Otto Landsberg

Landsberg, Otto

Mitstreiter und Verteidiger Friedrich Eberts (1869-1957). Eigenh. Brief mit U. Berlin. 4 SS. auf Doppelblatt. 4to. Mit eh. adr. Kuvert.
1.200 € (48467)

An den Rabbiner Dr. Aron Heppner (1865-1938) in Breslau, der ihm zum Geburtstag geschrieben und dabei Gedanken geäußert hatte, die ihm am Grabe von Landsbergs Mutter in Ostrowo (Provinz Posen, wo Landsberg die Schule besucht hatte) gekommen waren: "[...] Es hat mich tief bewegt, daß Ihre Gedanken vom Grabe meiner Mutter den Weg zu mir genommen haben. Ich bin stolz auf die Treue, die mir Ihr Bekenntnis beweist. Ende 1926 habe ich den Ostrowoer Friedhof zuletzt besucht. Die Eindrücke, die ich auf der Wanderung durch die Stadt sammelte, waren niederdrückend.

Wie oberflächlich muß der deutsche Charakter der Stadt gewesen sein, wenn er sich in so kurzer Zeit völlig verwischen ließ! [...] Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß mich die gewohnheitsmäßige Schändung jüdischer Begräbnisstätten auf das schmerzlichste berührt. Das deutsche Strafgesetzbuch läßt für solche Untaten eine Höchststrafe von 3 Jahren Gefängnis, der neue Entwurf sogar eine solche von 5 Jahren zu. Sie sehen, daß das Gesetz Strenge gegen die Elenden ermöglicht, die die Ruhe der Toten stören. Im übrigen aber sage ich mir, wenn ich von einem neuen Akt des völkischen Vandalismus lese, immer wieder zum Troste: Können wir nicht stolz darauf sein, daß solches Gesindel uns mit Haß verfolgt? Und diese Betrachtung hilft mir über den Ekel hinweg [...]". - Der Adressat war als Rabbiner und Lehrer in Breslau tätig und leitete seit 1924 das dortige Gemeindearchiv. Zudem forschte er zur jüdischen Geschichte seiner Geburtsprovinz Posen, später zu der von Breslau. - Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf; etwas fleckig und lichtrandig und mit einem kleinen Einriß im Mittelfalz..

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