Der Kronprinz ist mir in der herzlichsten Weise, als wahrer, mitfühlender Freund entgegengekommen. Er ladet mich ein, nach Prag zu kommen, bei ihm auf dem Hradschin zu wohnen: ,Wenn Sie Zertreuung und Erholung nach all dieser Trauer suchen’, schreibt er, ,und ich Ihnen darin behilflich sein kann, würde es mich ungemein freuen. Ein Aufenthalt in Prag, herausgerissen aus all den schmerzlichen Erinnerungen würde Ihnen vielleicht gut thun und mich sehr glücklich machen.’ Ich habe geantwortet, daß ich kommen würde, mir jedoch erst noch Fassung erkämpfen möchte.
Ich will anfangs November nach Mähren gehen und am 24. November etwa nach Prag. Von Mähren aus komme ich vielleicht einmal nach Wien, um Sie, Bösendorffers, Guttmanns, Frau Frohrer, Nordmann, Mattka zu sehen. Zerstreuung gibt es nur, indem ich arbeite. Ich werde daher auch in Prag vortragen. Können Sie dabei mich unterstützen, mir mit Ratz zur Seite stehen, werde ich es äußerst dankbar erkennen, denn ich bin ganz fremd in der böhmischen Hauptstadt.
Wie ich mich mit der Zukunft abfinden werde, weiß ich nicht. Mein Haus ist verödet. Die Mutter meiner armen Frau pflegt das Kind, und dieses gedeiht zu meiner reumüthigen Freude; meiner armen Frau Lieblingsschwester hält mir Haus. Dafür also ist gesorgt; - da übrigens nun Sie wissen ja selbst, was ein zerstörtes Haus noch birgt: Nur ein Ziel gibt es noch: zu erwerben für die Kinder, damit sie nicht hungern, wenn ihr Vater ebenso schnell scheiden sollte wie ihre Mutter. Übrigens habe ich kein Ziel weiter. Wären die Kinder nicht, ich hätte fürchten müssen, ein Raub der Verzweiflung zu werden. Wozu auch quäälender Kampf um das Dasein bestehen, nachdem der treueste Lebenskamerad ihn überwunden! […]“ - Provenienz: aus einer renommierten alten Basler Privatsammlung..