Komponist (1860–1903). Eigenh. Briefkuvert. o. O. u. D. [Mödling, 10.7.1897]. Quer-kl.-8vo. Briefmarke ausgerissen.
600 €
(97163)
„Wolgeboren | Herrn Walter Bohmayer | Mödling bei Wien“.
Komponist (1860–1903). An ihn adressiertes Briefkuvert. Stuttgart. Quer-kl.-8vo. 1 p.
180 €
(97436)
An Hugo Wolf in der Hirschengasse 68 bei Ludwig Fischer, Wien adressiertes Kuvert des Stuttgarter Liederkranz. - Der Briefumschlag konnte leider nicht zugestellt werden.
Komponist (1860-1903). Eigenh. Brief mit U. O. O. 17.06.1892. 1 S. auf Doppelblatt. 8vo.
4.200 €
(942016/BN942016)
An einen Hrn. Sauer, wohl der Pianist und Komponist Emil von Sauer: "Seien Sie mir nicht böse, daß ich meine Zusage wieder zurücknehme. Dringende Geschäfte, die morgen erledigt sein wollen, berauben mich des Vergnügens Ihnen den so lange schon geplanten Besuch zu machen. Vertrösten wir uns auf den Herbst […]".

Komponist (1860-1903). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Döbling (Wien). 2 SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adressiertem und gelaufenem Kuvert.
4.500 €
(98214/BN64301)
Hochemotionaler Brief an seinen Freund und Gönner, den Oberamtsrichter Oskar Grohe (1859-1920) in Mannheim, dem er zum Tode seiner Gattin Johanna kondoliert, die zwei Tage zuvor verstorben war: "Es war ein erschütternder Augenblick, als ich, das Schlimmste befürchtend, das verhängnißvolle Couvert mit zitternder Hand öffnete, u. meine traurige Ahnung auf die schrecklichste Weise bestätigt finden mußte. Tagtäglich harrte ich auf gute Nachrichten - und nun geschah das Unerhörte, Unabänderliche! Immer und immer wieder starrte ich diese grausen kalten Buchstaben an, die von so viel Jammer u.
Herzeleid Kunde geben […] Würdige Klage zu erheben geziemt nur Ihnen allein, der Sie in der theuren Heimgegangenen ja Alles, Alles verloren haben. Mögen Sie als ein Mann u. Held - denn der Schmerz zeitigt den Menschen zum Helden - aus diesem leidvollen Ringen hervorgehen […]"..
verkauft
E. Brief mit U. („Dein Wölfing“) und zwei e. Notenzeilen.
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Hugo Wolf (1860–1903), Komponist. E. Brief mit U. („Dein Wölfing“) und zwei e. Notenzeilen. Wien, 11. März 1897. 2½ SS. auf Doppelblatt. 8°. – An seinen Freund Heinrich Potpeschnigg („Mein lieber Enrico!“), der ihm eine Abschrift des „Corregidor“ auf eigene Kosten hatte herstellen lassen: „[...] Samstag, an meinem Geburtstag, versammle ich eine kleine Gesellschaft bei mir, darunter auch der geistvolle Schriftsteller Dr. Haberlandt, einer meiner neuesten u. zugleich glühendsten Anhänger [sich] befinden wird. Ich werde ihnen den Corregidor vortragen [...] Schade, daß Du dabei fehlst [...] Anbei eine heitere Besprechung meines ehemaligen Freundes Schönaich, der sich grün u. blau über mich ärgert. Schick mir diese Recension aus der Reichswehr sofort wieder zurück. Die Sängerin, welche letzthin im Wagnerverein Lieder von mir vortrug, habe ich nicht gehört [...] In punkto Vorspiel des 3. Aktes hast Du wohl daran gethan, die Fagotte bis zum letzten c in der angegebenen Weise mitgehn zu lassen. Ich habe es nicht anders gemeint. Hingegen habe ich gestern noch eine Änderung im Vorspiel angebracht, die sehr leicht nachzutragen ist. Im 13. Takt von der neuen Bearbeitung ab, wo die 4 Hörner auf f einsetzen, sollen die Fagotte nebst den Violoncellen das Corregidormotiv bringen, u[nd] z[war] [folgen die zwei Notenzeilen mit je zwei Takten] Bitte, trage diese Änderung sowohl in den beiden Partituren, als in den Stimmen ein. Maresch hat vieles in der Copie zum 4. Akt falsch geschrieben. Ich warte noch immer auf das Eintreffen der neuen Lieder, um Dir dann Alles auf einmal zukommen zu lassen. Daß Dir der Amphytrion so gut gefällt, freut mich höchlichst. Die Motivirung der donjuanlichen Gelüste des alten göttlichen Sünders ist freilich für uns Moderne eine etwas mißliche Sache [...] Die Biographie Nietzsches bekommst Du von mir zugeschickt, sobald ich mit der Lectüre zu Ende bin [...]“. – Abgedruckt in: Hugo Wolf: Briefe an Heinrich Potpeschnigg. Stuttgart, Deutsche Verlagsgesellschaft, 1923, Nr. 184.
Eigenh. Brief mit U.
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Früher Brief an seinen Gönner, den Architekten Viktor Preyss, bei dessen Familie Wolf im Jahr zuvor einen unbeschwerten Urlaub auf dem Marienhof in Mayerling verlebt hatte. Seiner finanziellen Nöte wegen war Wolf diesen Sommer bei seinen Eltern in Windischgrätz zu Gast: "Ich erhalte von keiner Seite mehr Briefe; meine Freunde u. Bekannten dürften auf den Kometen mit dem 'kleinen Wagen' gefahren sein, so weitschweifig dünkt ihnen selbst die gewöhnlichste Mittheilung von Gesund od. Nichtgesund u. was dergleichen mehr. Wie war ich nun erstaunt u. zugleich auf das Angenehmste überrascht, als der Bote wider alles Erwarten mir einen Brief überbrachte, notabene einen Brief von Ihnen u. Ihrer verehrten Frau! [...] Der heurige Sommer ist für mich schrecklicher als für die alten Aegypter die weiland 7 magern Jahre. Zum Glück dämmert der Anfang der 7 fetten Jahre aus Obersteiermark schon herüber. Gröbning ist der Ort, von wannen dieser tröstliche Schein ausgeht. Auch für mich schlägt die Erlösungsstunde u. Mitte August wird der Anfang meiner sommerlichen Freuden sein. Meiner verheirateten Schwester habe ich es dann zu verdanken, daß ich so billig dazu komme den schönsten Theil Österreich's: das Salzkammergut gleichsam einzuschnupfen, denn anders thu ich's nicht. In nächster Nähe liegen Außsee, Gründelsee (Gabillon[,] Golschmidt)[,] Ischl (Köchert etc.) u. was weiß ich noch alles! Den Dachstein nicht zu vergessen! Hin fahre ich bis Judenburg u. dann frisch über die Tauern gewandert, hinunter nach Gröbning! Heißa! das wird lustig! Und Sie [...] gedenken schon im August die Winterquartiere der Stadt zu beziehen? [...] das ist doch wohl nicht Ihr Ernst? vielmehr bin ich überzeugt, daß ich wohl daran thun werde ein künftiges Schreiben nach Petersdorf zu adressiren; Petersdorf wird den harmonischen Schlußaccord bilden, der das langweilige Teschener-Gedudel zum 'kuschen' bringt, der den Winter hindurch so lange fortklingen wird, bis die Maierlinger Spatzen, Katzen, Hunde u. Ratzen in jauchzenden Dithyramben ihn bis in das Unendliche ausdehnen, wenn wir im Sommer des künftigen Jahres mit Pauken u. Trompeten in den allgemeinen Maierlinger Chorus einstimmen [...]". - Anfang November des Jahres trat Wolf die Stelle als zweiter Kapellmeister in Salzburg an. - In den Fälzen etwas eingerissen, sonst tadellos.
Eigenh. Brief mit U.
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Bedeutender Brief an den namentlich nicht genannten Historiker, Komponisten und Musikhistoriker Richard Sternfeld über seine einzige Oper "Der Corregidor", die knapp ein Jahr darauf in Mannheim ihre Uraufführung erleben sollte: "[…] Was Ihnen Prof. Kohen seinerzeit mitgetheilt, beruht vollständig auf Wahrheit mit dem einzigen Unterschied, daß ich die Oper nicht mehr komponiere u. z. aus dem ganz einfachen Grunde, weil dieselbe vor drei Tagen, am 9. d. M. in der Composition vollendet wurde. Das Werk habe ich im April in Perchtoldsdorf begonnen und hier in Matzen im Juli vollendet. Die angefertigten Skizzen gelten zudem als vollständiger Klavier-Auszug, so daß dieser bereits druckfertig vorliegt. In den nächsten Tagen wird die Instrumentierung in Angriff genommen und noch in der heurigen Saison am Wiener Opernhaus das Werk zur Aufführung gebracht. Sie staunen! Aber Sie sollen auch staunen und erst recht staunen, wenn Sie das Werk sehen u. hören werden. Ja ja die Welt wird Augen, u. was für Augen dazu machen. So was war noch nicht da, das können Sie mir glauben. Die Dichtung ist ein Meisterwerk von A bis Z. Der Stoff, der spanischen Novelle 'Der Dreispitz' (Universalbibliothek) von Pedro de Alarcon, entnommen, verteilt sich auf vier Akte. Die Verfasserin, eine äußerst geistvolle Dame, ist die Frau eines Wiener Architekten, in dessen Haus ich schon seit Jahren verkehrte, ohne zu ahnen, daß mir von dorther mein Heil erblühen sollte. Bereits arbeitet Frau Rosa Mayreder - dies der Name der Dichterin - an einem anderen Opernstoff für mich: 'Die Bernsteinhexe' nach Meinhold (ebenfalls in der Universalbibliothek zu haben). Und zum Schluß noch Eines: Plaudern Sie nicht viel herum wegen meiner Oper, denn ich möchte es um Alles vermieden wissen, daß mein Verleger Schott etwas davon erfährt. Ich will die Oper im Selbstverlag herausgeben u. auch Alles was bisher von mir bei Schott erschienen ist an mich nehmen. Wenn Schott jedoch erführe, daß ich eine Oper auf Lager habe, würde er mir Schwierigkeiten bereiten, trotzdem die Lieder mein Eigentum sind. Ich denke, Sie werden über diese spärlichen Nachrichten so viel nachzusinnen haben, daß ich mir füglich weitere Mitteilungen für diesmal ersparen darf. Nun aber antworten Sie auch. Kaufen Sie sich die Novelle 'Der Dreispitz' und schreiben Sie mir, wie Ihnen das Büchlein gefällt. Beste Grüße von Ihrem ergebensten | Hugo Wolf | Ich bleibe bis Ende Okt. in Matzen, wo ich im Park des Baron v. Lipperheide ein reizendes Landhaus allein für mich bewohne. Noch eins: mein Hymnus für Männerchor und Orchester wurde in Wien vom Männergesangverein unter Riesenbeifall zu Gehör gebracht. Klavierauszug ist bei Schott zu haben". - Auf Briefpapier mit gedr. Adresse.
Eigenh. Brief mit Unterschrift.
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An seinen Freund, den Oberamtsrichter Oskar Grohe in Mannheim, über die Fortschritte sowie die Veröffentlichung seiner Oper „Der Corregidor“. „[…] ,Da stehe ich wie der Esel zwischen zwei Bündel Heu, u. weiß nicht welcher von Beiden das beste Futter sei.’ Frei nach Heine. Was soll ich also thun? Hie Brockhaus, hie Heckel […] Brockhaus ist ein besserer, stattlicherer Name, aber ich kenne den Mann nicht. Heckels kenne ich zwar, aber mit ihrem Renomée ist es nicht weit her. Was also thun? […] Nun habe ich von Brockhaus einen Antrag erhalten […] Ich habe bis zur Stunde noch nicht geantwortet, weil ich erstlich noch nicht fertig Copie des Klavierauszuges besitze, den er vorher zu sehen wünscht, u. weil ich anderseits von Schott noch keine Nachrichten erhalten habe, um mit Brockhaus zugleich wegen Übernahme meiner Lieder (in Comission od. auch gegen baar) zu verhandeln. Ich warte nur noch die letzten Tage des Monats ab um hernach einen geharnischten Mahnbrief an Schott zu schreiben. Würde Heckel - eventuell - auch meine Lieder in Comission nehmen? denn ich möchte Alles bei einem Verleger hübsch beisammen haben […] Beiliegend ein Brief meines Copisten in Graz, den ich als Curiosum (als ein höchst erfreuliches Curiosum) wieder besitzen möchte. Der Brief ist an Dr. Potpeschnigg gerichtet“ [sein Freund und Förderer, der Arzt und Musiker Heinrich Potpeschnigg, 1847-1932]. „Die Copie des ersten Aktes ist wundervoll ausgefallen. Fast gar keine Fehler. Ich bin mit der Intrumentation schon über die Hälfte des 2. Aktes hinaus, trotzdem ich große Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Arbeite den ganzen Tag. […] Ich esse schon seit Langem zu Mittag im Jägerhaus, wo mir serviert wird […] Mir natürlich sehr lieb. Wir haben jetzt eine Reihe von den schönsten Herbsttagen. Leider geniesse ich nicht viel davon, denn ich sitze immer im Zimmer u. arbeite unverdroßen an der Partitur […]“ - Der Verleger Franz von Lipperheide hatte Wolf nebst einer jährlichen Rente sein Jägerhäusl im Schlosspark Matzen zur Verfügung gestellt, wo dieser den größten Teil der Oper schrieb. Auf der 4. Seite ein Auszug aus dem erwähnten Kopisten-Brief von fremder Hand. „Hugo Wolf Briefe“, Bd. 2 Nr. 1402.„Der Corregidor” wurde am 7. Juni 1896 in Mannheim mit grossem Erfolg uraufgeführt, andere Bühnen wollten das sperrige Werk aber nicht übernehmen. Wolf entschloss sich zu Revisionen, die das Werk bühnengerechter machen sollten; diese waren im Mai 1897 abgeschlossen. Die Oper wurde zu Wolfs Lebzeiten nur wenige Male aufgeführt. Wolfs Hoffnung, mit einer Aufführung des Corregidor an der Wiener Hofoper weite Anerkennung zu erlangen, zerschlug sich, da der damalige Hofkapellmeister Gustav Mahler die für die Spielzeit 1897/1898 gemachte Zusage wieder zurückzog.
Eigenhändiges Gedicht mit Datierung.
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„Epigramm | auf die kunstsinnigen Salzburger, | aus Anlaß der I. Vorstellung des | ,kleinen Herzogs’.“ Es folgen drei Strophen à 4 Zeilen: „Stumm saßen sie da wie die Stärke, | Sie waren nicht sehr amimirt, | Sie glotzten wie abg’stochene Böcke | Ihr Kunstsinn nicht kompromittirt | Da plötzlich ein fröhlich Gelächter, | Es wird fürchterlich applaudirt, | Ein stinkiger Haufen Drecke | Hat sie so enthusiasmirt. | Die guten Salzburger! wie rührend, | Sie sind, oh! so gar nicht verwöhnt, | Ein Misthaufen hat wie gebührend, Mit ihrem Kunstsinn sie verwöhnt.“ - Im Winter 1881/82 war Hugo Wolf in Salzburg, um sich als Dirigent zu versuchen. Er sollte den nur um ein halbes Jahr älteren Kapellmeister Carl Muck am Nationaltheater entlasten, Chorproben leiten, Operetten einstudieren, Repertoirevorstellungen dirigieren. Nach wenigen Wochen bereits hatte er sich erfolgreich mit allen überworfen. Seinem entsetzten Vater schickte er Anfang Januar 1882 einen Bericht der jüngsten Ereignisse: „Intrigen über Intrigen! Das Theater hier ist mehr eine Intriganten- als Kunstschule. Ich werde es als solche – wenn der geeignete Moment dazu gekommen – öffentlich brandmarken. Ein heftiger Wortwechsel zwischen mir und Direktor [Leopold] Müller führte die beiderseitige Kündigung herbei. Vom 16. ab gehöre ich nicht mehr diesem Saustall an.“ In seiner Karriere hat Hugo Wolf rund 300 Lieder und die in Mannheim 1896 uraufgeführte Oper "Der Corregidor" sowie einige Chorkompositionen geschrieben. Mit Ausnahme weniger Frühwerke allesamt innerhalb von knapp zehn Jahren. Allein in nur drei Jahren (1888-1891) komponierte er die großen Liederzyklen von Mörike-, Eichendorff- und Goethe-Gedichten, zudem das "Spanische Liederbuch nach Paul Heyse und Emanuel Geibel". „Zum Großteil geniale Kompositionen, die nicht nur Schumanns Liedintention, sondern auch Schuberts Werk weiterführten, in gewisser Weise auch vollendeten“, war im Mannheimer Morgen anlässlich des 100. Geburtstags von Hugo Wolf zu lesen. „Zu dieser Einschätzung jedenfalls lässt Dietrich Fischer-Dieskau in seinem Buch "Hugo Wolf. Leben und Werk“ […] nicht den geringsten Zweifel. Und dem Urteil eines Liedinterpreten seines Kalibers darf man trauen. […] Mehr jedenfalls als manchem Zeitgenossen Wolfs. Gustav Mahler etwa, mit dem Wolf einige Zeit in Wien Wohnung und Essen geteilt hatte, spielte dessen Talent herunter, Kritiker wie Eduard Hanslick verlachten ihn als Wagner-Epigonen oder hielten seine Lieder schlichtweg für unsingbar, und Richard Strauss schimpfte ihn gleich als "puren Dilettanten“ […]“ Wolf Karriere blieb stets im Schatten seines Studienfreundes Gustav Mahler. Als der Wiener Hofoperndirektor Gustav Mahler, mit dem Wolf einst gemeinsam am Konservatorium studiert hatte, seinen „Corregidor“ ablehnte, verkündete der rasend gewordene Wolf in der ganzen Stadt, soeben sei er selbst zum Staatsoperndirektor ernannt worden. Wohlwollend mitleidige Freunde brachten ihn dann in psychiatrische Behandlung.
Eigenh. Brief mit U.
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An den befreundeten Pianisten, Komponisten und Zahnarzt Heinrich Potpeschnigg über eine ausfallende Zusammenkunft und Ärger mit dem Notenkopisten: "Sie dürfen der Versicherung trauen, dass ich mit einiger Sehnsucht schon dem morgenden Tage entgegensah, der mir wieder das seltene Vergnügen bringen sollte im intimsten Kreise liebenswürdigster Menschen der bösen Welt außen zu vergessen, um im Raube einiger flüchtiger Stunden das Leben mit vollem Behagen zu geniessen, als Ihre erschreckende Hiobspost die schönsten Gespinnste [sic] meiner Phantasie mit einem zu nichte machte u. mich von meinem gemüthlichen Schaukelpferd der Zukunftsträume recht unsanft auf den harten Erdboden der Wirklichkeit warf. Welcher böse Geist musste wieder sein düsteres Panier aufpflanzen an einer Stätte wo, ging es mit Rechtem zu, stets nur der 'Freude Flagge' zu wehen hätte? Das Schicksal scheint mit Ihnen eine schlechte Tragödie spielen zu wollen, da es Leiden über Sie verhängt, die offenbar in keinem Verhältniss zur Schuld stehen können. Hoffentlich jedoch bleibt es Ihnen erspart die Suppe so heiss essen zu müssen, als sie Ihnen gekocht wird. Das wünsche ich von ganzem Herzen. Theilen Sie mir doch baldigst mit wie es mit dem Befinden Ihrer lieben Frau steht, deren Leidensstationen ich mit dem innigsten Antheil folge, und die, so Gott will, baldigst und für alle Zeiten überwunden sein mögen. Sobald Sie mir die Erlaubniss ertheilen werden persönlich in Ihrem Hause erscheinen zu dürfen will ich mich unverzüglich bei Ihnen einfinden. [...] N.B.: die Brandstätter'sche Angelegenheit dürfte in Bälde zur beidseitigen Zufriedenheit erledigt werden. Spanische und Keller'sche sind noch immer nicht erschienen, doch wurde mir von letzteren 5 Hefte zugeschickt, leider mit ziemlich vielen und sehr sehr bösartigen Fehlern behaftet […]". - Hugo Wolfs "Spanisches Liederbuch" nach Paul Heyse und Emanuel Geibel, eine Sammlung von 44 Liedern für Singstimme und Klavier, sollte noch im selben Jahr erscheinen. Obgleich von Wolf nicht als Zyklus gedacht, wurden die 10 geistlichen und 34 weltlichen Lieder doch als solche zusammengefaßt und aufgeteilt in männliche und weibliche Stimme; die maßstabsetzende Aufnahme ist jene der Deutschen Grammophon mit Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau (Klavier Gerald Moore) a. d. J. 1966/67. Wolfs "Alte Weisen. Sechs Gedichte von Gottfried Keller für eine Frauenstimme und Klavier" sollten bald nach diesem Brief bei Heckel in Mannheim erscheinen. - Aus dem Besitz bzw. Nachlass von Dietrich Fischer-Dieskau.