Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Philosoph, 1770-1831

Hegel gilt als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus. Sein Werk erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. Es zählt zu den wirkmächtigsten Werken der neueren Philosophiegeschichte und wurde zum Ausgangspunkt zahlreicher anderer Strömungen in Wissenschaftstheorie, Soziologie, Historie, Theologie, Politik, Jurisprudenz und Kunsttheorie. Insbesondere Karl Marx wurde durch Hegels Philosophie geprägt, Hegels Philosophie wurde daher einer der zentralen Ausgangspunkte für den Dialektischen Materialismus, der zum Wissenschaftlichen Sozialismus führte.

Quelle: Wikipedia

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Philosoph (1770-1831). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Berlin. 3 3/4 pp. gr.-4to. Leichter Tintenfraß (Verlust eines Wortes und einiger Buchstaben), kleine Schadstellen mit Transparentpapier unterlegt.
35.000 € (74628)

Langer und inhaltsreicher Brief an seinen Freund, den Philosophen und Theologen (Friedrich Immanuel Niethammer) in München, der sich seit Langem, der bayerischen Verhältnisse überdrüssig, um einen Wechsel in ein protestantisch regiertes Land bemühte. Hegel, seit dem vergangenen Oktober Professor in Berlin, bedauert, nicht helfen zu können; für die neugegründete Bonner Universität „verlangt man vor Allem berühmte, gemachte Nahmen“ und in Berlin „sind solche absolute Philologen, daß da kein anderer mit einem Worte vor- und aufkommen kann“; schon gar keine Aussicht bestehe auf eine Niethammers bayerischem Amt vergleichbare Position in der preußischen Kultusbehörde. „So werth mir, teuerster Freund, Ihr Brieff […] war, […] so schmerzlich war mir darin die fortdauernde Unzufriedenheit mit Ihrer Amtslage – und noch schmerzlicher meine Unvermögenheit, Ihnen darauf etwas zu einer Aussicht Führendes zu erwiedern […] Ich habe hier Niemand, dem ich mich darüber hätte eröfnen können außer Marheinike [sic!] […] der ungefähr ebenso wie ich in der Peripherie oder viel- mehr ausser derselben, ohne Beziehung auf die wirksame und bewirkende Sphäre steht.

– Wenn es um eine Professur in Bonn zu thun wäre, so ließe sich noch ein directes Wort anbringen, denn da soll noch immer guter Rath theuer seyn; ich habe in dieser Beziehung einmal zu reden gehabt, aber gesehen, wie es damit geht. – Es gibt der Räthe so viel von allen Seiten, deren jeder sein eigenes Urtheil und Stimme hat, und es eher übel nimmt, wenn man von solcher Angelegenheit spricht, als daß er sich dessen bedürftig fühlte; ohnehin stehe ich auch mit keinem solchen in Zusammenhang. – Sie wissen selbst, bey Anstellung eines Professors auf einer Universität erwekt sich nicht diese Umsicht von allen Seiten, und man geht leicht auf […] den Mann vom Fach; ein Anderes ist mit Geschäftsmännern, hier sind alle die, die desgleichen sind, vom Fach; vollends gehört ein Zusammenfluß eigenthümlicher Umstände dazu, daß sich ein Ruff eines Geschäftsmanns u. zwar in einer obern Behörde aus der obern Behörde eines andern Landes heraus, mache ... – An Interesse fehlte es freylich eigentl. nicht; im geistl. Departement sollen sie ihre liebe Noth mit dem kathol. Rath (Ob. Reg. Schmedding, auch Prof. des kanon. Rechts an hies. Univers.) haben, – er ist, wie Marheinike sagte, wegen dessen, was Sie in Bayern gethan, nicht Ihr Freund […] Ich muß Ihnen auch noch eine kurze Notiz von der complicirten Zusammensetzung unserer obern Ernennungsmaschine geben – Zuerst ist das Departement mit dem Minister an der Spitze, dann kommt der Staatskanzler mit seinen referirenden Räthen (woher schon Professoren ernannt worden seyn sollen, ohne daß das Ministerium etwas davon wußte –) dann die Persönlichkeit des Königs“ (Friedrich Wilhelm III.) „nicht nur mit seinen individuellen, oft sehr entschiedenen Ansichten über Sachen u. Personen, sondern auch mit seinen Kabinetsräthen. Bey einer einfachern Sache – wie etwa die Ernennung eines Professors, geht die Sache wohl etwa ungehindert seinen Gang; aber wo eine wichtigere Rüksicht eintritt, – wie bey einer höhern GeschäftsStelle gewiß der Fall ist, übt ohne Zweifel jede Instanz ihre eigne Wirksamkeit aus ... Aber genug von diesem mir wie gesagt sehr schmerzlichen Punkte, u. umso schmerzlicher für mich, da ich Ihnen soviel, ja vielleicht Alles meines äussern Zustands schuldig bin, und an mir die Reihe wäre zu vergelten […]“ Im Folgenden über seine Lebensumstände in Berlin. „[…] Es ist überall ein eigenthümlicher Zustand; für einen ankommenden ist der Charakter der hiesigen Weise nicht ansprechend, – ein Auseinanderfallen der Menschen bey vielem gesellschaftlichen, d. h. schmaußendem Leben, – u. zwar an regelmässigen Wochentagen, zu deren vielen man in der Woche kommen kann, wenn es einem darum zu thun ist; ausser dem Schmaußen aber hat dann […] jeder zur Noth noch so viel Zeit s. Geschäfft zu beschicken. – Wir leben häuslich in Familienzufriedenheit zusammen, und ich habe insofern seit langen Jahren nicht eine so ruhige Zufriedenheit bei ordentlichem Auskommen genoßen. Als Professor habe ich nur den Anfang gemacht, es ist aber noch viel an mir u. an der Sache zu thun übrig […] – auf die Leipzigermeße soll ich noch ein Buch schreiben (mein Naturrecht in §§). Jacobi’s Tod hat mich ausser dem persönlichen Schmerz auch darum überfallen, daß wie Sie schreiben, er öfters nach Nachrichten von mir gefragt und nun keine von mir aus Berlin mehr erhalten hat. Man fühlt sich immer verlaßen, je mehr dieser alten Stämme, zu denen [man] von Jugend an hinaufgeschaut hat, eingehen; er war einer von denen, die einen Wendepunkt der geistigen Bildung der Zeit sowie der Individuen formirten und die für die Welt, in der wir uns unsere Existenz vorstellen, einer der festen Halter waren […]“ Darunter und am linken Rand eine längere Nachschrift seiner Frau Marie geb. v. Tucher. „[…] Es war nicht recht daß wir so lange schweigen konnten, aber […] es war mir auch anfangs gar nicht um das Jubeln in die Welt hinaus zu thun, u. besser ists schweigen als klagen – Zeit, Gewohnheit u. guter Wille hat indeß darüber weggeholfen – ich sehe meinen Hegel zufrieden in seinem Beruf, heiter bei mir u. den Kindern u. anerkannt – u. das geht einer honeten Frau eigentl. über alles […]“ Niethammer war 1808 von Montgelas als bayerischer Zentralschulrat und Oberkirchenrat mit der Ausarbeitung eines neuen Lehrplanes für die Gymnasien beauftragt worden und hatte sogleich für Hegel die Ernennung zum Professor am Nürnberger Realgymnasium erwirkt. Hoffmeister Nr. 355 (mit kleineren Abweichungen vom Original)..

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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Philosoph (1770-1831). Eigenh. Brief mit U. ("Hegel"). Heidelberg. 11.09.1818. 2¼ SS. auf Doppelblatt mit eh. Adresse verso (Faltbrief). 8vo.
48.000 € (73926/BN47852)

An den Buchhändler Friedrich Frommann in Jena über seinen "Reiseplan nach Berlin" anlässlich seiner Berufung an die Berliner Universität. Hegel wollte, von Heidelberg kommend, in Jena Station machen, um die alten Freunde wiederzusehen: "Meinen Reiseplan nach Berlin habe ich von Anfang so genommen, daß ich Sie, lieber Freund, und die lieben Ihrigen wieder sehe; - Ihre freundliche Einladung bey Ihnen - mit Maus und Mann, wie noch Mde. Bohn schreibt, abzusteigen, ist uns durch diese mehreremahle wiederhohlt worden, daß ich es mir selbst übelnehmen müßte, wenn ich diese herzliche Einladung nicht annähme, und mir es so erschwerte, etliche trauliche Tage bey Ihnen zuzubringen.

Aber Sie haben sich u. am meisten der Frau damit einen großen Brast auf den Hals geladen; ich komme mit Frau u. 2 Kindern (außer Ludwig, den Mde. Bohn übernehmen will) u. der Magd. Richten Sie aber alles ohne Gene ein, ein Theil kann im Wirthhaus bleiben. Donnerstags, wahrscheinlich aber Freytags, den 18ten, werde ich von hier abgehen, u. dächte Dienstag den 22ten bey Ihnen einzutreffen; es kann aber auch Mittwoch daraus werden; fest läßt sich unsere Abreise noch nicht bestimmen. Alle übrige mündlich - Göthe hoffe ich auch in Jena zu treffen; auf 2 Tage bey Ihnen zu liegen ist unsere Rechnung; indeß ein hertzliches Lebewohl, u. Grüße von uns an alle Ihrigen / Ihr / Hegel". - In Goethes Tagebuch werden am 23. September 1818 als Besucher genannt: "Prof. Hegel und Frau, von Heidelberg nach Berlin gehend." Madame Bohn war Frommanns Schwägerin, in deren Jenaer Knabeninstitut Hegels unehelicher Sohn Ludwig (bis 1817) erzogen wurde. - Mit Empfängernotiz verso. Sehr schön erhalten..

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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Philosoph (1770-1831). Eigenh. Schriftstück mit U. [Berlin]. 27.06.1822. 1 S. Qu.-kl.-8vo.
7.500 € (84239/BN54739)

Eine Buchbestellung "an die Nicolaische Buchhandlung": "Schelver Lebens u. Formengeschichte der Pflanzen | Der deutsche Gilblas - von Göthe | bittet sich aus | Prof. Hegel". - Die "Lebens- und Formgeschichte der Pflanzenwelt" des deutschen Arztes, Botanikers und Naturphilosophen Franz Joseph Schelver war eben bei Engelmann in Heidelberg erschienen. "Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers / von ihm selbst verfasst" war gleichfalls in diesem Jahr erschienen.

Sachse war seit dem Jahr 1800 Bibliotheksdiener in der Weimarer Bibliothek unter Goethe, der auch das Vorwort zum "Deutschen Gil Blas" verfasst hatte. - Stellenweise leicht gebräunt und mit Spuren alter Montage verso..

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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Philosoph (1770-1831). Eigenh. Mitteilung mit U. [Berlin]. 1 S. Qu.-8vo.
8.500 € (89145/BN59224)

An einen Buchhändler oder Bibliothekar mit der Zusage einer Abnahme von Mailáths eben erscheinender Geschichte des ungarischen Volks: "Die Geschichte der Magyaren will ich behalten". - Der aus Pest gebürtige Historiker und Schriftsteller Johann Mailáth (Graf Mailáth von Székhely), dessen "Geschichte der Magyaren" von 1828 bis 1831 in fünf Bänden gedruckt werden sollte, wurde Jahre später (1853) von Herzog Maximilian in Bayern als Geschichtslehrer für seine damals schon mit Kaiser Franz Joseph I.

verlobte Tochter Elisabeth engagiert. Da seine finanzielle Situation trotz dieser Anstellung immer unhaltbarer wurde, wählte er im Jänner 1855 zusammen mit seiner Tochter Henriette den Freitod: "Am 3. Jänner entfernten sich beide, Vater und Tochter, von München und fanden, an den Armen aneinander gebunden, wie im Leben so im Tode vereint im Starenberger-See ihren Untergang. Sie wurden Beide am 4. Jänner bei Ammerland herausgezogen. Sie waren mit einem großen Tuche fest an einander gebunden und hatten die Taschen mit Steinen gefüllt" (Wurzbach XVI, 302)..

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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

E. unterfertigte „Censur des Johann Christoph Sigmund Lechner“
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Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Philosoph. E. unterfertigte „Censur des Johann Christoph Sigmund Lechner“, Nürnberg, 2. September 1814, ½ Seite Folio. Mit papiergedecktem Siegel. – Bestätigt in seiner Eigenschaft als Direktor des Nürnberger Ägidiengymnasiums, dem er seit 1808 vorstand, mit seiner Unterschrift die „Beglaubigung der Abschrift“. Lechner, ein Schüler der Unterklasse, „[v]erbindet mit einem treuen Gedächtniß großen und beharrlichen Fleiß. Doch ist ihm eine strengere Aufmerksamkeit zu empfehlen. In den alten Sprachen hat er sehr gute, in der Philosophie gute und in dem französischen mittelmäßige Fortschritte gemacht. Sein sittliches Betragen verdient gerechtes Lob.“ – Papierbedingt leicht gebräunt und gering fleckig.