Eigenh. Manuskript.
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Friedrich Leopold Gf. zu Stolberg-Stolberg (1750-1819), Schriftsteller und Übersetzer. E. Manuskript „Etwas über Johann Janeke“ m. U., Sondermühlen, 31. Juli 1818, 10 Seiten gr.-4°. Zwei Doppelblätter und ein Einzelblatt. Familiengeschichtlich interessante Aufzeichnungen über seinen Diener Johann Janeke „aus der Bernstorffschen Herrschaft Gartow an der Elbe“, der hellseherische Fähigkeiten besaß. „Als mein Bruder und ich im Jahr 1770 auf Universitäten gehen solten, u. unsere sel. Mutter sehr daran gelegen war, uns einen zuverlässigen Bedienten mitzugeben, empfahl ihr dazu der sel. [Carsten] Niebuhr, aus wahrer Freundschaft, den Johann Janeke, als einen stillen, geschulten, nüchternen, tüchtigen und treuen Menschen, der nicht nur ihm als Diener aufwartete, sondern auch für ihn kochte, und die ganze kleine Hagestolzen Wirthschaft, des damals noch unverheiratheten Mannes führte. […] seine Aufführung war untadelhaft, bis er nach Verheirathung meines Bruders [Christian], bei mir allein war, u. sich etwa in den Jahren 77 – oder 78 dem Trunke zu ergeben anfing. […] Er träumte manchmal von Zahlen, welche in der Zahlenlotterie gewinnen solten, und sie gewannen. […] Im Juny des Jahres 1782, war er mit mir in Eutin. Eines Morgens als er mich wekte, war er blaß, zitterte, schien verwirrt. Ich hielt ihn für betrunken, u. machte ihm Vorwürfe […] Er schwieg. […] Er zitterte stärker als er mich rasirte. Ich ward ungeduldig, machte ihm härtere Vorwürfe, da sagte er: Ich bin nicht betrunken; Ihrer zu schonen, verschweig ich Ihnen die Ursach meines Zitterns. Da Sie fortfahren mich zu schelten, so will ich Ihnen sagen was ich Ihnen gern verschwiegen hätte. Ihre Schwester die Gräfin [Henriette Friederike] Bernstorff wird bald sterben. Ich sah sie im Traum diese Nacht, sie lag als Leiche, mit vielen Lüstern um sie her […] Mich ergriff sein Traum desto mehr da wenige Tage zuvor, meine Schwester meinen andern Geschwistern, meiner sel. Agnes, die als meine Braut sie in Borstel besucht, u. mir folgendes ohngefehr in denselben Worten erzählt hatte […] Einige Monate nachher starb meine sel. Schwester […] Der sel. [Andreas Peter] Bernstorff wohnte bald in Borstel, einem Gut in Holstein, bald in Dreilützow in Meklenburg, wo meine Schwester gestorben war, u. wo er meine jüngere Schwester [Auguste] heirathete. […] Im Sommer 1784 war ich mit meiner sel. Frau im Oldenburgischen; der alte Janeke aber war in Tremsbüttel, bei meinem Bruder, anderthalb Stunden Wegs von Borstel wo Bernstorff war. Eines Tages machte Janeke sich auf gen Borstel, ruft das Gesinde zusammen, sagt ihnen, er bringe ihnen erwünschte Botschaft. Binnen weniger als 8 Tagen werde ihr Herr nach Koppenhagen zurückberufen werden. Einige lachten ihn aus, andre glaubten was sie wünschten […] Indeß hatte der Kronprinz von Dännemark die Zügel der Regierung, unwürdigen Händen entrissen, an Bernstorff geschrieben, ihn zurükberufen, er verreiste ehe die 8 Tage verflossen waren, u. Janeke trank triumphirend seinen Punch. Den Winter 1784-85 brachte ich mit meiner sel. Frau in Koppenhagen zu, so sie mir am 4ten May 1785, meine Tochter Mariagnes gebar. Ich reiste mit ihnen, u. meinem ältesten Sohn Ernst, im Sommer von dort ab, um ins Oldenburgische zu ziehen wo ich mein Amt als Landvogt zu Neuenburg antreten solte. Als ich in Holstein war, sagte Janeke ich würde zwar nach Neuenburg hinkommen, aber nur wenige Tage dort, anizt bleiben, den er habe mich in einem Traumgesicht, in großen Gesellschaften von Herren u. Damen, in erleuchteten Sälen gesehn. In der Tat erhielt ich in Oldenburg den Auftrag, vom jetzt reg. Herzog, nach Petersburg zu reisen, um dort den Tod des verst. Herzog zu melden. Ich reiste nach Neuenburg, blieb einige Tage dort, während meine Depechen expedirt wurden, u. reiste nach Petersburg.“ – In diesem Stil fährt Stolberg fort, die Erlebnisse des Dieners zu schildern, der später zu seinem Bruder Christian nach Tremsbüttel übersiedelte. Dort heiratete er und seine Frau gewöhnte ihm das Trinken ab. Seine hellseherischen Fähigkeiten zeigten sich noch einige Male, wie z.B. bei Voraussagen während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Franzosen. Einige Jahre vor der Niederschrift ist Janeke als über 80-Jähriger gestorben. – Textende: „Auch hat mein Bruder mir erzählt, daß Janeke auf dem Krankenbett nach dem Prediger verlangt u. comunicirt habe“. – Nicht gedruckt in den „Gesammelten Werken“, Hamburg 1827.