4 eigenh. Briefe mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar
Vertrauliche Briefe an seinen "liebsten Primo", d. i. der k. u. k. Leutnant Primo Morelli vom Ulanenregiment Nr. 6: "[...] Es umarmt u. küsst Dich Dein treuer Dich innigst liebender Wilhelm" (a. d. Br. v. 11. IV. 1915). - Der dritte Sohn von Erzherzog Karl Stefan und Maria Theresia stand während des Ersten Weltkriegs mit dem 13. Ulanenregiment im Feld und kommandierte gegen dessen Ende die aus Ruthenen österreichischer Staatsangehörigkeit bestehende "Ukrainische Legion". Durch die Niederlage von Österreich-Ungarn und Deutschland der Ukraine verlustig gehend, die dann unter sowjetische Herrschaft geriet, wirkte der Erzherzog in den 30er Jahren "an einem Komplott mit, das die Re-Inthronisierung der Habsburger in Mittel- und Osteuropa zum Ziel hatte. Wilhelm war als Repräsentant der Ukraine in einer neuen habsburgischen Föderation vorgesehen. Doch dann veranstaltete Wilhelm seine eigene, höchstpersönliche Apokalypse. Er hatte seinen Namen und einen guten Ruf bei den Ukrainern, doch er würde sehr viel Geld brauchen, und zwar schnell. Alle Welt hielt ihn für märchenhaft reich, doch in Wahrheit stand er am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Obwohl er das männliche Geschlecht vorzog, nahm er sich eine erfolgreiche Hochstaplerin zur Geliebten, die ihm versprach, das Geld aufzutreiben, das er für die Rückkehr in die Politik brauchte. Sie hielt ihr Wort nicht, und Wilhelm brachte es fertig, sich und die Sache der Habsburger durch einen Skandal zu kompromittieren, in dem Absinth, die Rothschilds, das Pariser Hotel Ritz und Sex mit Matrosen eine Rolle spielten" (Timothy Snyder: Der rote Prinz. In: Die Presse v. 13. IX. 2008). Während des Zweiten Weltkriegs und danach betätigte sich Wilhelm als Spion für Großbritannien und Frankreich und wurde 1947 von den Russen aus Wien verschleppt; einer Quelle zufolge verstarb er 1949 oder 1950 in einem Gefängnis in Kiew, nach einer anderen 1955 im Zwangslager von Wladimir-Wolensk. - Sehr selten.