Sammlung von 2 eigenh. Instruktionen mit U. ("Ludwig").
Autograph ist nicht mehr verfügbar
Bislang unveröffentlichte Schreiben an seinen engsten Vertrauten, den Marstallfourier Karl Hesselschwerdt, mit detaillierten Anweisungen hinsichtlich amouröser Zusammenkünfte Ludwigs mit begehrten jungen Männern: "Lieber Karl! Nachts gedenke ich zur Burg zu fahren, besorge dort Alles wie sonst, ich will aber mit Dir sprechen; sorge für Beleuchtung, Champagner, Vanille, Getränke, Musikkästen, auch muß es warm dort sein; wenn ich ankomme, muß die Laterne am Fuß der Treppe stehen, Du aber bleibe im Vorzimmer vor dem Arbeitszimmer (wo die Anderen stets warten), bis ich Dich vom Arbeitszimmer aus rufe. Auf dem Toilettetische im Schlafzimmer soll ein mit Wasser gefülltes Glas stehen [...]" (9. Januar 1884). Das undatierte Schreiben lautet: "Sage Ihm, daß ich Ihn so liebe, so an Ihm hänge, daß ich im Stande wäre Ihm einen Fußfall zu machen, wenn es gelten würde Ihn zu bitten, mir Seine Gesinnungen u. Gefühle immer treu zu bewahren u. damit stets Sein Herz mir zugewendet bleibt. Ich sende Ihm tausend Grüße [...]". - Hesselschwerdt (1840-1902) war schon 1864 in den königlichen Hofmarstallstab eingetreten; als Günstling des Königs avancierte er bald zu seinem De-facto-Haushofmeister. Trotz des in ihn gesetzten Vertrauens, an dem Ludwig bis zuletzt festhielt, bewahrte er dessen belastende Dokumente auf, paktierte mit den Kräften, die den König zu entmachten strebten, und war den Ärzten, die per Ferndiagnose dessen Regierungsunfähigkeit bescheinigen sollten, einer der wichtigsten Belastungszeugen. Die delikaten Handschreiben allerdings blieben im Familienbesitz: "Bis 1930 gehörten sie [Hesselschwerdts] Sohn Ludwig [...], dann bis 1942 seiner Tochter Josepha Kress, welche die Briefe - es waren über hundert - ihrer Enkelin vermachte. In den achtziger Jahren veräußerte die Urenkelin Karl Hesselschwerdts die Schriften an verschiedene Erwerber, unter anderem an einen Autographensammler, der 1996 verstarb" (Holzschuh, S. 137). Erst 1999 gelangte aus dieser letzteren Erbmasse ein Teil der Korrespondenz des Märchenkönigs mit seinem Faktotum in den Handel: Das vom Erwerber publizierte Konvolut von 27 Briefen belegte erstmals öffentlich die intime Rolle Hesselschwerdts nicht nur hinsichtlich Einrichtungsplänen, Geldsachen und anderen offiziösen Angelegenheiten, sondern auch bei der Orchestrierung der königlichen Erotik. - Spuren senkrechter Mittenfaltung. Wohlerhalten.