Gottfried Semper

Architekt, 1803-1879

Gottfried Semper war deutscher Architekt und Kunsttheoretiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er gilt als Vertreter des Historismus, insbesondere der Neorenaissance, und Mitbegründer der modernen Theaterarchitektur. Das 1869 niedergebrannte Dresdner Hoftheater war Sempers erstes Hauptwerk und begründete seinen Ruhm als Architekt. Sein künstlerisches Ziel, die Funktion und innere Gliederung eines Gebäudes in dessen äußerer Erscheinung widerspiegeln zu lassen, erwies sich für den Theaterbau des 19. Jahrhunderts als richtungsweisend. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Sempergalerie in Dresden, das Schweriner Schloss sowie das Burgtheater und die Neue Hofburg in Wien.

Quelle: Wikipedia

Semper, Gottfried

Architekt (1803-1879). Eigenh. Brief mit U. Waitzen. 3 SS. 4to.
1.200 € (44437)

An einen Freiherrn über die Beschäftigung eines Schützlings: „Daß Herczeghy kein bequemer Schutzbefohlener sei - das weiß ich aus eigener Erfahrung. Herczeghy hat, als er nach der Türkey zog, seine hiesigen Verhältniße gänzlich aufgegeben; - er ging nach Constantinopel um sich dort eine Existenz zu gründen, und Glück zu suchen, das er hier, vielleicht decoragirt durch den eingetretenen Regierungswechsel u die ihm entzogene Subvention, nicht mehr zu finden hoffte. Ich kann demnach Euer Excellenz nicht engagieren ihm mit Rücksicht auf die hiesigen Verhältniße oder ressourcen, weitere Vorschüße zu bewilligen […]“. - Aus der Sammlung Alther, St. Gallen.

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Semper, Gottfried

Architekt (1803-1879). Eigenh. Brief mit U. Hottingen bei Zürich. 20.10.1865. 2½ SS. auf 4 (= 2 Doppel)Blatt. Gr.-4vo.
6.500 € (33049/BN27801)

An Franz von Pfistermeister, den Kabinettssekretär von König Ludwig II., mit einem "fast ungebührlich langen Bericht" über die Vorarbeiten für ein Richard-Wagner-Festspielhaus in München, mit dessen Entwurf der König Semper beauftragt hatte: "[...] Ich vermag es nicht in Worte zu fassen wie ich mich durch die Versicherungen Allerhöchsten Vertrauens auf meine Befähigung als leitender Architekt für das großartige Werk [...] gehoben und gestärkt fühle, angesichts des bänglichen Gedankens an die große Verantwortlichkeit welche ich mit dieser Aufgabe übernehme, die ein Werk betrifft worauf Europa sehen wird.

Mögen Begeisterung für die Pläne eines hochherzigen Monarchen und für die Kunst mich dazu bis zu[m] Ende stark erhalten. Ich bin seit meiner Rückkehr unablässig mit meiner Aufgabe beschäftigt die mich im Wachen und Träumen vollständig erfüllt. Die materielle Verkörperung und mehr noch die künstlerische Gestaltung der Ideen über welche Wagner und ich uns bei meiner letzten Anwesenheit in München verständigt hatten, [...] bot sehr große Schwierigkeiten. Wagner wollte nämlich zwei Dinge über die ich ihm beipflichtete, nämlich erstens centrale Lage der Orchestra, an der gleichen Stelle wo sie, freilich zu ganz verschiedenen Zwecken sich im altgriechischen Theater befand, und zweitens möglichste Trennung der idealen Bühnenwelt von der durch den Zuschauerraum repräsentirten reellen Welt, das gänzliche Beseitigen jedweden Uebergriffes der Realität in den Bereich der Idealität durch das Verstecken sowohl der Orchestra als auch des unteren Bühnenrandes, um so den Zuschauern den Maßstab der Vergleichung zu entrücken. Um diese Aufgabe zunächst nur materiell zu lösen habe ich wochenlange Construktionen und optische Studien gemacht und gefunden daß das Verstecken sowohl der Orchestra als des Bühnenrandes für alle Zuschauer vollständig nur dann erreichbar ist wenn man die Sitzreihen in parallelen graden Linien hinter einander und zwar parallel mit der gleichfalls gradlinicht abgegrenzten Orchestra und Bühne ordnet [...] Das Endresultat dieser Studien in künstlerische Form gebracht werde ich (zunächst als Skizze) in nächster Zeit an Wagner schicken um seine Meinung zu hören. Während dieser Arbeiten ist mir die Veranstaltung eines provisorischen Bühnengerüstes immer mehr als nothwendig erschienen so daß ich diesem Unternehmen das Wort zu sprechen um so weniger Bedenken trage als dadurch allein dem Allerhöchsten Verlangen Sr. Majestät des Königes nach recht baldiger Realisirung der Wagnerschen Musikschöpfungen in der ihnen zukommenden Umgebung entsprochen werden kann [...] Der Bau würde dann im nächsten Frühjahr beginnen können nachdem im Winter das Nöthige dazu vorbereitet worden wäre. Die Bühneneinrichtung und die Maschinerie würde dabei das Schwierigste sein. Man müßte dasselbe einem geschickten Theatermaschinisten übergeben, unter der Obliegenheit sich in Allem mit Wagner und dem ausführenden Architekten zu vernehmen [...] Über das Modell habe ich [...] mit verschiedenen Leuten gesprochen, aber leider bin ich für derartige Arbeit nicht so gut sekondirt wie damals als ich in Dresden für das Theater, das Museum und andere Monumente Modelle im großen Maßstab anfertigen ließ [...]". - Richard Wagner hat Sempers Theaterpläne für den Bau benutzt, sich die Pläne auch schicken lassen, Semper selbst aber dann doch nicht hinzugezogen (möglicherweise wegen Ludwigs Empfindlichkeit gegen Semper). Sempers Pläne wurden dann von Otto Brückwald umgesetzt. Am 13. Juni 1877 schreibt Wagner an Semper: "Das Theater ist, wenn auch grob und kunstlos, nach Deinen Entwürfen ausgeführt" (vgl. Hermann Sturm, Alltag & Kult, Basel 2003, S. 109f.). - Etwas gebräunt und fleckig; das erste Doppelblatt fast vollständig im Mittelfalz durchtrennt und links oben mit kleinem Ausriß durch eine alt entfernte Büroklammer (dort auch mit kleinen Rostspuren); beide Doppelbll. mit kleinen Randläsuren, insgesamt jedoch sehr gut erhalten..

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