E. Brief mit U.
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Johann Friedrich Reichardt (1752-1814), Komponist u. Musikschriftsteller. E. Brief m. U., Berlin, 5. Mai 1779, 1 Seite 4°. Mit Adresse. An den Musikverleger Breitkopf in Leipzig wegen Übersendung der „versprochenen Briefe für Ihren Herrn Sohn“. „[…] er wird sie vorher eh er sie abgiebt wohl versiegeln. Verzeihen Sie daß ich sie Ihnen nicht selbst abgebracht, und mich noch persönlich für die Höflichtkeit die ich in Ihrem Hause genoßen ergebenst bedankt habe, eine gute Gesellschaft nach Berlin zu verreisen, die sich heute Abend erst zeigt, lässt mir nur just soviel Zeit diese Briefe zu schreiben, und dann fahr ich noch in dieser Nacht nach Berlin zurück […]“ – Reichardt wurde 1775 kgl.-preuß. Hofkapellmeister in Potsdam. Seine ihn künstlerisch nicht befriedigende Tätigkeit bei Hof veranlaßte ihn in den folgenden Jahren zu zahlreichen Reisen, u.a. nach Italien, Wien, Paris und London. Unter dem Einfluß der Weimarer Klassik widmete er sich seit Ende der achtziger Jahre vor allem der Komposition und Verbreitung von deutschen Lieder- und Singspielen (u.a. Lieb’ und Treu, 1800), denen häufig Texte von Goethe, Schiller und Herder zugrundelagen. 1794 wegen seiner Begeisterung für die Ziele der Französischen Revolution aus kgl. Diensten entlassen, zog sich Reichardt auf sein Gut in Giebichenstein zurück, das sich zu einem Ort der Begegnung zahlreicher junger Künstler der frühen Romantik (u.a. Clemens Brentano, Achim von Arnim, Novalis und Ludwig Tieck) entwickelte. Von der Freundschaft mit Wilhelm Grimm zeugt ein Briefwechsel. 1806 floh er vor den napoleonischen Truppen nach Danzig und wurde 1808 vorübergehend Hofkapellmeister des Königs Jérôme Bonaparte in Kassel. Seine letzte größere Reise machte er noch im selben Jahr nach Wien, wo ihn die Begegnung mit Haydn und Beethoven veranlaßte, sich auch den Werken der Wiener Klassik zu öffnen. Reichardt, der in seiner künstlerischen Entwicklung von den unterschiedlichsten Stilrichtungen beeinflußt wurde und ein außerordentlich vielfältiges Werk hinterließ, wurde vor allem als Lieder- und Singspielkomponist bekannt. Er komponierte ferner kirchen- und kammermusikalische Werke, Symphonien, Opern und Bühnenmusiken. Er war einer der bedeutendsten Musikschriftsteller und -kritiker des 18. und frühen 19. Jahrhunderts.