„Pfarrer prügeln einander“. Eigenhändiges Manuskript ohne U.
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Ludwig Bechstein (1801–1860), Schriftsteller und Bibliothekar. „Pfarrer prügeln einander“. Eigenhändiges Manuskript ohne U. O. O. u. D. 1 ¼ SS. Kl.-4°. Mit einer e. Nachschrift mit U. von Bechsteins Sohn Reinhold. – Anekdotische Geschichte über zwei rivalisierende Pfarrer, die beide „am Feste der Aussendung des Heiligen Geistes“ predigen wollten und sich unter der Kanzeltreppe eine Schlägerei lieferten, die erst durch den Teufel in Gestalt eines Jagdhundes mit „pestilenzialischem Gestank“ beendet wurde: „Es geschah im Jahre 1576, am Feste der Aussendung des Heiligen Geistes, des Geistes der Liebe u. Allversöhnung, daß der Kapellan in der Hauptkirche zu Weimar die zweite Festtagpredigt halten wollte, aber der erste Geistliche an derselben wollte das nicht leiden. Aus welchen Gründen er nicht wollte, weiß man nicht bestimmt, doch war jedenfalls der erste dieser Gründe der, daß der erste Geistliche, Dr. Mirus, selbst predigen wollte. Beide Pfarrer begegneten sich unten an der Kanzeltreppe und begannen mit einander zu hadern und zu zanken, ebenso sehr zur Ergötzlichkeit, als vielleicht und noch mehr zum größten Aergerniß der versammelten andächtigen Gemeinde. Da keiner der beiden Pfarrer dem anderen den Vortritt auf die Kanzeltreppe lassen wollte, so geriethen beide einander in die Haare, erwischten einander beim Kragen, zerrten sich hin u. her u. schlugen weidlich auf einander los, wobei die Weiber laut kreischten, u. die Männer herbei eilten, die Streitenden auseinander zu bringen. Aber ehe dies noch gelang, fuhr der Teufel in Gestalt eines großen Jagdhundes zwischen beide u. schlug dem Doctor Mirus mit den Krallen an seiner Pfote in die Brust, wodurch der Kapellan frei wurde u. dann verschwand Beelzebub mit einem pestilenzialischen Gestank [...]“. – Reinhold Bechsteins Nachschrift vermerkt hierzu: „Manuscript von Ludwig Bechstein. Ich verwerthete diese Aufzeichnung aus dem Nachlasse meines Vaters in meinem Deutschen Museum, Seite 347. | Dr. Reinhard Bechstein“. – Am Kopf als Nr. 6 bezeichnet; papierbedingt schwach gebräunt und mit kleinen Montagespuren am unteren Rand.