Walter A. Berendsohn

sold

 
Berendsohn, Walter A.

23 eigenh. Briefe mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar

Walter A. Berendsohn (1884–1984), Literaturwissenschaftler. 23 e. Briefe mit U. Bromma, Bad Malente-Gremsmühlen und Zichron Ja’akow, 1970 bis 1973. Zusammen 45¼ SS. auf 29 Bll. Gr.-4° und gr.-8°. Beiliegend 13 ms. Gegenbriefe (meist Durchschlag) mit e. U. bzw. Paraphe. Zusammen 31½ SS. auf 33 Bll. Gr.-4°. Mit einigen weiteren Beilagen (s. u.). – Inhaltsreiche Korrespondenz des 1943 nach Dänemark emigrierten Literaturwissenschaftlers mit dem angehenden Verleger Klaus Blahak (1946–1990), der sich unterm 6. August 1970 erstmals an ihn gewandt hatte mit der Bitte um nähere Angaben zu einer Arbeit Berendsohns über Klaus Mann, von der er zufällig erfahren habe. In der Folge ergibt sich eine drei Jahre andauernde Korrespondenz über Blahaks Klaus Mann-Sammlung, die geplante Einrichtung eines Klaus und Erika Mann-Archivs in München, die Gründung der Edition Blahak und über Berendsohns eigene Arbeiten über Klaus Mann, August Strindberg, Nelly Sachs, Thomas Mann und die deutsche Exilliteratur. Das Vorhaben, in Blahaks im Herbst 1971 gegründeten Verlag seine Manuskripte über Nelly Sachs und August Strindberg zu veröffentlichen, wurde nicht verwirklicht: Berendsohns Buch über Nelly Sachs scheiterte an den Einwänden von Blahaks Lektor Rudolf Cyperrek (an den Berendsohn zweimal schreibt und von dem ebenfalls zwei Gegenbriefe vorhanden sind), „daß ein weiteres Nelly-Sachs-Buch vom ‚Markt’ her kaum aufgenommen wird“ (Br. v. 22. März 1972), das über Strindberg war – was Berendsohn mitzuteilen vergaß – schon einem anderen Verlag zugesagt und sollte dort erscheinen („August Strindberg. Der Mensch und seine Umwelt, das Werk, der schöpferische Künstler. Amsterdam, Rodopi N. V., 1974 (= Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 4)). Über sein 1973 bei Francke erscheinendes Buch über „Thomas Mann und die Seinen“ schreibt Berendsohn, nachdem er eben die Mitteilung von dessen Annahme erfahren hatte: „[...] Ich habe mich besonders bemüht, das Verhältnis [von Klaus Mann] zu seinem Vater zu klären. Es blieb immer eine Distanz zwischen ihnen, weil Thomas Mann auf Grund seiner strengen Lebensführung sowohl die Homosexualität als auch seinen Selbstmord moralisch beurteilte, während er seine literarische Begabung anerkannte. Mir scheint auch, daß die enge Zusammenarbeit der Schwester Erika mit ihrem Vater, der gerade sie sehr liebte und bewunderte, für Klaus sehr schmerzlich war, da sie sich vorher lange Zeit sehr nahestanden. Auch hat der Ruhm des Vaters bewirkt, daß er zu Lebzeiten nie die volle Anerkennung als Schriftsteller erlangt hat, die ihm zweifellos gebührt [...]“ (Br. v. 30. VIII. 1972). – Walter A. Berendsohn war Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg, wurde 1933 entlassen und emigrierte nach Dänemark und 1943 nach Schweden. Von 1943 bis 70 war er Archivar der Nobel Bibliothek der Schwedischen Akademie und seit 1952 Dozent für Deutsche Literatur an der Universität Stockholm. Berendsohn „war Begründer der Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur. [Sein] Werk ‚Die humanistische Front’ (1947) galt als grundlegend für die Erforschung deutscher Exilliteratur“ (DBE). Als Biograph und Förderer von Nelly Sachs war es nicht zuletzt Berendsohns Initiative zu verdanken, daß diese mit dem Literaturnobelpreis (und Willy Brandt mit dem Friedensnobelpreis) ausgezeichnet wurde. – Berendsohns Briefe zumeist auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der Universität Stockholm und mit gestemp. Adresse; im linken Rand gelocht (gelegentlich geringf. Buchstabenberührung). – Beiliegend ein ms. Vorlesungsprogramm im Durchschlag mit e. U., ein gedr. Prospekt von einem seiner Bücher, ein e. Inhaltsverzeichnis seines Buches „August Strindbergs letzte Lebensjahre“ und ein gedr. Verlagszettel zum „Deutschen Exilarchiv“; den Gegenbriefen liegt ein Blatt mit einer e. Mitteilung des Germanisten Rudolf Cyperrek (1920–1993) bei, der bis zu seinem Tod die bei Blahak erscheinende Klaus-Mann-Schriftenreihe als Lektor betreuen sollte.