihnen den höchsten Finanzposten in meinem Olymp. In Ermangelung deßen gratulir ich. Und da Ihnen die Sach Spaß gemacht, so wird sie Ihnen auch sicher gesund sein. Und hatt’s Sie auch gleich darauf gen Süden gerissen, statt nach Dresden, wie ich gewünscht, so kann ich Ihnen das doch wahrlich nicht verdenken, denn uns hier zu Lande durch schaudert der Herbst bereits. Sie aber sitzen in Hemdsärmeln im heiteren Bozen und wollen dann weiter in das sonnige Land, wo die vernünftigen Träume großer Männer in allen Winkeln, von allen Wänden herab, jeden traumfähigen Wanderer ergebenst zu sich einladen. Leider bin ich zu reisegraulich, sonst käm’ ich mit. Kaßel wird nun heuer wohl mein weitester Kunstritt sein. Drauf muß ich meinen lieben alten Onkel in Lüethorst besuchen; drauf wintere ich mich ein; still bescheidentlich; wie die braven Frösche im Sumpfe. Gut, daß große todte Kerls auch in Büchern liegen. Man braucht den Kasten bloß aufzuklappen; sie steigen heraus, sauberer und höflicher vielleicht, wie bei Lebzeiten, sie setzen sich um den warmen Kachelofen, unterhalten uns mit dem Besten, was sie je gewußt haben, und schieben wieder ab, so wie es uns paßt […]“