Eigenhändiger Brief mit U. und Notenzitat im Text.
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Äußerst inhaltsreicher Brief an den Komponisten Carl Wettig in Wusseken (Pommern), in den Schumann große Hoffnungen setzte, wie aus seinen Briefen an die Verleger Härtel und Whistling hervorgeht. "Wegen der Herausgabe Ihrer Compositionen bin ich [...] wieder auf andere Gedanken gekommen. Es sind jetzt schlimme Zeiten im Handel, wie Sie wißen, und dies hat denn natürlich auch auf den Musikverlag Einfluß. Unterlassen Sie daher lieber für jetzt die Herausgabe des Concertsatzes m. Orchester. Das ist schon kein kleines Unternehmen für einen Verleger, und ich fürchte, sie schlagen Ihnen eine Honorar forderung rundum ab. Bieten Sie Härtels vor der Hand die 'Sehnsucht' als Opus 1, und das Scherzo in B moll als Opus 2 an. Sobald die Herren dann sehen, daß Ihre Musik anklingt (und die besten Hoffnungen hege ich dafür), so können Sie dann später Ihren Concertsatz noch einmal so vortheilhaft anbringen. Als Honorar für das Lied und das Scherzo fordern Sie 6 Louisdor und berufen sich dabei, wenn Sie wollen, auf meinen Rath. Das Scherzo ist Ihnen wieder vortrefflich gelungen, bis auf die Stelle [hier 2 Takte Noten) die mir etwas trocken vorkömmt, behagt es mir sehr, namentlich das Trio und der Rückgang in's Scherzo. Das Adagio für Streichinstrumente mag sehr schön klingen. Ist's ein Satz aus einem größeren Stück? Dann schicken Sie auch die anderen Sätze!". - Der folgende Absatz, in dem Schumann auf den ihm wohl von Wettig vorgetragenen Plan einer Oper eingeht, zeigt, wie nahe ihm, dem mit der Textierung seiner "Genoveva" mühevoll Beschäftigten, dies Thema lag: "Wegen der Oper möchte ich Ihnen dies erwiedern: Alles Theoretisiren und Schreiben hilft zu nichts. Sie müßen die Sache anpacken, irgend einen Stoff aus der Geschichte oder der Dichterwelt [darübergeschrieben: "Phantasie"] herausgreifen. Dann erst läßt sich weiter rathen. Nehmen Sie Shakespeare, Calderon, vielleicht auch Boccaccio zur Hand, ordnen Sie sich einen Stoff musikalisch und bühnengerecht und suchen dann eines Dichters habhaft zu werden, der Ihnen den Stoff in Verse bringt. Rechnen Sie nie darauf, von einem Dichter etwa zufällig einen Operntext zu erhalten, den Sie gebrauchen könnten. Sie müßen selbst die erste Hand anlegen. Interessant wäre mir zu erfahren, in welchem Alter Sie stehen, dann auch, was Alles Sie denn in den letzten drei Jahren componirt haben. Oder noch beßer - halten Sie Ihr Versprechen und kommen auf einige Zeit zu uns. Das sollte uns Freude machen. Meine Frau spielt Ihre Compositionen mit großer Freude - und wie sie sie spielt, würde Ihnen, glaub' ich, nicht mißfallen [...]". - Jansen Nr. 326 (lückenhaft). Schumann hatte am 8. August d. J. an Friedrich Whistling in Leipzig über Wettig geschrieben: "Eine große Freude hatte ich in den vorigen Tagen. Aus einem Flecken in Hinterpommern, der nicht einmal auf der Land- karte zu finden, schickt mir Einer, Namens Wettig mehrere Compositionen, darunter ein Clavierstück mit Orchester, das mir als etwas ausgesucht Vorzügliches vorkömmt - meine Frau soll es, denk' ich, in L. gelegentlich spielen. Nun schrieb ich ihm, das Stück müße gedruckt werden - und warte seine Antwort ab. Ihnen aber möchte ich rathen, das Stück sich nicht entgehen zu lassen, wenn er es Ihnen anbietet, da ich Sie ihm als Verleger vorgeschlagen. Auch hab' ich mir vorgenommen, ihn selbst durch die mus. Zeitungen einzuführen. Seit Gade ist er der Erste wieder, der mich wahrhaft interessirt" (Erler 51). - Kleine Papier-Reparaturen. - Jansen Nr. 326 (lückenhaft).