Hans Schrötter von Kristelli

Schrötter von Kristelli, Hans

Maler und Illustrator (1891-1965). Kriegsgefangenen-Korrespondenz. Sibirien. 93 Karten von Hans Schrötter, 83 Karten an Hans Schrötter sowie 19 Karten anderer Absender (Rotes Kreuz, Norwegisches Nachweiskomitée für Kriegsgefangene etc.), zahlreiche Stempel und Postvermerke. Qu.-8vo.
6.500 € (74371/BN48416)

Inhaltsreiche Kriegsgefangenen-Korrespondenz mit Eltern und Bekannten aus der russischen Kriegsgefangenschaft, die der junge Kadett größtenteils im Lager Blagoweschtschensk im Amurgebiet verbrachte. Eine der ersten Karten stammt von Repinsk an der Wolga: "Hier gesund angekommen u. warten auf den Weitertransport. Goldglänzende Zwiebelkirchen, Dampfer auf dem Fluß. Troikas. Mitten drinnen im Lande Tolstois, es wäre recht interessant wenn nicht die Sorge um die Sache wäre. Körperlich bin ich fast ganz hergestellt, wenn auch noch kein Riese.

Durch Zeitungen sind wir ziemlich auf dem Laufenden [...]" (15. VIII. 1916). Im Monat darauf heißt es aus Romanow-Borisoglepska: "[...] Ich bin gesund. Sendet mir Wasserfarben, Pinsel, Tusch- und Zeichenfedern, ferner farbige Stifte, 100 Kronen wären erwünscht. Sonstige Sendungen, eventuell Winterwäsche ausgenommen, bitte ich zu unterlassen [...]". Das erste Weihnachtsfest in Gefangenschaft dürfte trotz widriger Umstände einigermaßen erträglich verlaufen sein: "Während der Feiertage haben wir die Sprachstunden eingestellt. Mit einem Kameraden verfaßte ich ein Weihnachtspuppenspiel, schrieben ein Stück, inscenirten es u. brachten es am heiligen Abend zu[r] Aufführung, welche viel Beifall hat[t]e. Ich zeichnete die Dekorationen, die mir trotz einfacher Mittel, farbige Stifte u. buntes Papier, recht gut gelangen [...]" (ebd., 4. I. 1917). Aus demselben Lager kann er im Monat darauf berichten: "Arbeite täglich Sprachen und zeichne sodass die Zeit nicht verloren und gut ausgenützt. Spiele auch Gitarre. Es hat 30° Kälte, bin aber durch Mutterns gute Wäsche wohl versorgt. Sendet mir nichts an Kleidern, Stiefeln. Habe mir letztere anfertigen lassen" (2. II. 1917). - Im Juli des Jahres heißt es dann aus dem Lager Blagoweschtschensk: "Bin gesund und wohlauf. Hier schöne Sonnentage [...] Meist lese ich, turne jeden Tag um körperlich frisch zu bleiben, da ich Neigung zeige dick zu werden [...]" (24. VII. 1917). - Die Tage dürften alle recht einförmig verlaufen, doch keineswegs unbewältigbar: "Bin nach wie vor gesund, lese und male und warte. Letzteres mit ziemlicher Geduld, was sich auch im Laufe der Zeit erlernen lässt. Mit Vergnügen habe ich die guten Nachrichten von Eurer Firma erhalten; die Lehmarbeiter sind glücklich ausgezahlt und die geschäftlichen Schwierigkeiten dürften überwunden sein. Wie lange sich mein hiesiger Aufenthalt aber noch hinziehen wird, ist vollständig unbekannt [...]" (an seinen Onkel in München am 13. I. 1918). - Zwei der Karten gehen an Alfred Kliefoth (1889-1969), der als militärischer Beobachter an der amerikanischen Botschaft in St. Petersburg tätig war, von dem er die Zusendung von Büchern in deutscher Sprache erbittet, "ernstere Unterhaltungslektüre wenn möglich" (Romanow-Borisoglepska, 28. XII. 1916). - Hans Schrötter von Kristelli wirkte nach seiner Entlassung als Freskomaler und Lehrer in den USA (Chicago, New York) und lebte danach in Graz, wo er mehrfach monumentalen Raumschmuck (Wandmalereien) schuf..

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