Humboldt, Wilhelm von
Gelehrter und preußischer Staatsmann; Mitbegründer der vergleichendenSprachwissenschaft (1767-1835). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Paris. 2 1⁄3 pp. 4to. Mit Blindsiegel und Adresse (Ausschnitt an der Siegelstelle alt ausgebessert).
6.800 €
(87979)
Inhaltsreicher Brief an seinen Berliner Verleger Friedrich Vieweg. Wilhelm von Humboldt hielt sich zu dieser Zeit zu Studienzwecken in Paris auf. Sein Bruder Alexander, der im Oktober 1798 von Paris aus zu seiner Südamerika-Reise aufgebrochen war, hatte ihm aufgetragen, den Druck zweier Werke zu besorgen, die während seiner Zeit als Bergbeamter im preußischen Staatsdienst entstanden waren.
„Ich eile, mein liebster Freund, Ihnen vorläufig den Abzug der beiden Mspte meines Bruders“ („Ueber die unterirdischen Gasarten“ und „Versuche über die chemische Zerlegung des Luftkreises“) „zu melden.
Zuerst den über die Grubenwetter. Sie erhalten es um so viel später, daß ich Ihnen nothwendig deshalb meine Entschuldigung machen muß. Indeß werden Sie gleich hören, daß es nicht meine Schuld ist. Mein Bruder hatte nemlich die redaction eines Theils dieser Schrift u. die Durchsicht des Ganzen dem Hrn. D. Fischer […] aufgetragen. Gerade als dieser im Anfange dieser Arbeit war, im Monat November v.J. erhielt er unerwartet einen Ruf als Prof. der Naturgeschichte bei der CentralSchule in Mainz […] Ich erhielt sie daher erst gegen Ende Januar u. die Zeit, die seither verstrichen ist, benutzte ich, um das Werkchen, auch einmal, wie mich mein Bruder drum gebeten hatte, durchzusehen. Jetzt ist es […] so weit zum Druck fertig […] “ Inhaltlich müssten allerdings noch eventuelle Korrekturen des Naturforschers Johann Friedrich Zöllner, Humboldts Privatlehrer, berücksichtigt werden. „[…] Ueber Format u. Art des Drucks hat Alexander mir keine besondren Vorschriften zurükgelassen […] Das Wichtigste ist jetzt nur, es zur Ostermesse fertig zu schaffen. Daran weiß ich, liegt meinem Bruder sehr viel […] Jetzt da ich dies Buch selbst gelesen habe, kann ich Ihnen mit Grund dazu Glück wünschen. Ich glaube, es muß ein sehr großes Publikum finden, da es theils alle Berbaukundigen theils die Chemiker u. Physiker interessirt u. selbst einem Laien in beiden Fächern nicht uninteressant seyn kann.
Soviel über dies Mscpt. – Von dem zweiten, der chemischen Abhandlung, empfangen Sie leider jetzt nur einen, jedoch bei weitem den größten Theil […]“ Er müsse jedoch um einen „sorgfältigen Corrector bitten; denn theils ist die Handschrift […] undeutlich, theils sind viel Ungleichheiten in der Orthographie, die ich mit Fleiß nicht habe alle corrigiren mögen, um nicht die Handschrift noch undeutlicher zu machen […]
Wie steht es mit meiner Schrift, mein lieber Freund? Ich wiederhole meine Bitte, mir, sobald sie abgedruckt ist, Ein […] Exemplar durch eine schnellere Gelegenheit […] g.f. Hrn. Cotta u. Hinrichs zu übersenden […] Mit dem Druck des Condorect geht es seinen Gang fort. Cramer“ (der nach der Revolution nach Paris übergesiedelte Buchdrucker Carl Friedrich C.) „giebt sich alle ersinnliche Mühe und Sie sind ihm […] nicht wenig Dank schuldig […]
“
„meine Schrift“: wohl der erste Teil der „Ästhetischen Versuche über Goethes Hermann und Dorothea“, der im selben Jahr bei Vieweg erschien..