Albert Emil Brachvogel

Brachvogel, Albert Emil

Schriftsteller (1824-1878). Eigenh. Brief mit U. Berlin. 3 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.
$ 342 / 320 € (15613)

Albert Emil Brachvogel (1824-1878), Schriftsteller. E. Brief mit U. Berlin, 16. April 1862. Gr.-8°. 3 Seiten. Doppelblatt. An den Schriftsteller Salomon von Mosenthal (1821-1877): "[...] Wenn Ihr die große herzliche Freude gesehen hättet, die Eure köstliche Depesche um 11 Uhr am Abend des 13. 4. und Euer gestriger Brief erregt, so würdet Ihr Euch reich belohnt halten für die Liebe, welche Ihr mir als Pathe meines so lange ungetauften Narciß erwiesen. In der That wüßte ich auch gar keine Form Euch besser zu danken, als durch die Versicherung, daß ich und meine Familie lebhaft empfinde u.

nie vergessen kann, welch schönes Beispiel der Kollegialität Ihr in dieser Zeit gegeben. Machten es Alle so in der Kunst, dann wäre des [...] Schmerzes im Berufe die Hälfte weniger und der Sieg des Guten, Rechten häufiger und reiner. Alle würden gewinnen, somit jeder Einzelne besser daran sein. Soeben erhalte ich von Stifft die wiener Kritiken u. finde das bestätigt, was Ihr mir schon früher über die landläufige Gebahrung derselben sagt. Unsere berliner Kritik ist gewiß nicht die beste, kann sich wahrhaftig eines Lessing'schen Geistes nicht rühmen, aber anständiger und gescheuter ist sie gewiß! Indem sie mehr Selbstachtung und Vornehmheit bewahrt, selbst in Winkelblättern sich so darstellt, als ob sie objektiv wäre, ist sie für das Herz des Dichters selbst und den Geist des Lesers nutzbringender, die Wunden, welche sie schlägt, sind darum auch tiefer! Von Euren Leuten kann man das nicht sagen, und wenn ich sämtliche Kritiken über Narciß (etwa zwei ausgenommen die einen ganz anderen gewichtigen Habitus besitzen, abgerechnet), durchsehe, und gegen das, was man schon während 8 Jahren über mich geschrieben, vergleiche, so empfinde ich ein wahrhaft ironisches Vergnügen, zu bemerken, wie meine wiener Kunstrichter sich mit ihrer eigenen stillen Anerkennung, mit dem Beifall des Publikums und dem tiefen Ärger ihrer Seele nicht selber Vater dieser 'Kothseele in Lumpen' zu sein qualvoll herumbalgen, u. sogar ihren Unmuth an dem armen Wagner auslassen, der, den Widersprüchen in ihrer Anerkennung wie ihrem Tadel nach zu urtheilen, doch sehr vortrefflich gewesen sein muß. Nun, mein Junge hat seine Prügel weg, schüttelt sich, lacht auf und schreitet mit der berühmten Geste der Gamins, fünf Finger vor der Nase, mit alter Stoa weiter. Gebe Gott Apoll, daß es Eurem lieben Judenmädel, der Deborath, bei Euren Kollegen besser geht. Sollten Sie aber auch nicht einmal gegen diese, weil sie doch ein Frauenzimmer ist, Galanterie bewahren, wißt Ihr, Alter, was wir dann thun? Dann werden wir nichtsnutzig, dann verheiraten wir unsere Kinder, egal ob die Nachkommenschaft beschnitten, oder getauft wird, und diese [...] Erzeugnisse lassen wir dann auf die wiener Kritiker los, - der Witz wäre nicht schlecht! Das hätten sie dann von der Geschichte! Für diesmal muß ich schon abbrechen, unsere Shakespare-Feier macht mir zu thun und Weilens Brief, der heute kam, will doch auch sein Recht haben [...]" - Brachvogel gelang 1856 mit dem Trauerspiel "Narziß" der Durchbruch als Dramatiker..

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Brachvogel, Albert Emil

Schriftsteller (1824-1878). Eigenh. Brief mit U. Berlin. 09.03.1866. 3½ SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.
$ 267 / 250 € (936407/BN936407)

An den Dramatiker Salomon von Mosenthal: "Du wirst von Weilen bereits wohl schon gehört haben, daß ich sehr krank war. Bedeutend wohler bin ich nun allerdings und geistig, merkwürdiger Weise, regsamer als jemals, aber ich bin noch nichts weniger als gesund, mein Körper ist stark heruntergekommen. So habe ich denn auf Rath meiner Aerzte beschlossen, nebst Familie auf ein ¾ Jahr zu reisen. Nach einem kürzeren Ausfluge nach Schlesien, Mitte Mai, werde ich mich in der Nähe von Lindau oder Rorschach niederlassen, um die dortigen Schwefelbäder zu benützen + den Sommer in der Schweiz zubringen [...]".

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