Eigenh. Brief mit U.
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An Raimund Haertel (geb. 1810) vom Musikverlag Breitkopf & Haertel: „Auf unsere mündliche Unterredung bei Ihrer Anwesenheit in Berlin mich beziehend, bin ich so frei, Ihnen anbei ein Heft von 6 Liedern zu übersenden. Das Lied ‚Hop, hop, hop [!] mein Kindchen’, welches bei Ihnen in meinem op. 6 einstimmig erschienen ist, befindet sich hierin unter Nro. 3 mit Klavierbegleitung, wie wir verabredeten, da die Leute es so oft mit Begl[eitung] verlangt haben. Was das Honorar betrifft, so stelle ich Ihnen den billigen Preis von 1 Louisd’or für den Druckbogen. In Betracht dessen nun, daß das Lied N. 3 nur ein Arrangement ist (welches ich gerne gratis gemacht haben will) so wollen wir es von der Bogenzahl abrechnen und wird dann der übrige Theil des Manuscripts mindestens 4 Druckbogen füllen [...] Seit meinem letzten Schreiben an Sie, mit welchem ich mir die Freiheit nahm, Ihnen den Klavierauszug meines Te Deum’s zur Ansicht zu schicken, bin ich hier in Posen (zum Besuch bei meinem Vater) und habe mich so gut unterhalten, wie es möglich ist; ich habe hier eine Messe geschrieben, welche an diesem Sonntag den 26t. im hiesigen Dom, dessen Einweihungsfest gefeiert wird, aufgeführt wird und dann will ich wieder nach Berlin zurück, um mein Te Deum aufzuführen. Den Klavierauszug bitte ich Sie nach Berlin an G. Bethge zu remittiren [...]“. – Ohne die erwähnte Beilage. – Papierbedingt etwas gebräunt; mit stärkeren Läsuren und kleineren Einrissen am linken und rechten Rand; Bl. 2 mit kl. Ausschnitt durch Siegelbruch (keine Textberührung und alt hinterlegt).
Die Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ hat Otto Nicolais Namen unsterblich gemacht, Nicolai stammte aus einer musikalischen Familie in Königsberg und kam mit 17 Jahren nach Berlin, wo er am Königlichen Institut für Kirchenmusik studierte. 1833 übernahm er die Organistenstelle an der preußischen Gesandtschaft in Rom und befasste sich vor allem mit den Werken der altitalienischen Klassiker, insbesondere Palestrinas.
1837 wurde Nicolai Kapellmeister und Gesangslehrer an der Hofoper in Wien. Ein Jahr später bekam Nicolai in Turin einen Opernauftrag für die Saison 1839/40 und führte mit großem Erfolg seine im italienischen Stil geschriebene Oper „Il Templatio“ auf. Ab 1841 wirkte er als erste Kapellmeister an der Wiener Hofoper und begründete zugleich die Philharmonischen Konzerte, bei denen unter anderem Beethovens Sinfonien aufgeführt wurden. 1848 siedelte der Komponist nach Berlin über. Dort wurde die Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ kurz vor seinem überraschenden Tod uraufgeführt. Sogar der König besuchte den Trauergottesdienst und ließ den Sarg Nicolais in seiner Kutsche zum Dorotheenstädtischen Friedhof II überführen.
„Die lustigen Weiber von Windsor“ (engl. The Merry Wives of Windsor) ist eine Komödie von William Shakespeare. Das Stück handelt von Sir John Falstaff, der in völliger Überschätzung seiner Wirkung auf Frauen gleich zweien die Ehe verspricht, um sie anschließend um ihr Geld zu betrügen. Nicolai übertrug das Schauspiel in eine komisch-fantastische Oper in drei Akten mit Tanz. Das Libretto verfasste Salomon Hermann Mosenthal. Bis heute hat das Werk aufgrund seiner musikalischen Qualitäten seinen Platz im Repertoire der Opernhäuser behaupten können. Giuseppe Verdi legte 1893 mit seinem Falstaff eine eigene Bearbeitung des Stoffes vor.
Auch Gustav Mahler führte die Oper mehrmals an der Wiener Hofoper auf. Seine Frau Fluth wurde von Marie Schoder-Gutheil gesungen, die er 1900 nach Wien holte. Es gibt einen amüsanten Brief, den Mahler-Experte Franz Willnauer in seinem Buch „Frauen um Mahler“ zitiert: Die Sängerin hat gerade ein Kind zur Welt gebracht und Mahler fragt, wann sie wieder auftreten wird. „[...] Als erstes Debut möchte ich die Frau Fluth singen! Die Rolle ist in jeder Beziehung außerordentlich günstig für den Zweck; ich habe immer größere Pausen, um auszuruhen, die Partie liegt mir sehr gut in der Stimmlage, sie setzt gleich lustig ein und ich bin sehr sicher, das ist die Hauptsache, denn die Rührung wird mich wohl an dem ersten Abend öfter überkommen. [...]” Zeitgenössische Autoren schrieben: „Was die Mildenburg für die Musiktragödie bedeutete, ist Marie Gutheil-Schoder zunächst für die Komödie geworden; wenn ihr jeder „Einschachtelung“ spottendes Naturell auch bald über all die Begrenzungen und Klassifizierungen hinauswuchs, bis zur Elvira, zur Iphigenie, zu der Hexe Venus, der roten Gred [...].”