Cornelius Jansen

Jansen, Cornelius

Theologe und Bischof von Ypern (1585-1638). Eigenh. Brief (Entwurf?) o. U. Löwen. 04.10.1635. 1¾ SS. Folio.
4.500 € (31920/BN21431)

Unveröffentlichter Brief an den Rechtsgelehrten Gérard de Courselle (Corselius), Mitglied des Großen Rates zu Mecheln, über seinen Vermittlungsversuch in einer Auseinandersetzung um das Löwener "Collegium Baianum". Es galt zu verhindern, daß die juristische Fakultät, die traditionell einen der beiden Präsidenten des Kollegs stellte, aus dem Präsidium verdrängt wurde. Über gewisse Absichten des theologischen Dekans beunruhigt, hatte Corselius den derzeitigen Universitätsrektor Jansenius gebeten, sich vermittelnd einzuschalten.

Jansenius berichtet nun, daß Mercerus (d. i. der Löwener Theologieprofessor Guillaume Merchier, 1572-1639) nicht bereit sei einzulenken und sich auch nicht durch die Voten der beiden Fakultäten umstimmen lasse. Auf Jansenius' Vorschlag, die Angelegenheit doch Schiedsrichtern in Löwen, Brüssel und Mecheln zu übertragen, habe er erklärt, einen Advokaten befragen zu wollen. Mercerus wolle wohl einen Verwandten in das Präsidentenamt bringen: "[...] Collegium Baianum mihi caro erit quam maxime. Sed vereor ut E. D. Mercerus non permittat. Nam quamvis Facultates S. Theol. et V. Juris perspicuum ius sibi competere putent ac dicant, perstat tamen immobilis. Egi cum ipso diu hesterna die, ut saltem rem istam, arbitris committi sineret Lovanii, Bruxellae, Mechliniae; nec scio an aliquid profecerim. Consilium enim ab advocato se petiturum afferebat [...] Agam quicquid potuero, ut Collegio bene provideatur [...]". - Weiters bittet er Corselius, sich für die Verleihung einer erledigten Präbende an seinen Neffen zu verwenden, einen jungen Priester, dessen Unterhalt seit Jahren ganz von ihm getragen werde; am Abend des Vortags sei in Löwen ein Kanoniker der Stiftskriche St. Peter gestorben: "Defunctus est hic heri sub vesperam D. Medardus Canonicus S. Petri, cuius praebenda spectat ad Collationem Principis. Nepotem habeo Joannem Janssenium sacerdotem, graecae linguae peritum, Theologiae mediocriter, cui per annum circiter operam navat. Sustentationem ei iam multos annos ex asse confero. Si Amplitudo v. dignaretur eum verbulo [...] commendare, rem mihi faceret pergratam. Merita ipsius affere non possum, nisi unicum bene merendi desiderium, quod ostendit, quando manu propria Exemplar illud Armacani, quod Amplitudo vestra legit, exaravit [...]". - Unter dem Pseudonym "Armacanus" hatte Jansenius im selben Jahr seinen "Mars Gallicus" veröffentlicht, jene aufsehenerregende Schrift gegen die Unterstützung der deutschen und niederländischen Protestanten durch Frankreich. Zum Dank dafür verlieh ihm der spanische König Philipp IV. die Bischofswürde von Ypern. - Die Unterschrift "C. Janssenus" ist offensichtlich nicht autograph und wurde von anderer Hand knapp unter die letzte Zeile gesetzt. - Bei dem hier vorliegenden Brief handelt es sich um einen bislang nicht nachweisbaren Brief, den Jansenius in einem anderen, vom selben Tag datierenden Schreiben an Corselius erwähnt (vgl. Orcibal Nr. 205). - Von größter Seltenheit. - Am oberen und unteren Rand unbeschnitten, am rechten Rand stärker gebräunt und fleckig, sonst wohlerhalten..

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