Bei verspäteter Übersendung seines Buches „Deutsche Menschen“, auf das der Verleger ihn habe warten lassen.
„[…] Scheint Ihnen das Buch ein Anlaß, den Verlag Reichner für die ‚Berliner Kindheit’ zu interessieren, so würde ich mich darüber freuen – in diesem Falle vielleicht auch Krenek, der mich kennt und beim Verlag etwas gilt, von Ihrem Vorhaben in Kenntnis setzen […]
Ich möchte gern bald wieder etwas wie Ihren vorzüglichen Hebel von Ihnen erhalten […]“
Der Brief ist an Ober- und Unterrand beschnitten; offenbar wurden einige (wenige) Zeilen entfernt. Paris 25.IV.1937. Bitte um Rücksendung des Manuskripts, da ja die (negative) „Entscheidung offenbar gefallen“ sei.
„[…] Bei dieser Gelegenheit hoffe ich Näheres über Ihr eigenes Ergehen zu hören. Was mich betrifft, so ist meine lange im Stadium der Projekte zurückgebliebene Arbeit über den Sittenhistoriker Fuchs nun fertiggestellt und ich bin im Begriff, mich anziehendern Gegenständen zuzuwenden. In einiger Zeit wird, so hoffe ich, mein Essay über Nikolai Lesskow erscheinen und ich werde ihn Ihnen zuschicken.
Zum Schluß will ich nicht versäumen, Ihnen zu erzählen, daß ich Ihren Hebel-Aufsatz Karl Thieme, einem alten Verehrer von Hebels Prosa zugänglich machte und daß er die erwartete tiefe Wirkung auf ihn getan hat […]“
„Eduard Fuchs, der Sammler und Historiker“ erschien in diesem Jahr in der von Max Horkheimer herausgegebenen „Zeitschrift für Sozialforschung“; der Aufsatz „Der Erzähler. Betrachtungen zum Werk Nikolai Lesskows“ wurde für das Oktoberheft 1936 der Zeitschrift „Orient und Occident“ gedruckt, das wohl verspätet erschien.
Paris (wohl Mitte Mai 1937). „[…] Sie geben mir immer wieder Anlaß, die Fürsorge dankbar zu empfinden, die Sie meinem Buche entgegenbringen. Ich werde mich ihr weiter anheimgeben.
Den ‘Trakl’ habe ich mit großem Anteil gelesen. Wenn der Dichter selbst nicht, wie Hebel, zu den mir vertrautesten Figuren gehört, so ist mir in Ihren Zeilen seine Gestalt umso näher gerückt.
Ich fürchte, daß Sie die mögliche Gegengabe, den ‘Lesskow’ so bald nicht erwarten können – ja ich werde zufrieden sein, wenn er überhaupt noch erscheinen sollte. Es ist nicht gewiß, daß die Schweizer Zeitschrift ‘Orient und Okzident’, die ihn erworben hat, noch ein Heft herausbringt […]
Ist Ihnen die Stifter-Biographie zu Gesicht gekommen, die vor kurzem bei Rowohlt erschienen ist?“
San Remo 28.VI.1937. „[…] ein kleines Separatum über Leßkow ist, wie ich hoffe, dieser Tage in Ihre Hände gekommen“
„[…] Mir kam ein Prospekt in die Hände, das der Verlag Reichner über A Rümanns ‘Alte deutsche Kinderbücher’ vor kurzem ausgegeben hat. Vielleicht wissen Sie, daß Kinderbücher einmal mein Sammelgebiet gewesen sind (ich habe früher mancherlei darüber publiziert). Meine ehemalige Sammlung besteht noch – sie befindet sich hier in San Remo. Ich würde gern etwas für das Rümannsche Buch tun; halte auch wohl für möglich, daß ich ihm eine Seite abgewinne, die mich in Stand setzt, in der ‘Zeitschrift für Sozialforschung’, die mir offen steht, darauf hinzuweisen.
Es tut mir leid, die Anschaffung dieses Buches mir nicht erlauben zu können. An seinem Studium wäre mir ungemein gelegen – ich sage nicht zuviel. Und vielleicht würde selbst der Verfasser ein Wort für mich einlegen, wenn er wüßte, daß die wenigen bedeutsamen illustrierten Werke, die ich meiner Bibliothek durch den Wechsel der Jahre habe bewahren können, aus der münchener Versteigerung seiner alten Sammlung durch Emil Hirsch stammen […]“
(Paris 9.VIII.1937.) „[…] Besonders lieb war mir zu lesen, was Sie über den ‘Erzähler’ schreiben. Ich bemühe mich derzeit, ihm eine französische Fassung zu geben. Da ich aber zugleich von der sturzbachartigen Abfolge philosophischer Kongresse in Anspruch genommen werde, die sich derzeit hier versammeln, so wird es mit dem Erscheinen einer französischen Fassung noch gute Weile haben.
Im übrigen ist über diese Kongresse kein Wort zu verlieren; ihr Betrieb fügt sich dem der Exposition Universelle – in deren Pavillons es nicht viel zu sehen gibt – durchaus ein.
Es hat sich gänzlich unerwartet bei einem schweizer Verleger für die ‘Berliner Kindheit’ Interesse gezeigt. Dieses Eisen möchte ich schmieden solange es heiß ist. Daher meine freundliche Bitte, mir das Manuscript […] senden zu wollen […]
Sollten Sie in der Tat die Möglichkeit haben, mir gleichzeitig ein von Ihrem Verleger anzuforderndes Exemplar der Bücher über die deutschen Kinderbücher auf vier bis fünf Tage zu leihen (es wird natürlich auf das sorgsamste behandelt werden) so würden Sie mich damit sehr erfreuen […]“
(Paris 6.IX.1937.) „[…] nehmen Sie diesen Nachklang der Sommertage in San Remo freundlich entgegen! Vor allem sagt er Ihnen meinen herzlichen Dank für den Eingang des Manuscripts und für das Rümannsche Werk. Das letztere erhalten Sie, wenn es nicht schon in Ihrer Hand sein sollte, dieser Tage von meinem Sohn aus Wien zugesandt. Es war mir höchst wertvoll, womit ich freilich noch kein Urteil über den absoluten Wert des Buches abgeben will […]
Ich bin unter schwierigen Verhältnissen, die mich zumindest temporär um mein Domizil gebracht haben, hierher zurückgekommen […]“ – Die in Aussicht gestellte Rezension des Rümannschen Werks schrieb Benjamin nicht.
Gesammelte Briefe 1122, 1148, 1157, 1162, 1172 und 1177 (nach Abschriften gedruckt)..