Karl Ludwig Sand

Burschenschafter, 1795-1820

Karl Ludwig Sand, auch Carl Ludwig Sand, war ein radikaler deutscher Burschenschafter und der Mörder August von Kotzebues, eine Tat für die er 1820 hingerichtet wurde. Im Oktober 1817 nahm Sand am Wartburgfest in Eisenach und der symbolischen Bücherverbrennung teil, bei der unter anderem August von Kotzebues „Geschichte des deutschen Reichs“ verbrannt wurde. Der Mord hatte die Auflösung der Burschenschaften zur Folge, wobei der Verweis auf Sand häufig zur Rechtfertigung der Kriminalisierung breiter Kreise des liberalen Bürgertums diente. Sands Grab hingegen wurde ein politischer Wallfahrtsort; Sand erhielt die Qualität eines politischen Heiligen und eines idealisierten Vorkämpfers.

Quelle: Wikipedia

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Sand, Karl Ludwig

Eigenh. Brief mit U. („Karl Sand“).
Autograph ist nicht mehr verfügbar

Der vorliegende, an seinen Bruder, den Kaufmann Georg Sand in St. Gallen, gerichtete Brief entstand wenige Tage vor Sands Reise nach Mannheim, wo er am Nachmittag des 23. März den „Vaterlandsverräter“ August von Kotzebue ermorden sollte: „[...] Ich danke Dir herzlich für das Reisegeld, was zu erarbeiten Dir [...] keine Kleinigkeit seyn kann. – Von Berlin nur dieß, daß wir dort neben einer ecklichen Menge, die aus Mangel einer ordentlichen Volkserziehung [...] zu einem Haufen von schlechten, äußerlichen Gesellen und gewöhnlichen Prahlern aufgewachsen ist –; einen Kreis von Männern beysammen haben, die als Volksweise, Staatskundige, u. fromme Helden den ersten Helden (u. Heilanden) aller Zeiten u. Völker mit Ehren zur Seite stehen. Es haben dort Männer ihren Thatenkreis, von denen wir [...] Großes erwarten dürfen. Ja Bruder, unser Vaterland soll aufleben, soll erwachsen nicht zur furchtbaren Peinigerin anderer, sondern zur Heldin in allen Tugenden, in allem Großmenschlichen den Völkern voranleuchtend, u. in innerer Einheit das gerechte Gesetz Hand-habend mit zweyschneidigem Schwerte! Tod oder Leben dem Unglückseeligen Vaterlande! Bester Bruder [...] lasse neben Deinem vielen häuslichen Wirken, doch ja diesen, den eigentlichen Haltpunct in allem Menschentreiben nicht fehlen; nehmlich daß Du neben der häuslichen Tugend auch an jene größere, öffentliche denkest, die für das Wohl des Ganzen, des angestammten Volkes, alles besondere Streben, alles Gut u. Blut gerne dahingeben kann. Alle Menschen erreichen mehr oder weniger ihre Bestimmung, aber dieß ist gewiß, alle diejenigen sind am meisten seelig zu preisen, die in einer so geistesregen Zeit, wie die jetzige, durch so gewaltige u. immer neue Stürme so aufgeschüttelt werden, daß sie neben dem gewöhnlichen Menschentreiben [...] auch mit Ernst an die bessere Entwicklung des kommenden Geschlechts, an die Erneuerung aller todten Lebensverhältnisse u. somit an jene öffentliche, größere Tugend denken, von der in der Geschichte Erwähnung geschieht [...] Du, guter Bruder, als braver Teutscher in der Schweitz, hast es auch auf Dir, mit fürs Vaterland zu denken, u. kannst es als Kaufmann, der doch schon seinen eigenen Grund u. Boden hat, recht wohl, wenn Du zu gemeinsamen Zwecken als zur wohlfeileren Verbreitung von Bildungsschriften, oder zur Unterstützung solcher, die um des Vaterlandes willen Verfolgung erleiden [...] auch [...] Antheil nimmst [...] Was kann uns auch unser Leben helfen u. Freude machen, wenn wir es so gewöhnlich dahin schlendern? [...] Gott mit uns! [...]“. – Briefe von K. L. Sand, zumal so derart gehaltvolle, sind im Handel von größter Seltenheit. – Bl. 2 mit kleinem Ausschnitt durch Siegelbruch (geringf. Textverlust in drei Zeilenenden) und a. d. Verso-Seite mit Eingangsvermerk vom 16. März 1819; etwas angestaubt, gebräunt und fleckig, insgesamt jedoch sehr wohlerhalten.