Artmann, H[ans] C[arl]
Schriftsteller (1921-2000). Brief mit eigenh. Unterschrift „H. C.“ und ca. halbseitiger eigenh. Nachschrift. [Malmö, 11.IX.1964]. Folio. 2 pp. Schwach fleckig, kleinere Randeinrisse. Mit Kuvert.
$ 2,645 / 2.500 €
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An seinen Freund Konrad Bayer, „c/o ,Tagung der Gruppe’ | Sigtuna“.
„[…] Ich war vor einem monat in Wien und wollte dich in ädler maske, vollbart und tiffanybrillen, aufsuchen, allein wer hätte mir sagen können, wie ich zu dir ins wilde waldschloss gelang? […] Nun hörte ich schon in Berlin, dass du dem ruf der 46er (er erging auch an mich, nur will ich mich da lieber heraushalten) schurkisch-verschlagen (stell ich mir vor) gefolgt seiest […]
Ich dank dir für deine tagebuchvorschläge, die ich zum grössten teil meinungsgemäss teile.
Einige sache wie zb S:t Petri hast du natürlich nicht verstehen können, denn das ist die schwedische St. abkürzung […] Grus zu grus heisst grober sand zu grobem sand. Sag kennst du keinen GRUS?
Auf den Vitus freu ich mich schon wie kein zweiter […] Du weisst ja, wie mir das schon immer gefallen hat.
Gerhard Rühm ist etwas sauer auf dich, ich hab ihm aber gesagt, dass das ein blödsinn wäre, dass wir zusammen schiessen und laden müssen und so on. Was hat er übrigens gegen den (doch eh schon seit eh und herrje) rüden Osner Wiwald? So ist er eben und nicht anders […]
In Berlin ists zZ etwas versoffen, alles gefällt sich in billigem fusel von cognac oder schlechten wodkasortimens. S(cheissenbüttel) schreibt nun nicht das nachwort. Als frag ich mich, wozu er denn überhaupt eines hätt schreiben solln? Ich schreib doch, wie s mir passt und nicht so wie s grad unter welchen literati vorschrift ist […]
Again und again und again: Lass dich nicht zu viel mit die 46ka ein. Tu was, was sie versäuert, du hast sie nicht nötig […] Bleib frei, du kannst dir s erlauben, Kon!!! […]“.