Ist sehr beschäftigt, es komme[n] nur spärliche Morgen u. Abendstunden Beisammenseins heraus. Meine Studiengenossen sind ... Bräutigämmer, auch Reisner[?], verbummelt, Diez, verheiratet und umgänglicher geworden. Nun mach Dir ein Bild meines Treibens! Grüßend Dich sehr u. Deine Mutter Ernst". - Kleiner Empfängervermerk.
Bisher unpubliziert; in der kritischen Ausgabe der Briefe Ernst Barlachs (Suhrkamp-Verlag 2019, Bd. 1) verzeichnet unter Nr. 109 als eine von zwei nicht überlieferten Postkarten, die der Künstler in seinem Brief an Düsel vom 2. 9. 1896 erwähnt. - Barlachs Freundschaft mit dem Schriftsteller, Literaturhistoriker und Redakteur Friedrich Düsel (1869-1945), für den er auch ein Exlibris schuf, begann im Alter von 17 Jahren. 1891 war Barlach von der Hamburger Gewerbeschule an die Dresdener Akademie der bildenden Künste gewechselt, wo er ein Jahr später Meisterschüler bei dem hier als frisch verheiratet erwähnten Bildhauer Robert Diez (1844-1922) wurde. Nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Paris (1895) lebte Barlach einige Zeit bei seiner Mutter im thüringischen Friedrichroda. Der Naturarzt und Philosoph Julius Hermann Klencke (1852-1904) gründete 1896 die Naturheilanstalt Kurberg in Wachwitz bei Dresden und behandelte dort unter anderem den jungen Bildhauer, dessen väterlicher Freund er wurde. Die Wände im Obergeschoss der Anstalt wurden von Barlach mit Malereien ausgeschmückt..