Ms. Brief m. e. U.
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Sehr ausführlicher Brief in Englisch und auf der Rückseite in Deutsch (hier auch mit wiederholter U. [Durchschlag des Originals]) an Hans Heinsheimer (1900–1993), den Verlagsleiter des Musikverlages G. Schirmer in New York: „[…] Thank you very much for sending me the Schirmer-Orchestra-catalogue, the production of which goes evindently [!] to your credit. – I am very glad about this publication, not only because for quite a time nobody would have known where to ask for my music […]“; trotzdem sei es sehr schwierig, seine Publikationen zu erhalten: „[…] a friend of mine wanted to buy scores of my music in your MAIN STORE IN NEW YORK […] and only after a considerable fight did the sales person admit that they have my music in store […]”. – Weiters über den Erfolg seiner Arbeit in Europa: „I can serve you with figures of my European success which prove that some money can be earned with my music” – und über Probleme, die er mit dem Nachfolger von Carl Engel habe: „At this time I thought I had lost a publisher, which is bad enough and a strong punishment for a just complaint. But now I have to realize that means also breaking contracts, by not printing new editions when olds are sold out, by damaging all my possible success, by refusing to deliver my music, by not printing scores I had sold and many other unfriendly actions […]”. – Schönberg beschwert sich, daß seine Stücke weiterhin bei Schirmer kaum oder nur mit sehr langen Lieferzeiten zu erhalten seien: „Heute bekomme ich aus Wien einen Brief, in welchem mir mitgeteilt wird, dass eine Gesellschaft […] sich vergebens bemüht hat, meine Noten von Schirmer zu erhalten. Die Aufführung der Zweiten Kammersymphonie musste verschoben werden und die erste statt dessen gespielt werden. Sie fragen alle nach der Ode, dem Violin-Konzert, dem Klavierkonzert und den beiden anderen Konzerten und nach dem dritten Streichquartett. Ich habe V I E L E solche Beschwerden, nicht bloss aus Deutschland, von Leuten die meine Noten nicht bekommen können. Heute schreibt mir Engländer darüber. Ich glaube Schirmers schaden sich dadurch sehr in Europa. Ich habe bereits in zwei Briefen das Wort S a b o t a g e gelesen und einer meiner Korrespondenten fragt, ob Schirmer glaubt mich aus der Musikgeschichte herausnehmen zu können […] Ich fürchte Schirmers Vertragsbruch wird mich zu einer Gegenmassnahme zwingen. Ich weiss, dass ich gegen eine so reiche monopolistische Firma einen Prozess nicht gewinnen kann. Aber Schurmer [!] wird auch nie den Prozess gewinnen können zu dem ich ihn zwingen kann. Sie werden aber den S K A N D A L, die S C H A N D E davon geneissen [!] […] Ich verstehe, dass mancher impotente Komponist sich vor der Konkurrenz wirklicher Musik fürchtet. Er glaubt durch Unterdrückung zu gewinnen. Aber das ist ein Irrtum. Wenn überhaupt, so könnte nur wirkliche Musik ihn retten. Aber es hat sich herausgestellt, wie im Fall Brahms und Wagner oder Strauss und Mahler, dass gute, wirkliche Musik sehr gut mit anderer guter, wirklicher Musik zusammenleben kann […]“. – Hans Heinsheimer war seit 1923 Leiter der Bühnenabteilung der Universal Edition in Wien, redigierte die Musikzeitschrift „Anbruch“ und engagierte sich als künstlerischer Berater zeitgenössischer Komponisten, wodurch er nicht unwesentlich zum Erfolg von u. a. Alban Bergs „Wozzeck”, Ernst Kreneks „Jonny spielt auf” und Kurt Weills „Dreigroschenoper” beitragen sollte. 1938 dienstlich in New York sich aufhaltend, verblieb er dort, nachdem er vernommen hatte, daß die Räumlichkeiten der Universal Edition von der Gestapo heimgesucht worden waren, und war zunächst bei dem US-amerikanischen Vertreter der Universal Edition, dem Verlag Associated Music Publishers, später dann für Boosey & Hawkes tätig; 1947 wechselte er zu G. Schirmer, wo er zunächst Leiter der Abteilung für Opern und symphonische Musik war und schließlich zum Vizepräsidenten wurde. Als wichtige Anlaufstelle für Komponisten, die Europa verlassen mußten, setzte er sich insbesondere für den 1940 emigrierten Bela Bartók ein, dem es einer Leukämieerkrankung wegen auch gesundheitlich immer schlechter ging.